Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Continuatio des abentheurlichen Simplicissimi Oder Der Schluß desselben. Nürnberg, 1669.

Bild:
<< vorherige Seite

kommen; warauff der Corporal dem Feldmarschall/
der sich auch zu ihm in den Lauffgraben begeben ge-
habt/ einen Schweitzer auß des Printzen Quarti ge-
wisen/ auff welchen er gezielt/ und denselben derge-
stalt getroffen/ daß er über und düber geburtzelt;
warauß dann handgreifflich abzunehmen gewesen/
daß etwas an der Sach sey/ daß nemblichen kein
Fürst von Savoya von Büchsen-Schüssen getroffen
oder beschädigt werden möge; ob nun solches auch
durch dergleichen Künste zugienge oder ob vielleicht
dasselbe hohe Fürstl. Hauß ein absenderliche Gnad
von Gott habe/ weil es wie man sagt/ auß dem Ge-
schlecht deß Königlichen Propheten Davids ent-
sprossen/ köndte er nicht wissen.

Jch antwortet/ so weiß ichs auch nicht; aber
diß weiß ich gewiß/ daß die verzaichnete Künste na-
türlich und keine Zauberey seyn/ und wann er ja
solches nicht glauben wolte/ so solte er mir nur sagen
welche er vor die verwunderlichste und ohnmüglich-
ste halte/ so wolte ich ihm dieselbige gleich probiren
doch so ferne es eine sey/ die nicht längere Zeit und
andere Gelegenheit erfordere/ als ich übrig hätte
solche ins Werck zusetzen/ weil ich gleich fort wan-
dern: und meine vorhabende Raiß befürdern mü-
ste; darauff sagte er/ diß kame ihm am unmöglichsten
vor/ daß das Büchsen-Pulver nicht brennen soll/
wann Feur darzu komme/ ich würde dann zuvor
das Pulver ins Wasser schütten; wann ich solches
natürlicher Weiß so probiren könne/ so wolle er von
den andern Künsten allen/ deren gleichwol über die
60. waren/ glauben was er nicht sehe/ und vor sol-
cher Prob nicht glauben könne; ich antwortet/ er

solte

kommen; warauff der Corporal dem Feldmarſchall/
der ſich auch zu ihm in den Lauffgraben begeben ge-
habt/ einen Schweitzer auß des Printzen Quarti ge-
wiſen/ auff welchen er gezielt/ und denſelben derge-
ſtalt getroffen/ daß er uͤber und duͤber geburtzelt;
warauß dann handgreifflich abzunehmen geweſen/
daß etwas an der Sach ſey/ daß nemblichen kein
Fuͤrſt von Savoya von Buͤchſen-Schuͤſſen getroffen
oder beſchaͤdigt werden moͤge; ob nun ſolches auch
durch dergleichen Kuͤnſte zugienge oder ob vielleicht
daſſelbe hohe Fuͤrſtl. Hauß ein abſenderliche Gnad
von Gott habe/ weil es wie man ſagt/ auß dem Ge-
ſchlecht deß Koͤniglichen Propheten Davids ent-
ſproſſen/ koͤndte er nicht wiſſen.

Jch antwortet/ ſo weiß ichs auch nicht; aber
diß weiß ich gewiß/ daß die verzaichnete Kuͤnſte na-
tuͤrlich und keine Zauberey ſeyn/ und wann er ja
ſolches nicht glauben wolte/ ſo ſolte er mir nur ſagen
welche er vor die verwunderlichſte und ohnmuͤglich-
ſte halte/ ſo wolte ich ihm dieſelbige gleich probiren
doch ſo ferne es eine ſey/ die nicht laͤngere Zeit und
andere Gelegenheit erfordere/ als ich uͤbrig haͤtte
ſolche ins Werck zuſetzen/ weil ich gleich fort wan-
dern: und meine vorhabende Raiß befuͤrdern muͤ-
ſte; darauff ſagte er/ diß kame ihm am unmoͤglichſten
vor/ daß das Buͤchſen-Pulver nicht brennen ſoll/
wann Feur darzu komme/ ich wuͤrde dann zuvor
das Pulver ins Waſſer ſchuͤtten; wann ich ſolches
natuͤrlicher Weiß ſo probiren koͤnne/ ſo wolle er von
den andern Kuͤnſten allen/ deren gleichwol uͤber die
60. waren/ glauben was er nicht ſehe/ und vor ſol-
cher Prob nicht glauben koͤnne; ich antwortet/ er

ſolte
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0080"/>
kommen; warauff der <hi rendition="#aq">Corporal</hi> dem Feldmar&#x017F;chall/<lb/>
der &#x017F;ich auch zu ihm in den Lauffgraben begeben ge-<lb/>
habt/ einen Schweitzer auß des Printzen Quarti ge-<lb/>
wi&#x017F;en/ auff welchen er gezielt/ und den&#x017F;elben derge-<lb/>
&#x017F;talt getroffen/ daß er u&#x0364;ber und du&#x0364;ber geburtzelt;<lb/>
warauß dann handgreifflich abzunehmen gewe&#x017F;en/<lb/>
daß etwas an der Sach &#x017F;ey/ daß nemblichen kein<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;t von <hi rendition="#aq">Savoya</hi> von Bu&#x0364;ch&#x017F;en-Schu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en getroffen<lb/>
oder be&#x017F;cha&#x0364;digt werden mo&#x0364;ge; ob nun &#x017F;olches auch<lb/>
durch dergleichen Ku&#x0364;n&#x017F;te zugienge oder ob vielleicht<lb/>
da&#x017F;&#x017F;elbe hohe Fu&#x0364;r&#x017F;tl. Hauß ein ab&#x017F;enderliche Gnad<lb/>
von Gott habe/ weil es wie man &#x017F;agt/ auß dem Ge-<lb/>
&#x017F;chlecht deß Ko&#x0364;niglichen Propheten Davids ent-<lb/>
&#x017F;pro&#x017F;&#x017F;en/ ko&#x0364;ndte er nicht wi&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
        <p>Jch antwortet/ &#x017F;o weiß ichs auch nicht; aber<lb/>
diß weiß ich gewiß/ daß die verzaichnete Ku&#x0364;n&#x017F;te na-<lb/>
tu&#x0364;rlich und keine Zauberey &#x017F;eyn/ und wann er ja<lb/>
&#x017F;olches nicht glauben wolte/ &#x017F;o &#x017F;olte er mir nur &#x017F;agen<lb/>
welche er vor die verwunderlich&#x017F;te und ohnmu&#x0364;glich-<lb/>
&#x017F;te halte/ &#x017F;o wolte ich ihm die&#x017F;elbige gleich probiren<lb/>
doch &#x017F;o ferne es eine &#x017F;ey/ die nicht la&#x0364;ngere Zeit und<lb/>
andere Gelegenheit erfordere/ als ich u&#x0364;brig ha&#x0364;tte<lb/>
&#x017F;olche ins Werck zu&#x017F;etzen/ weil ich gleich fort wan-<lb/>
dern: und meine vorhabende Raiß befu&#x0364;rdern mu&#x0364;-<lb/>
&#x017F;te; darauff &#x017F;agte er/ diß kame ihm am unmo&#x0364;glich&#x017F;ten<lb/>
vor/ daß das Bu&#x0364;ch&#x017F;en-Pulver nicht brennen &#x017F;oll/<lb/>
wann Feur darzu komme/ ich wu&#x0364;rde dann zuvor<lb/>
das Pulver ins Wa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;chu&#x0364;tten; wann ich &#x017F;olches<lb/>
natu&#x0364;rlicher Weiß &#x017F;o probiren ko&#x0364;nne/ &#x017F;o wolle er von<lb/>
den andern Ku&#x0364;n&#x017F;ten allen/ deren gleichwol u&#x0364;ber die<lb/>
60. waren/ glauben was er nicht &#x017F;ehe/ und vor &#x017F;ol-<lb/>
cher Prob nicht glauben ko&#x0364;nne; ich antwortet/ er<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;olte</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0080] kommen; warauff der Corporal dem Feldmarſchall/ der ſich auch zu ihm in den Lauffgraben begeben ge- habt/ einen Schweitzer auß des Printzen Quarti ge- wiſen/ auff welchen er gezielt/ und denſelben derge- ſtalt getroffen/ daß er uͤber und duͤber geburtzelt; warauß dann handgreifflich abzunehmen geweſen/ daß etwas an der Sach ſey/ daß nemblichen kein Fuͤrſt von Savoya von Buͤchſen-Schuͤſſen getroffen oder beſchaͤdigt werden moͤge; ob nun ſolches auch durch dergleichen Kuͤnſte zugienge oder ob vielleicht daſſelbe hohe Fuͤrſtl. Hauß ein abſenderliche Gnad von Gott habe/ weil es wie man ſagt/ auß dem Ge- ſchlecht deß Koͤniglichen Propheten Davids ent- ſproſſen/ koͤndte er nicht wiſſen. Jch antwortet/ ſo weiß ichs auch nicht; aber diß weiß ich gewiß/ daß die verzaichnete Kuͤnſte na- tuͤrlich und keine Zauberey ſeyn/ und wann er ja ſolches nicht glauben wolte/ ſo ſolte er mir nur ſagen welche er vor die verwunderlichſte und ohnmuͤglich- ſte halte/ ſo wolte ich ihm dieſelbige gleich probiren doch ſo ferne es eine ſey/ die nicht laͤngere Zeit und andere Gelegenheit erfordere/ als ich uͤbrig haͤtte ſolche ins Werck zuſetzen/ weil ich gleich fort wan- dern: und meine vorhabende Raiß befuͤrdern muͤ- ſte; darauff ſagte er/ diß kame ihm am unmoͤglichſten vor/ daß das Buͤchſen-Pulver nicht brennen ſoll/ wann Feur darzu komme/ ich wuͤrde dann zuvor das Pulver ins Waſſer ſchuͤtten; wann ich ſolches natuͤrlicher Weiß ſo probiren koͤnne/ ſo wolle er von den andern Kuͤnſten allen/ deren gleichwol uͤber die 60. waren/ glauben was er nicht ſehe/ und vor ſol- cher Prob nicht glauben koͤnne; ich antwortet/ er ſolte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_continuatio_1669
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_continuatio_1669/80
Zitationshilfe: Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Continuatio des abentheurlichen Simplicissimi Oder Der Schluß desselben. Nürnberg, 1669, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_continuatio_1669/80>, abgerufen am 24.11.2024.