Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Deß Weltberuffenen SIMPLICISSIMI Pralerey und Gepräng mit seinem Teutschen Michel. [Nürnberg], 1673.Reden vorbringen / sie mögen gleich dahin taugen und sich schicken oder nicht! darauß entstehen dann offt so artliche Begebenheiten daß man darüber lachen muß / man wolle oder woll nicht. Diese Angewehnung ist eigentlich zwar kein Mangel sondern vielmehr ein Uberfluß zu nennen; sie stehet einem nicht wol an; sie kompt doch nicht vom Unverstand: sondern von der Unachtsambkeit her / und wurtzelt endlich durch die Gewonheit so steiff ein / daß ein solch Wort oder Spruch weniger vergessen und sich abgewehnet werden kan / als den Kindern das Lullen; Simonide Atheniensis das laut reden / Pompejo sich mit einem Finger zu kratzen / und Catone Uticense mit beyden Backen zu fressen. Lutherus redet Tom. 7. Jenensi fol. 446. In der Vermahnung zum Türcken / von etlichen Stätten die er Dreckstättlein (mit Gunst) nennet: Eine aus diesen hat zu des grossen Königs Gustavi Adolphi aus Schweden Zeiten einen Stattschreiber / welcher in seinen Reden immerhin zu sagen pflegte / Nit viel besonders; als nun Reden vorbringen / sie mögen gleich dahin taugen und sich schicken oder nicht! darauß entstehen dann offt so artliche Begebenheiten daß man darüber lachen muß / man wolle oder woll nicht. Diese Angewehnung ist eigentlich zwar kein Mangel sondern vielmehr ein Uberfluß zu nennen; sie stehet einem nicht wol an; sie kompt doch nicht vom Unverstand: sondern von der Unachtsambkeit her / und wurtzelt endlich durch die Gewonheit so steiff ein / daß ein solch Wort oder Spruch weniger vergessen und sich abgewehnet werden kan / als den Kindern das Lullen; Simonide Atheniensis das laut reden / Pompejo sich mit einem Finger zu kratzen / und Catone Uticense mit beyden Backen zu fressen. Lutherus redet Tom. 7. Jenensi fol. 446. In der Vermahnung zum Türcken / von etlichen Stätten die er Dreckstättlein (mit Gunst) nennet: Eine aus diesen hat zu des grossen Königs Gustavi Adolphi aus Schweden Zeiten einen Stattschreiber / welcher in seinen Reden immerhin zu sagen pflegte / Nit viel besonders; als nun <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0093" n="83"/> Reden vorbringen / sie mögen gleich dahin taugen und sich schicken oder nicht! darauß entstehen dann offt so artliche Begebenheiten daß man darüber lachen muß / man wolle oder woll nicht.</p> <p>Diese Angewehnung ist eigentlich zwar kein Mangel sondern vielmehr ein Uberfluß zu nennen; sie stehet einem nicht wol an; sie kompt doch nicht vom Unverstand: sondern von der Unachtsambkeit her / und wurtzelt endlich durch die Gewonheit so steiff ein / daß ein solch Wort oder Spruch weniger vergessen und sich abgewehnet werden kan / als den Kindern das Lullen; <hi rendition="#aq">Simonide Atheniensis</hi> das laut reden / <hi rendition="#aq">Pompejo</hi> sich mit einem Finger zu kratzen / und <hi rendition="#aq">Catone Uticense</hi> mit beyden Backen zu fressen.</p> <p>Lutherus redet <hi rendition="#aq">Tom. 7. Jenensi fol. 446</hi>. In der Vermahnung zum Türcken / von etlichen Stätten die er Dreckstättlein (mit Gunst) nennet: Eine aus diesen hat zu des grossen Königs <hi rendition="#aq">Gustavi Adolphi</hi> aus Schweden Zeiten einen Stattschreiber / welcher in seinen Reden immerhin zu sagen pflegte / <hi rendition="#fr">Nit viel besonders</hi>; als nun </p> </div> </body> </text> </TEI> [83/0093]
Reden vorbringen / sie mögen gleich dahin taugen und sich schicken oder nicht! darauß entstehen dann offt so artliche Begebenheiten daß man darüber lachen muß / man wolle oder woll nicht.
Diese Angewehnung ist eigentlich zwar kein Mangel sondern vielmehr ein Uberfluß zu nennen; sie stehet einem nicht wol an; sie kompt doch nicht vom Unverstand: sondern von der Unachtsambkeit her / und wurtzelt endlich durch die Gewonheit so steiff ein / daß ein solch Wort oder Spruch weniger vergessen und sich abgewehnet werden kan / als den Kindern das Lullen; Simonide Atheniensis das laut reden / Pompejo sich mit einem Finger zu kratzen / und Catone Uticense mit beyden Backen zu fressen.
Lutherus redet Tom. 7. Jenensi fol. 446. In der Vermahnung zum Türcken / von etlichen Stätten die er Dreckstättlein (mit Gunst) nennet: Eine aus diesen hat zu des grossen Königs Gustavi Adolphi aus Schweden Zeiten einen Stattschreiber / welcher in seinen Reden immerhin zu sagen pflegte / Nit viel besonders; als nun
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