German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.Viertes Buch. das Meinige/ als ein Gut so dem Feind zuständig/nit an sich zögen: Meine Meynung wäre/ ich wolte an den Commandanten bemeldter Vestung schreiben/ als unter dessen Regiment ich die Stell eines Fähn- richs hätte/ und ihn nicht allein berichten/ was ge- stalten ich hieher practicirt worden/ sondern ihn auch bitten/ daß er belieben wolte/ sich deß Meinigen hab- hafft zu machen/ und solches biß ich wieder Gelegen- heit kriege/ zum Regiment zu kommen/ indessen mei- nen Freunden zuzustellen. Canard befand mein Vor- haben rathsam/ und versprach mir/ die Schreiben an ihren Ort zu bestellen/ und solten sie gleich nach Me- xico oder in China lauten. Demnach verfertigte ich Schreiben an meine Liebste/ an meinen Schwehr- Vatter/ und an den Obristen de S. A. Commandanten in L. an welchen ich auch das Copert richtete/ und ihm die übrige beyde beyschlosse: Der Jnhalt war/ daß ich mit ehistem mich wieder einstellen wolte/ da ich nur Mittel an die Hand kriegte/ ein so weite Räis zu vollenden/ und bat beydes meinen Schweher und den Obristen/ daß sie vermittels der Militiae das mei- nige zu bekommen unterstehen wolten/ ehe Gras da- rüber wachse/ berichtete darneben/ wie viel es an Gold/ Silber und Cleinodien seye. Solche Brieff verfertigte ich in duplo, ein Theil bestellt Mons. Ca- nard, das ander gab ich auff die Post/ damit wenn ir- gend das eine nicht überkäme/ jedoch das ander ein- lieffe. Also wurde ich wieder frölich/ und instruirte meines Herrn 2. Söhn desto leichter/ die als junge Printzen erzogen wurden/ dann weil Mons. Canard sehr reich/ als war er auch überauß hoffärtig/ und wolte sich sehen lassen; Welche Kranckheit er von grossen R v
Viertes Buch. das Meinige/ als ein Gut ſo dem Feind zuſtaͤndig/nit an ſich zoͤgen: Meine Meynung waͤre/ ich wolte an den Commandanten bemeldter Veſtung ſchreiben/ als unter deſſen Regiment ich die Stell eines Faͤhn- richs haͤtte/ und ihn nicht allein berichten/ was ge- ſtalten ich hieher practicirt worden/ ſondern ihn auch bitten/ daß er belieben wolte/ ſich deß Meinigen hab- hafft zu machen/ und ſolches biß ich wieder Gelegen- heit kriege/ zum Regiment zu kommen/ indeſſen mei- nen Freunden zuzuſtellen. Canard befand mein Vor- haben rathſam/ und verſprach mir/ die Schreiben an ihren Ort zu beſtellen/ und ſolten ſie gleich nach Me- xico oder in China lauten. Demnach verfertigte ich Schreiben an meine Liebſte/ an meinen Schwehr- Vatter/ und an den Obriſten de S. A. Commandanten in L. an welchen ich auch das Copert richtete/ und ihm die uͤbrige beyde beyſchloſſe: Der Jnhalt war/ daß ich mit ehiſtem mich wieder einſtellen wolte/ da ich nur Mittel an die Hand kriegte/ ein ſo weite Raͤis zu vollenden/ und bat beydes meinen Schweher und den Obriſten/ daß ſie vermittels der Militiæ das mei- nige zu bekommen unterſtehen wolten/ ehe Gras da- ruͤber wachſe/ berichtete darneben/ wie viel es an Gold/ Silber und Cleinodien ſeye. Solche Brieff verfertigte ich in duplo, ein Theil beſtellt Monſ. Ca- nard, das ander gab ich auff die Poſt/ damit wenn ir- gend das eine nicht uͤberkaͤme/ jedoch das ander ein- lieffe. Alſo wurde ich wieder froͤlich/ und inſtruirte meines Herꝛn 2. Soͤhn deſto leichter/ die als junge Printzen erzogen wurden/ dann weil Monſ. Canard ſehr reich/ als war er auch uͤberauß hoffaͤrtig/ und wolte ſich ſehen laſſen; Welche Kranckheit er von groſſen R v
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Viertes Buch.
das Meinige/ als ein Gut ſo dem Feind zuſtaͤndig/
nit an ſich zoͤgen: Meine Meynung waͤre/ ich wolte
an den Commandanten bemeldter Veſtung ſchreiben/
als unter deſſen Regiment ich die Stell eines Faͤhn-
richs haͤtte/ und ihn nicht allein berichten/ was ge-
ſtalten ich hieher practicirt worden/ ſondern ihn auch
bitten/ daß er belieben wolte/ ſich deß Meinigen hab-
hafft zu machen/ und ſolches biß ich wieder Gelegen-
heit kriege/ zum Regiment zu kommen/ indeſſen mei-
nen Freunden zuzuſtellen. Canard befand mein Vor-
haben rathſam/ und verſprach mir/ die Schreiben an
ihren Ort zu beſtellen/ und ſolten ſie gleich nach Me-
xico oder in China lauten. Demnach verfertigte ich
Schreiben an meine Liebſte/ an meinen Schwehr-
Vatter/ und an den Obriſten de S. A. Commandanten
in L. an welchen ich auch das Copert richtete/ und
ihm die uͤbrige beyde beyſchloſſe: Der Jnhalt war/
daß ich mit ehiſtem mich wieder einſtellen wolte/ da
ich nur Mittel an die Hand kriegte/ ein ſo weite Raͤis
zu vollenden/ und bat beydes meinen Schweher und
den Obriſten/ daß ſie vermittels der Militiæ das mei-
nige zu bekommen unterſtehen wolten/ ehe Gras da-
ruͤber wachſe/ berichtete darneben/ wie viel es an
Gold/ Silber und Cleinodien ſeye. Solche Brieff
verfertigte ich in duplo, ein Theil beſtellt Monſ. Ca-
nard, das ander gab ich auff die Poſt/ damit wenn ir-
gend das eine nicht uͤberkaͤme/ jedoch das ander ein-
lieffe. Alſo wurde ich wieder froͤlich/ und inſtruirte
meines Herꝛn 2. Soͤhn deſto leichter/ die als junge
Printzen erzogen wurden/ dann weil Monſ. Canard
ſehr reich/ als war er auch uͤberauß hoffaͤrtig/ und
wolte ſich ſehen laſſen; Welche Kranckheit er von
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