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German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.

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Drittes Buch.
Aber geschwind reute michs wieder/ vornemlich da
ich bedachte/ was vor ein freyes Leben ich führte/
und was vor Hoffnung ich hatte/ ein grosser Hans
zu werden; da gedachte ich dann/ Huy Simplici, lasse
dich Adeln/ und werbe dem Käiser ein eigene Com-
pagni Dragoner auß deinem Seckel/ so bistu schon
ein außgemachter junger Herr/ der mit der Zeit noch
hoch steigen kan. So bald ich aber zu Gemüt füdrte/
daß meine Hoheit durch ein einzig unglücklich Tref-
fen fallen/ oder sonst durch einen Friedenschluß sampt
dem Krieg in Bälde ein End nemmen könte; ließ ich
mir diesen Anschlag auch nicht mehr belieben. Als-
denn fienge ich an/ mir mein vollkommen männlich
Alter zu wünschen/ dann wann ich solches hätte/
sagte ich zu mir selber/ so nehmestu ein schöne junge
reiche Frau/ alsdenn kaufftestu irgends einen Adeli-
chen Sitz/ und führtest ein geruhiges Leben; Jch
wolte mich auff die Viehzucht legen/ und mein ehr-
lich Außkommen reichlich haben können/ da ich aber
wuste/ daß ich noch viel zu jung hierzu war/ muste ich
diesen Anschlag auch fahren lassen. Solcher und der-
gleichen Einfäll hatte ich viel/ biß ich endlich resol-
vi
rte/ meine beste Sachen irgend hin in einer wol-
verwahrten Statt einem begüterten Mann in Ver-
wahrung zu geben/ und zu verharren/ was das Glück
ferner mit mir machen würde. Damals hatte ich mei-
nen Jupiter noch bey mir/ dann ich konte seiner nicht
loß werden/ derselbe redte zu Zeiten sehr subtil/ und
thät etliche Wochen gar klug seyn/ hatte mich auch
über alle massen lieb/ weil ich ihm viel Guts thäte/
und demnach er mich immer in tieffen Gedancken
gehen sahe/ sagte er zu mir: Liebster Sohn/ schencket

euer

Drittes Buch.
Aber geſchwind reute michs wieder/ vornemlich da
ich bedachte/ was vor ein freyes Leben ich fuͤhrte/
und was vor Hoffnung ich hatte/ ein groſſer Hans
zu werden; da gedachte ich dann/ Huy Simplici, laſſe
dich Adeln/ und werbe dem Kaͤiſer ein eigene Com-
pagni Dragoner auß deinem Seckel/ ſo biſtu ſchon
ein außgemachter junger Herꝛ/ der mit der Zeit noch
hoch ſteigen kan. So bald ich aber zu Gemuͤt fuͤdrte/
daß meine Hoheit durch ein einzig ungluͤcklich Tref-
fen fallen/ oder ſonſt durch einen Friedenſchluß ſampt
dem Krieg in Baͤlde ein End nemmen koͤnte; ließ ich
mir dieſen Anſchlag auch nicht mehr belieben. Als-
denn fienge ich an/ mir mein vollkommen maͤnnlich
Alter zu wuͤnſchen/ dann wann ich ſolches haͤtte/
ſagte ich zu mir ſelber/ ſo nehmeſtu ein ſchoͤne junge
reiche Frau/ alsdenn kauffteſtu irgends einen Adeli-
chen Sitz/ und fuͤhrteſt ein geruhiges Leben; Jch
wolte mich auff die Viehzucht legen/ und mein ehr-
lich Außkommen reichlich haben koͤnnen/ da ich aber
wuſte/ daß ich noch viel zu jung hierzu war/ muſte ich
dieſen Anſchlag auch fahren laſſen. Solcher und der-
gleichen Einfaͤll hatte ich viel/ biß ich endlich reſol-
vi
rte/ meine beſte Sachen irgend hin in einer wol-
verwahrten Statt einem beguͤterten Mann in Ver-
wahrung zu geben/ und zu verharꝛen/ was das Gluͤck
ferner mit mir machen wuͤrde. Damals hatte ich mei-
nen Jupiter noch bey mir/ dann ich konte ſeiner nicht
loß werden/ derſelbe redte zu Zeiten ſehr ſubtil/ und
thaͤt etliche Wochen gar klug ſeyn/ hatte mich auch
uͤber alle maſſen lieb/ weil ich ihm viel Guts thaͤte/
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gehen ſahe/ ſagte er zu mir: Liebſter Sohn/ ſchencket

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[325/0331] Drittes Buch. Aber geſchwind reute michs wieder/ vornemlich da ich bedachte/ was vor ein freyes Leben ich fuͤhrte/ und was vor Hoffnung ich hatte/ ein groſſer Hans zu werden; da gedachte ich dann/ Huy Simplici, laſſe dich Adeln/ und werbe dem Kaͤiſer ein eigene Com- pagni Dragoner auß deinem Seckel/ ſo biſtu ſchon ein außgemachter junger Herꝛ/ der mit der Zeit noch hoch ſteigen kan. So bald ich aber zu Gemuͤt fuͤdrte/ daß meine Hoheit durch ein einzig ungluͤcklich Tref- fen fallen/ oder ſonſt durch einen Friedenſchluß ſampt dem Krieg in Baͤlde ein End nemmen koͤnte; ließ ich mir dieſen Anſchlag auch nicht mehr belieben. Als- denn fienge ich an/ mir mein vollkommen maͤnnlich Alter zu wuͤnſchen/ dann wann ich ſolches haͤtte/ ſagte ich zu mir ſelber/ ſo nehmeſtu ein ſchoͤne junge reiche Frau/ alsdenn kauffteſtu irgends einen Adeli- chen Sitz/ und fuͤhrteſt ein geruhiges Leben; Jch wolte mich auff die Viehzucht legen/ und mein ehr- lich Außkommen reichlich haben koͤnnen/ da ich aber wuſte/ daß ich noch viel zu jung hierzu war/ muſte ich dieſen Anſchlag auch fahren laſſen. Solcher und der- gleichen Einfaͤll hatte ich viel/ biß ich endlich reſol- virte/ meine beſte Sachen irgend hin in einer wol- verwahrten Statt einem beguͤterten Mann in Ver- wahrung zu geben/ und zu verharꝛen/ was das Gluͤck ferner mit mir machen wuͤrde. Damals hatte ich mei- nen Jupiter noch bey mir/ dann ich konte ſeiner nicht loß werden/ derſelbe redte zu Zeiten ſehr ſubtil/ und thaͤt etliche Wochen gar klug ſeyn/ hatte mich auch uͤber alle maſſen lieb/ weil ich ihm viel Guts thaͤte/ und demnach er mich immer in tieffen Gedancken gehen ſahe/ ſagte er zu mir: Liebſter Sohn/ ſchencket euer

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Zitationshilfe: German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/331>, abgerufen am 08.06.2024.