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German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.

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Deß Abentheurl. Simplicissimi
Welches meiner Jungfer Schwester/ die schon ver-
heuratet war/ bald merckte/ und dahero mir und mei-
nem lieben Mägdlein alle Päß verlegte/ damit wir
nicht so offt wie zuvor allein beysammen seyn solten/
denn sie sahe wol/ daß mich ihre Schwester von Her-
tzen liebte/ und daß die Sach in die Läng kein gut
thun würde.

Es ist ohnnötig/ alle Thorheiten meiner Leffeley
umbständlich zu erzehlen/ weil dergleichen Possen
ohne das alle Liebes. Schrifften voll seyn. Genug
ists/ wenn der günstige Leser weiß/ daß es zuletzt da-
hin kam/ daß ich erstlich mein liebes Dingelgen zu
küssen/ und endlich auch andere Narrnpossen zu thun
mich erkühnen dorffte/ solchen erwünschten Fort-
gang verfolgte ich mit allerhand Reitzungen/ biß ich
bey Nacht von meiner Liebsten eingelassen wurde/
und mich so hübsch zu ihr ins Bett fügte/ als wenn
ich zu ihr gehört hätte. Weil jederman weiß/ wie es
bey dergleichen Kürben pfleget gemeiniglich her zu
geben/ so dörffte sich wol der Leser einbilden/ ich hätte
etwas ungebührliches begangen: Ja wol Nein!
dann alle meine Gedancken waren umbsonst/ ich fand
einen solchen Widerstand/ dergleichen ich mir nim-
mermehr bey keinem Weibsbild anzutreffen geden-
cken können/ weil ihr Absehen einig und allein auff
Ehr und den Ehestand gegründet war/ und wenn
ich ihr solchen gleich mit den allergrausamsten Flü-
chen versprach/ so wolte sie jedoch vor der ehelichen
Copulation kurtzumb nichts geschehen lassen/ doch
gönnete sie mir/ auff ihrem Bett neben ihr ligen zu
bleiben/ auff welchem ich auch gantz ermüdet vor
Unmuth saufft einschlummerte. Jch wurde aber gar

unge-

Deß Abentheurl. Simpliciſſimi
Welches meiner Jungfer Schweſter/ die ſchon ver-
heuratet war/ bald merckte/ und dahero mir und mei-
nem lieben Maͤgdlein alle Paͤß verlegte/ damit wir
nicht ſo offt wie zuvor allein beyſammen ſeyn ſolten/
denn ſie ſahe wol/ daß mich ihre Schweſter von Her-
tzen liebte/ und daß die Sach in die Laͤng kein gut
thun wuͤrde.

Es iſt ohnnoͤtig/ alle Thorheiten meiner Leffeley
umbſtaͤndlich zu erzehlen/ weil dergleichen Poſſen
ohne das alle Liebes. Schrifften voll ſeyn. Genug
iſts/ wenn der guͤnſtige Leſer weiß/ daß es zuletzt da-
hin kam/ daß ich erſtlich mein liebes Dingelgen zu
kuͤſſen/ und endlich auch andere Narꝛnpoſſen zu thun
mich erkuͤhnen dorffte/ ſolchen erwünſchten Fort-
gang verfolgte ich mit allerhand Reitzungen/ biß ich
bey Nacht von meiner Liebſten eingelaſſen wurde/
und mich ſo huͤbſch zu ihr ins Bett fuͤgte/ als wenn
ich zu ihr gehoͤrt haͤtte. Weil jederman weiß/ wie es
bey dergleichen Kuͤrben pfleget gemeiniglich her zu
geben/ ſo doͤrffte ſich wol der Leſer einbilden/ ich haͤtte
etwas ungebuͤhrliches begangen: Ja wol Nein!
dann alle meine Gedancken waren umbſonſt/ ich fand
einen ſolchen Widerſtand/ dergleichen ich mir nim-
mermehr bey keinem Weibsbild anzutreffen geden-
cken koͤnnen/ weil ihr Abſehen einig und allein auff
Ehr und den Eheſtand gegruͤndet war/ und wenn
ich ihr ſolchen gleich mit den allergrauſamſten Fluͤ-
chen verſprach/ ſo wolte ſie jedoch vor der ehelichen
Copulation kurtzumb nichts geſchehen laſſen/ doch
goͤnnete ſie mir/ auff ihrem Bett neben ihr ligen zu
bleiben/ auff welchem ich auch gantz ermuͤdet vor
Unmuth ſaufft einſchlummerte. Jch wurde aber gar

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[362/0368] Deß Abentheurl. Simpliciſſimi Welches meiner Jungfer Schweſter/ die ſchon ver- heuratet war/ bald merckte/ und dahero mir und mei- nem lieben Maͤgdlein alle Paͤß verlegte/ damit wir nicht ſo offt wie zuvor allein beyſammen ſeyn ſolten/ denn ſie ſahe wol/ daß mich ihre Schweſter von Her- tzen liebte/ und daß die Sach in die Laͤng kein gut thun wuͤrde. Es iſt ohnnoͤtig/ alle Thorheiten meiner Leffeley umbſtaͤndlich zu erzehlen/ weil dergleichen Poſſen ohne das alle Liebes. Schrifften voll ſeyn. Genug iſts/ wenn der guͤnſtige Leſer weiß/ daß es zuletzt da- hin kam/ daß ich erſtlich mein liebes Dingelgen zu kuͤſſen/ und endlich auch andere Narꝛnpoſſen zu thun mich erkuͤhnen dorffte/ ſolchen erwünſchten Fort- gang verfolgte ich mit allerhand Reitzungen/ biß ich bey Nacht von meiner Liebſten eingelaſſen wurde/ und mich ſo huͤbſch zu ihr ins Bett fuͤgte/ als wenn ich zu ihr gehoͤrt haͤtte. Weil jederman weiß/ wie es bey dergleichen Kuͤrben pfleget gemeiniglich her zu geben/ ſo doͤrffte ſich wol der Leſer einbilden/ ich haͤtte etwas ungebuͤhrliches begangen: Ja wol Nein! dann alle meine Gedancken waren umbſonſt/ ich fand einen ſolchen Widerſtand/ dergleichen ich mir nim- mermehr bey keinem Weibsbild anzutreffen geden- cken koͤnnen/ weil ihr Abſehen einig und allein auff Ehr und den Eheſtand gegruͤndet war/ und wenn ich ihr ſolchen gleich mit den allergrauſamſten Fluͤ- chen verſprach/ ſo wolte ſie jedoch vor der ehelichen Copulation kurtzumb nichts geſchehen laſſen/ doch goͤnnete ſie mir/ auff ihrem Bett neben ihr ligen zu bleiben/ auff welchem ich auch gantz ermuͤdet vor Unmuth ſaufft einſchlummerte. Jch wurde aber gar unge-

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Zitationshilfe: German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 362. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/368>, abgerufen am 22.11.2024.