Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Deß Weltberuffenen SIMPLICISSIMI Pralerey und Gepräng mit seinem Teutschen Michel. [Nürnberg], 1673.heimlich ins Ohr / oder offentlich ins Gesicht / oder hinterrucks nachsagen / Simplex nimb dich selbst bey der Nasen; Mein Freund / du thätest mir ererst recht; aber wisse / daß ichs mache wie die gute Prediger / die in Bestraffung der Laster kein Blat vors Maul nemmen / sonder nicht stillschweigen können / wann sie gleich wissen / daß sie sich selbsten offt / ja mehr als offt treffen; und wol einem solchen / der beflissen ist / auff diese Weiß sowol sich selbsten als seine Zuhörer zu bessern. Hieher gehöret auch die vierdte Art der groben Knollfincken / die weder in die Schuel: noch ihr Lebtag weiter als ein Mühlkarch kommen; sondern wann sie etwan hier oder dort von gelehrten gereisten unnd sonst Sprachkündigen Leuthen ein frembd Wort mit ihren Esels-Ohren erschnappt und vermeintlich in ihr unpolliertes Hirn recht gefast haben / solches hernach geschicklich anbringen wollen; wann sie nemblich andern weit geschicktern und verständigern Leuthen als sie nimmermehr nicht werden können / weisen wollen / daß sie keine heimlich ins Ohr / oder offentlich ins Gesicht / oder hinterrucks nachsagen / Simplex nimb dich selbst bey der Nasen; Mein Freund / du thätest mir ererst recht; aber wisse / daß ichs mache wie die gute Prediger / die in Bestraffung der Laster kein Blat vors Maul nemmen / sonder nicht stillschweigen können / wann sie gleich wissen / daß sie sich selbsten offt / ja mehr als offt treffen; und wol einem solchen / der beflissen ist / auff diese Weiß sowol sich selbsten als seine Zuhörer zu bessern. Hieher gehöret auch die vierdte Art der groben Knollfincken / die weder in die Schuel: noch ihr Lebtag weiter als ein Mühlkarch kommen; sondern wann sie etwan hier oder dort von gelehrten gereisten unnd sonst Sprachkündigen Leuthen ein frembd Wort mit ihren Esels-Ohren erschnappt und vermeintlich in ihr unpolliertes Hirn recht gefast haben / solches hernach geschicklich anbringen wollen; wann sie nemblich andern weit geschicktern und verständigern Leuthen als sie nimmermehr nicht werden können / weisen wollen / daß sie keine <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0070" n="60"/> heimlich ins Ohr / oder offentlich ins Gesicht / oder hinterrucks nachsagen / <hi rendition="#aq">Simplex</hi> nimb dich selbst bey der Nasen; Mein Freund / du thätest mir ererst recht; aber wisse / daß ichs mache wie die gute Prediger / die in Bestraffung der Laster kein Blat vors Maul nemmen / sonder nicht stillschweigen können / wann sie gleich wissen / daß sie sich selbsten offt / ja mehr als offt treffen; und wol einem solchen / der beflissen ist / auff diese Weiß sowol sich selbsten als seine Zuhörer zu bessern.</p> <p>Hieher gehöret auch die vierdte Art der groben Knollfincken / die weder in die Schuel: noch ihr Lebtag weiter als ein Mühlkarch kommen; sondern wann sie etwan hier oder dort von gelehrten gereisten unnd sonst Sprachkündigen Leuthen ein frembd Wort mit ihren Esels-Ohren erschnappt und vermeintlich in ihr unpolliertes Hirn recht gefast haben / solches hernach geschicklich anbringen wollen; wann sie nemblich andern weit geschicktern und verständigern Leuthen als sie nimmermehr nicht werden können / weisen wollen / daß sie keine </p> </div> </body> </text> </TEI> [60/0070]
heimlich ins Ohr / oder offentlich ins Gesicht / oder hinterrucks nachsagen / Simplex nimb dich selbst bey der Nasen; Mein Freund / du thätest mir ererst recht; aber wisse / daß ichs mache wie die gute Prediger / die in Bestraffung der Laster kein Blat vors Maul nemmen / sonder nicht stillschweigen können / wann sie gleich wissen / daß sie sich selbsten offt / ja mehr als offt treffen; und wol einem solchen / der beflissen ist / auff diese Weiß sowol sich selbsten als seine Zuhörer zu bessern.
Hieher gehöret auch die vierdte Art der groben Knollfincken / die weder in die Schuel: noch ihr Lebtag weiter als ein Mühlkarch kommen; sondern wann sie etwan hier oder dort von gelehrten gereisten unnd sonst Sprachkündigen Leuthen ein frembd Wort mit ihren Esels-Ohren erschnappt und vermeintlich in ihr unpolliertes Hirn recht gefast haben / solches hernach geschicklich anbringen wollen; wann sie nemblich andern weit geschicktern und verständigern Leuthen als sie nimmermehr nicht werden können / weisen wollen / daß sie keine
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Zitationshilfe: | Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Deß Weltberuffenen SIMPLICISSIMI Pralerey und Gepräng mit seinem Teutschen Michel. [Nürnberg], 1673, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_michel_1673/70>, abgerufen am 16.02.2025. |