German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.Deß Abentheurl. Simplicissimi Das III. Capitel. GLeich wie Mons. Canard mehr Wildpret hinweg heit/
Deß Abentheurl. Simpliciſſimi Das III. Capitel. GLeich wie Monſ. Canard mehr Wildpret hinweg heit/
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Deß Abentheurl. Simpliciſſimi
Das III. Capitel.
GLeich wie Monſ. Canard mehr Wildpret hinweg
zu werffen/ als mancher zu freſſen hat/ der ein ei-
gene Wildbahn vermag/ und ihm mehr zahmes ver-
ehrt wurde/ als er und die ſeinige verzehren konten;
Alſo hatte er taͤglich viel Schmarotzer/ ſo daß es ihm
gleich ſahe/ als ob er ein freye Tafel gehalten haͤtte:
Einsmals beſuchten ihn deß Koͤnigs Geremonien-
Meiſter/ und andere vornehme Perſonen vom Hof/
denen er ein Fuͤrſtliche Collation darſtellete/ weil er
wol wuſte/ wen er zum Freund behalten ſolte/ nem-
lich die jenige/ ſo ſtets umb den Koͤnig waren/ oder
ſonſt bey demſelben wol ſtunden/ damit er nun den-
ſelben den aller-geneigteſten Willen erzeige/ und ih-
nen allen Luſt machen moͤchte/ begehrte er/ ich wolte
ihm zu Ehren/ und der anſehenlichen Geſellſchafft zu
gefallen/ ein Teutſch Liedlein in meine Laute hoͤren
laſſen; ich folgte gern/ weil ich eben im Laun war/
wie dann die Muſici gemeiniglich ſeltzame Grillen-
faͤnger ſind/ befliſſe mich derhalben das beſte Geſchirꝛ
zu machen/ und contentirte demnach die Anweſende
ſo wol/ daß der Ceremonien-Meiſter ſagte: Es waͤre
immer Schad/ daß ich nit die Frantzoͤſiſche Sprach
koͤnte/ er wolte mich ſonſt trefflich wol beym Koͤnig
und der Koͤnigin anbringen; mein Herꝛ aber/ ſo be-
ſorgte/ ich moͤchte ihm auß ſeinen Dienſten entzuckt
werden/ antwortet ihm/ daß ich einer von Adel ſeye/
und nit lang in Franckreich zu verbleiben gedaͤchte/
wuͤrde mich demnach ſchwerlich vor einen Muſican-
ten gebrauchen laſſen: Darauff ſagte der Ceremo-
nien-Meiſter daß er ſein Tag nit ein ſo ſeltene Schoͤn-
heit/
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