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German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.

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kothige Statt ist. Gleich hierauff kam Befehl/ daß
man mich noch vor dem Essen baden solte/ dann be-
meldtes Jungfräulein gieng ab und zu/ und brachte
das Bad-Gezeug/ so alles nach Bisam und wolrü-
chender Säiffen roche/ das Leinen Geräth war vom
reinesten Cammer-tuch/ und mit theuren Holländi-
schen Spitzen besetzt; Jch wolte mich schämen/ und
vor der Alten nicht nackend sehen lassen/ aber es halff
nichts/ ich muste dran/ und mich von ihr außreiben
lassen/ das Jungfergen aber muste ein Weil abtret-
ten; Nach dem Bad wurde mir ein zartes Hembd
gegeben/ und ein köstlicher Schlaf-beltz von Veyel-
blauem Daffet angelegt/ sampt einem paar seidener
Strümpffe von gleicher Fard/ so war die Schlaff-
Hand sampt den Pantoffeln mit Gold und Perlen
gestickt/ also daß ich nach dem Bad dort sasse zu pro-
tzen/ wie der Hertz-König. Jndessen mir nun meine
Alte das Haar trücknet und kämpelt/ dann sie pflegte
meiner/ wie einem Fürsten oder kleinen Kinde/ trug
mehrgemeldtes Jungfräulein die Speisen auff/ und
nachdem der Tisch überstellt war/ tratten drey heroi-
sche junge Damen in den Saal/ welche ihre Alaba-
ster-weisse Brüste zwar zimlich weit entblöst t[r]ugen/
vor den Angesichtern aber gantz vermasquirt; Sie
dünckten mich alle drey vortrefflich schön zu seyn/ aber
doch war eine viel schöner als die ander; ich machte
ihnen gantz stillschweigend einen tieffen Bückling/
und sie bedanckten sich gegen mir mit gleichen Cere-
moni
en/ welches natürlich sahe/ als ob etliche Stum-
men beyeinander gewesen/ so die Redende agirt hät-
ten/ sie setzten sich alle drey zugleich nider/ daß ich
also nit errathen konte/ welche die vornehmste unter

ihnen

Viertes Buch.
kothige Statt iſt. Gleich hierauff kam Befehl/ daß
man mich noch vor dem Eſſen baden ſolte/ dann be-
meldtes Jungfraͤulein gieng ab und zu/ und brachte
das Bad-Gezeug/ ſo alles nach Biſam und wolruͤ-
chender Saͤiffen roche/ das Leinen Geraͤth war vom
reineſten Cammer-tuch/ und mit theuren Hollaͤndi-
ſchen Spitzen beſetzt; Jch wolte mich ſchaͤmen/ und
vor der Alten nicht nackend ſehen laſſen/ aber es halff
nichts/ ich muſte dran/ und mich von ihr außreiben
laſſen/ das Jungfergen aber muſte ein Weil abtret-
ten; Nach dem Bad wurde mir ein zartes Hembd
gegeben/ und ein koͤſtlicher Schlaf-beltz von Veyel-
blauem Daffet angelegt/ ſampt einem paar ſeidener
Struͤmpffe von gleicher Fard/ ſo war die Schlaff-
Hand ſampt den Pantoffeln mit Gold und Perlen
geſtickt/ alſo daß ich nach dem Bad dort ſaſſe zu pro-
tzen/ wie der Hertz-Koͤnig. Jndeſſen mir nun meine
Alte das Haar truͤcknet und kaͤmpelt/ dann ſie pflegte
meiner/ wie einem Fuͤrſten oder kleinen Kinde/ trug
mehrgemeldtes Jungfraͤulein die Speiſen auff/ und
nachdem der Tiſch uͤberſtellt war/ tratten drey heroi-
ſche junge Damen in den Saal/ welche ihre Alaba-
ſter-weiſſe Bruͤſte zwar zimlich weit entbloͤſt t[r]ugen/
vor den Angeſichtern aber gantz vermaſquirt; Sie
duͤnckten mich alle drey voꝛtrefflich ſchoͤn zu ſeyn/ aber
doch war eine viel ſchoͤner als die ander; ich machte
ihnen gantz ſtillſchweigend einen tieffen Buͤckling/
und ſie bedanckten ſich gegen mir mit gleichen Cere-
moni
en/ welches natuͤrlich ſahe/ als ob etliche Stum-
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[405/0411] Viertes Buch. kothige Statt iſt. Gleich hierauff kam Befehl/ daß man mich noch vor dem Eſſen baden ſolte/ dann be- meldtes Jungfraͤulein gieng ab und zu/ und brachte das Bad-Gezeug/ ſo alles nach Biſam und wolruͤ- chender Saͤiffen roche/ das Leinen Geraͤth war vom reineſten Cammer-tuch/ und mit theuren Hollaͤndi- ſchen Spitzen beſetzt; Jch wolte mich ſchaͤmen/ und vor der Alten nicht nackend ſehen laſſen/ aber es halff nichts/ ich muſte dran/ und mich von ihr außreiben laſſen/ das Jungfergen aber muſte ein Weil abtret- ten; Nach dem Bad wurde mir ein zartes Hembd gegeben/ und ein koͤſtlicher Schlaf-beltz von Veyel- blauem Daffet angelegt/ ſampt einem paar ſeidener Struͤmpffe von gleicher Fard/ ſo war die Schlaff- Hand ſampt den Pantoffeln mit Gold und Perlen geſtickt/ alſo daß ich nach dem Bad dort ſaſſe zu pro- tzen/ wie der Hertz-Koͤnig. Jndeſſen mir nun meine Alte das Haar truͤcknet und kaͤmpelt/ dann ſie pflegte meiner/ wie einem Fuͤrſten oder kleinen Kinde/ trug mehrgemeldtes Jungfraͤulein die Speiſen auff/ und nachdem der Tiſch uͤberſtellt war/ tratten drey heroi- ſche junge Damen in den Saal/ welche ihre Alaba- ſter-weiſſe Bruͤſte zwar zimlich weit entbloͤſt trugen/ vor den Angeſichtern aber gantz vermaſquirt; Sie duͤnckten mich alle drey voꝛtrefflich ſchoͤn zu ſeyn/ aber doch war eine viel ſchoͤner als die ander; ich machte ihnen gantz ſtillſchweigend einen tieffen Buͤckling/ und ſie bedanckten ſich gegen mir mit gleichen Cere- monien/ welches natuͤrlich ſahe/ als ob etliche Stum- men beyeinander geweſen/ ſo die Redende agirt haͤt- ten/ ſie ſetzten ſich alle drey zugleich nider/ daß ich alſo nit erꝛathen konte/ welche die vornehmſte unter ihnen

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Zitationshilfe: German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 405. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/411>, abgerufen am 26.11.2024.