Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.

Bild:
<< vorherige Seite

Drittes Buch.
führt worden/ derhalben kam gleich den andern Tag
ein Trommelschlager/ uns abzuholen/ dem wurde
der Corporal und die drey andere gefolgt/ und ein
Schreiben mitgegeben folgenden Jnhalts/ das mir
der Commandant zu lesen überschickte:

MOnsieur, &c. Durch Wiederbringern diesen
Tambour ist mir dessen Schreiben eingehändigt
worden/ schicke darauff hiermit gegen empfangener
Rantzion den Corporal/ sampt den übrigen dreyen
Gefangenen; Was aber Simplicium den Jäger an-
belangt/ kan selbiger/ weil er hiebevor auff dieser
Seiten gedient/ nicht wieder hinüber gelassen wer-
den. Kan ich aber dem Herrn im übrigen ausserhalb
Herrn-Pflichten in etwas bedient seyn/ so hat dersel-
be an mir einen willigen Diener/ als der ich so weit
bin und verbleibe

Deß Herrn
Dienst-bereitwilliger
N. de S. A.

Dieses Schreiben gefiel mir nicht halb/ und muste
mich doch vor die Communication bedancken. Jch
begehrte mit dem Commandanten zu reden/ bekam
aber die Antwort/ daß er schon selbst nach mir schi-
cken würde/ wenn er zuvor den Trommelschlager ab-
gefertigt hätte/ so morgen früh geschehen solte/ biß
dahin ich mich zu gedulden.

Da ich nun die bestimmte Zeit überwartet hatte/
schickte der Commandant nach mir/ als es eben Es-
sens-Zeit war/ da widerfuhr mir das erste mal die
Ehr/ zu ihm an seine Tafel zu sitzen/ so lang man asse/
liesse er mir mit dem Trunck zusprechen/ und gedachte
weder klein noch grosses von dem jenigen/ was er mit

mir
P

Drittes Buch.
fuͤhrt worden/ derhalben kam gleich den andern Tag
ein Trommelſchlager/ uns abzuholen/ dem wurde
der Corporal und die drey andere gefolgt/ und ein
Schreiben mitgegeben folgenden Jnhalts/ das mir
der Commandant zu leſen uͤberſchickte:

MOnſieur, &c. Durch Wiederbringern dieſen
Tambour iſt mir deſſen Schreiben eingehaͤndigt
worden/ ſchicke darauff hiermit gegen empfangener
Rantzion den Corporal/ ſampt den uͤbrigen dreyen
Gefangenen; Was aber Simplicium den Jaͤger an-
belangt/ kan ſelbiger/ weil er hiebevor auff dieſer
Seiten gedient/ nicht wieder hinuͤber gelaſſen wer-
den. Kan ich aber dem Herꝛn im uͤbrigen auſſerhalb
Herꝛn-Pflichten in etwas bedient ſeyn/ ſo hat derſel-
be an mir einen willigen Diener/ als der ich ſo weit
bin und verbleibe

Deß Herꝛn
Dienſt-bereitwilliger
N. de S. A.

Dieſes Schreiben gefiel mir nicht halb/ und muſte
mich doch vor die Communication bedancken. Jch
begehrte mit dem Commandanten zu reden/ bekam
aber die Antwort/ daß er ſchon ſelbſt nach mir ſchi-
cken wuͤrde/ wenn er zuvor den Trommelſchlager ab-
gefertigt haͤtte/ ſo morgen fruͤh geſchehen ſolte/ biß
dahin ich mich zu gedulden.

Da ich nun die beſtimmte Zeit uͤberwartet hatte/
ſchickte der Commandant nach mir/ als es eben Eſ-
ſens-Zeit war/ da widerfuhr mir das erſte mal die
Ehr/ zu ihm an ſeine Tafel zu ſitzen/ ſo lang man aſſe/
lieſſe er mir mit dem Trunck zuſprechen/ und gedachte
weder klein noch groſſes von dem jenigen/ was er mit

mir
P
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0341" n="335"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Drittes Buch.</hi></fw><lb/>
fu&#x0364;hrt worden/ derhalben kam gleich den andern Tag<lb/>
ein Trommel&#x017F;chlager/ uns abzuholen/ dem wurde<lb/>
der Corporal und die drey andere gefolgt/ und ein<lb/>
Schreiben mitgegeben folgenden Jnhalts/ das mir<lb/>
der <hi rendition="#aq">Commandant</hi> zu le&#x017F;en u&#x0364;ber&#x017F;chickte:</p><lb/>
        <floatingText>
          <body>
            <div>
              <p><hi rendition="#aq"><hi rendition="#in">M</hi>On&#x017F;ieur, &amp;c.</hi> Durch Wiederbringern die&#x017F;en<lb/><hi rendition="#aq">Tambour</hi> i&#x017F;t mir de&#x017F;&#x017F;en Schreiben eingeha&#x0364;ndigt<lb/>
worden/ &#x017F;chicke darauff hiermit gegen empfangener<lb/>
Rantzion den Corporal/ &#x017F;ampt den u&#x0364;brigen dreyen<lb/>
Gefangenen; Was aber <hi rendition="#aq">Simplicium</hi> den Ja&#x0364;ger an-<lb/>
belangt/ kan &#x017F;elbiger/ weil er hiebevor auff die&#x017F;er<lb/>
Seiten gedient/ nicht wieder hinu&#x0364;ber gela&#x017F;&#x017F;en wer-<lb/>
den. Kan ich aber dem Her&#xA75B;n im u&#x0364;brigen au&#x017F;&#x017F;erhalb<lb/>
Her&#xA75B;n-Pflichten in etwas bedient &#x017F;eyn/ &#x017F;o hat der&#x017F;el-<lb/>
be an mir einen willigen Diener/ als der ich &#x017F;o weit<lb/>
bin und verbleibe</p><lb/>
              <closer>
                <salute> <hi rendition="#fr">Deß Her&#xA75B;n</hi><lb/> <hi rendition="#et">Dien&#x017F;t-bereitwilliger<lb/>
N. <hi rendition="#aq">de S. A.</hi></hi> </salute>
              </closer>
            </div>
          </body>
        </floatingText><lb/>
        <p>Die&#x017F;es Schreiben gefiel mir nicht halb/ und mu&#x017F;te<lb/>
mich doch vor die <hi rendition="#aq">Communication</hi> bedancken. Jch<lb/>
begehrte mit dem <hi rendition="#aq">Commandant</hi>en zu reden/ bekam<lb/>
aber die Antwort/ daß er &#x017F;chon &#x017F;elb&#x017F;t nach mir &#x017F;chi-<lb/>
cken wu&#x0364;rde/ wenn er zuvor den Trommel&#x017F;chlager ab-<lb/>
gefertigt ha&#x0364;tte/ &#x017F;o morgen fru&#x0364;h ge&#x017F;chehen &#x017F;olte/ biß<lb/>
dahin ich mich zu gedulden.</p><lb/>
        <p>Da ich nun die be&#x017F;timmte Zeit u&#x0364;berwartet hatte/<lb/>
&#x017F;chickte der <hi rendition="#aq">Commandant</hi> nach mir/ als es eben E&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ens-Zeit war/ da widerfuhr mir das er&#x017F;te mal die<lb/>
Ehr/ zu ihm an &#x017F;eine Tafel zu &#x017F;itzen/ &#x017F;o lang man a&#x017F;&#x017F;e/<lb/>
lie&#x017F;&#x017F;e er mir mit dem Trunck zu&#x017F;prechen/ und gedachte<lb/>
weder klein noch gro&#x017F;&#x017F;es von dem jenigen/ was er mit<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">P</fw><fw place="bottom" type="catch">mir</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[335/0341] Drittes Buch. fuͤhrt worden/ derhalben kam gleich den andern Tag ein Trommelſchlager/ uns abzuholen/ dem wurde der Corporal und die drey andere gefolgt/ und ein Schreiben mitgegeben folgenden Jnhalts/ das mir der Commandant zu leſen uͤberſchickte: MOnſieur, &c. Durch Wiederbringern dieſen Tambour iſt mir deſſen Schreiben eingehaͤndigt worden/ ſchicke darauff hiermit gegen empfangener Rantzion den Corporal/ ſampt den uͤbrigen dreyen Gefangenen; Was aber Simplicium den Jaͤger an- belangt/ kan ſelbiger/ weil er hiebevor auff dieſer Seiten gedient/ nicht wieder hinuͤber gelaſſen wer- den. Kan ich aber dem Herꝛn im uͤbrigen auſſerhalb Herꝛn-Pflichten in etwas bedient ſeyn/ ſo hat derſel- be an mir einen willigen Diener/ als der ich ſo weit bin und verbleibe Deß Herꝛn Dienſt-bereitwilliger N. de S. A. Dieſes Schreiben gefiel mir nicht halb/ und muſte mich doch vor die Communication bedancken. Jch begehrte mit dem Commandanten zu reden/ bekam aber die Antwort/ daß er ſchon ſelbſt nach mir ſchi- cken wuͤrde/ wenn er zuvor den Trommelſchlager ab- gefertigt haͤtte/ ſo morgen fruͤh geſchehen ſolte/ biß dahin ich mich zu gedulden. Da ich nun die beſtimmte Zeit uͤberwartet hatte/ ſchickte der Commandant nach mir/ als es eben Eſ- ſens-Zeit war/ da widerfuhr mir das erſte mal die Ehr/ zu ihm an ſeine Tafel zu ſitzen/ ſo lang man aſſe/ lieſſe er mir mit dem Trunck zuſprechen/ und gedachte weder klein noch groſſes von dem jenigen/ was er mit mir P

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Der angegebene Verlag (Fillion) ist fiktiv. Die k… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/341
Zitationshilfe: German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/341>, abgerufen am 22.11.2024.