German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.Deß Abentheurl. Simplicissimi umb deines Einfidlers Frommkeit/ und umb deinereigenen Unschuld willen/ auß getreuer Christlicher Liebe/ dir mit Rath und nothwendigen guten Mitteln beyspringen/ und gegenwärtige Artzney zustellen wollen; Darumb folge nun meiner Lehr/ und nimm dieses Pulver ein/ welches dir das Hirn und Ge- dächtnus dermassen stärcken wird/ daß du unverletzt deines Verstands alles leicht überwinden magst: Auch hastu hierbey einen Balsam/ damit schmiere die Schläff/ den Würbel/ und das Knick sampt den Nas- löchern/ und diese beyde Stück brauche auff den A- bend/ wenn du schlaffen gehest/ sintemal du keine Stund sicher seyn wirst/ daß du nicht auß dem Bett abgeholet werdest/ aber sehe zu/ daß niemand dieser meiner Warnung und mitgetheilten Artzney gewahr werde/ es möchte sonst dir und mir übel außschlagen/ und wenn man dich in dieser verfluchten Cur haben wird/ so achte und glaube nicht alles/ was man dich überreden will/ und stelle dich doch/ als wenn du alles glaubtest/ rede wenig/ damit deine Zugeordnete nicht an dir mercken/ daß sie läer Stroh dreschen/ sonsten werden sich deine Plagen verändern/ wiewol ich nit wissen kan/ auff was Weis sie mit dir umgehen wer- den; Wenn du aber den Strauß und das Narren- Kleid anhaben wirst/ so komm wieder zu mir/ damit ich deiner mit fernerm Rath pflegen möge. Jndessen will ich Gott vor dich bitten/ daß er deinen Verstand und Gesundheit erhalten wolle: Hier auff stellt er mir gemeldtes Pulver und Sälblein zu/ und wandert da- mit wieder nach Hauß. Wie der Pfarrer gesagt hatte/ also giengs; Jm fels-
Deß Abentheurl. Simpliciſſimi umb deines Einfidlers Frommkeit/ und umb deinereigenen Unſchuld willen/ auß getreuer Chriſtlicher Liebe/ dir mit Rath und nothwendigen guten Mitteln beyſpringen/ und gegenwaͤrtige Artzney zuſtellen wollen; Darumb folge nun meiner Lehr/ und nimm dieſes Pulver ein/ welches dir das Hirn und Ge- daͤchtnus dermaſſen ſtaͤrcken wird/ daß du unverletzt deines Verſtands alles leicht uͤberwinden magſt: Auch haſtu hierbey einen Balſam/ damit ſchmiere die Schlaͤff/ den Wuͤrbel/ und das Knick ſampt den Nas- loͤchern/ und dieſe beyde Stuͤck brauche auff den A- bend/ wenn du ſchlaffen geheſt/ ſintemal du keine Stund ſicher ſeyn wirſt/ daß du nicht auß dem Bett abgeholet werdeſt/ aber ſehe zu/ daß niemand dieſer meiner Warnung und mitgetheilten Artzney gewahr werde/ es moͤchte ſonſt dir und mir uͤbel außſchlagen/ und wenn man dich in dieſer verfluchten Cur haben wird/ ſo achte und glaube nicht alles/ was man dich uͤberꝛeden will/ und ſtelle dich doch/ als wenn du alles glaubteſt/ rede wenig/ damit deine Zugeordnete nicht an dir mercken/ daß ſie laͤer Stroh dreſchen/ ſonſten werden ſich deine Plagen veraͤndern/ wiewol ich nit wiſſen kan/ auff was Weis ſie mit dir umgehen wer- den; Wenn du aber den Strauß und das Narꝛen- Kleid anhaben wirſt/ ſo komm wieder zu mir/ damit ich deiner mit fernerm Rath pflegen moͤge. Jndeſſen will ich Gott vor dich bitten/ daß er deinen Verſtand und Geſundheit erhalten wolle: Hier auff ſtellt er mir gemeldtes Pulver und Saͤlblein zu/ und wandert da- mit wieder nach Hauß. Wie der Pfarꝛer geſagt hatte/ alſo giengs; Jm fels-
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Deß Abentheurl. Simpliciſſimi
umb deines Einfidlers Frommkeit/ und umb deiner
eigenen Unſchuld willen/ auß getreuer Chriſtlicher
Liebe/ dir mit Rath und nothwendigen guten Mitteln
beyſpringen/ und gegenwaͤrtige Artzney zuſtellen
wollen; Darumb folge nun meiner Lehr/ und nimm
dieſes Pulver ein/ welches dir das Hirn und Ge-
daͤchtnus dermaſſen ſtaͤrcken wird/ daß du unverletzt
deines Verſtands alles leicht uͤberwinden magſt:
Auch haſtu hierbey einen Balſam/ damit ſchmiere die
Schlaͤff/ den Wuͤrbel/ und das Knick ſampt den Nas-
loͤchern/ und dieſe beyde Stuͤck brauche auff den A-
bend/ wenn du ſchlaffen geheſt/ ſintemal du keine
Stund ſicher ſeyn wirſt/ daß du nicht auß dem Bett
abgeholet werdeſt/ aber ſehe zu/ daß niemand dieſer
meiner Warnung und mitgetheilten Artzney gewahr
werde/ es moͤchte ſonſt dir und mir uͤbel außſchlagen/
und wenn man dich in dieſer verfluchten Cur haben
wird/ ſo achte und glaube nicht alles/ was man dich
uͤberꝛeden will/ und ſtelle dich doch/ als wenn du alles
glaubteſt/ rede wenig/ damit deine Zugeordnete nicht
an dir mercken/ daß ſie laͤer Stroh dreſchen/ ſonſten
werden ſich deine Plagen veraͤndern/ wiewol ich nit
wiſſen kan/ auff was Weis ſie mit dir umgehen wer-
den; Wenn du aber den Strauß und das Narꝛen-
Kleid anhaben wirſt/ ſo komm wieder zu mir/ damit
ich deiner mit fernerm Rath pflegen moͤge. Jndeſſen
will ich Gott vor dich bitten/ daß er deinen Verſtand
und Geſundheit erhalten wolle: Hier auff ſtellt er mir
gemeldtes Pulver und Saͤlblein zu/ und wandert da-
mit wieder nach Hauß.
Wie der Pfarꝛer geſagt hatte/ alſo giengs; Jm
erſten Schlaff kamen vier Kerl in ſchroͤcklichen Teuf-
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Zitationshilfe: | German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/142>, abgerufen am 16.02.2025. |