Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Deß Weltberuffenen SIMPLICISSIMI Pralerey und Gepräng mit seinem Teutschen Michel. [Nürnberg], 1673.ernsthafften und nutzlichen Sachen discurirt hätten; vornemblich weil wir wenig daran gedachten / daß man von einem jedem unnützen Wort Rechenschafft geben muß. Aber besser mißredet als mißthan; hab ich mir doch von einem hochgelehrten tieffsinnigen Mann erzehlen lassen / daß selbiger bey einer Mahlzeit / da er ein Stuck Fleisch auß der Schüssel auff den Deller nehmen: und zugleich auff den Boden speyen wollen / das Fleisch wider die Erde geschmissen / und hingegen auff den Deller gespyhen. Caput IX. Von denen so sich unwissend eigne Sprichwörter angewehnen / und was sich deßwegen offt für lächerliche Schick zutragen. Es seynd ihrer vil / die nehmen unvermerckt sonderbare Wörter und Sprüch an sich / welche sie ihnen dermassen angewehnen und in ihrem Maul so läuffig machen / daß sie selbige endlich in allen ihren ernsthafften und nutzlichen Sachen discurirt hätten; vornemblich weil wir wenig daran gedachten / daß man von einem jedem unnützen Wort Rechenschafft geben muß. Aber besser mißredet als mißthan; hab ich mir doch von einem hochgelehrten tieffsinnigen Mann erzehlen lassen / daß selbiger bey einer Mahlzeit / da er ein Stuck Fleisch auß der Schüssel auff den Deller nehmen: und zugleich auff den Boden speyen wollen / das Fleisch wider die Erde geschmissen / und hingegen auff den Deller gespyhen. Caput IX. Von denen so sich unwissend eigne Sprichwörter angewehnen / und was sich deßwegen offt für lächerliche Schick zutragen. Es seynd ihrer vil / die nehmen unvermerckt sonderbare Wörter und Sprüch an sich / welche sie ihnen dermassen angewehnen und in ihrem Maul so läuffig machen / daß sie selbige endlich in allen ihren <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0092" n="82"/> ernsthafften und nutzlichen Sachen <hi rendition="#aq">discurirt</hi> hätten; vornemblich weil wir wenig daran gedachten / daß man von einem jedem unnützen Wort Rechenschafft geben muß.</p> <p>Aber besser mißredet als mißthan; hab ich mir doch von einem hochgelehrten tieffsinnigen Mann erzehlen lassen / daß selbiger bey einer Mahlzeit / da er ein Stuck Fleisch auß der Schüssel auff den Deller nehmen: und zugleich auff den Boden speyen wollen / das Fleisch wider die Erde geschmissen / und hingegen auff den Deller gespyhen.</p> </div> <div n="1"> <head><hi rendition="#aq">Caput IX.</hi><lb/> Von denen so sich unwissend eigne Sprichwörter angewehnen / und was sich deßwegen offt für lächerliche Schick zutragen.</head> <p>Es seynd ihrer vil / die nehmen unvermerckt sonderbare Wörter und Sprüch an sich / welche sie ihnen dermassen angewehnen und in ihrem Maul so läuffig machen / daß sie selbige endlich in allen ihren </p> </div> </body> </text> </TEI> [82/0092]
ernsthafften und nutzlichen Sachen discurirt hätten; vornemblich weil wir wenig daran gedachten / daß man von einem jedem unnützen Wort Rechenschafft geben muß.
Aber besser mißredet als mißthan; hab ich mir doch von einem hochgelehrten tieffsinnigen Mann erzehlen lassen / daß selbiger bey einer Mahlzeit / da er ein Stuck Fleisch auß der Schüssel auff den Deller nehmen: und zugleich auff den Boden speyen wollen / das Fleisch wider die Erde geschmissen / und hingegen auff den Deller gespyhen.
Caput IX.
Von denen so sich unwissend eigne Sprichwörter angewehnen / und was sich deßwegen offt für lächerliche Schick zutragen. Es seynd ihrer vil / die nehmen unvermerckt sonderbare Wörter und Sprüch an sich / welche sie ihnen dermassen angewehnen und in ihrem Maul so läuffig machen / daß sie selbige endlich in allen ihren
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Zitationshilfe: | Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Deß Weltberuffenen SIMPLICISSIMI Pralerey und Gepräng mit seinem Teutschen Michel. [Nürnberg], 1673, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_michel_1673/92>, abgerufen am 16.02.2025. |