German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.Fünfftes Buch. die Glider geschlagen were/ welches wieder durchPharmaca, Antidota, Schweißbäder evacuiret wer- den müste/ und würde sich solche Cur auff ohngefehr ein Woch oder acht belauffen/ da erinnerte sich Hertzbruder gleich/ wann und durch wen ihm ver- geben worden wäre/ nemlich durch die jenige/ die gern seine Stell im Krieg betretten bätten/ und weil er auch von den Medicis verstunde/ daß sein Cur eben keinen Sauerbrunnen erfordert hette/ glaubte er fe- stiglich/ daß sein Medicus im Feld durch eben dieselbe seine AEmulos mit Gelt bestochen worden/ ihne so weit hinweg zu weisen; jedoch resolvirte er sich im Sauerbrunnen seine Cur zu vollenden/ weil es nicht allein einen gesunden Lufft/ sondern auch allerhand anmüthige Gesellschafften unter den Bad-Gästen hatte. Solche Zeit mochte ich nicht vergeblich hinbrin- unsi- Y vj
Fuͤnfftes Buch. die Glider geſchlagen were/ welches wieder durchPharmaca, Antidota, Schweißbaͤder evacuiret wer- den muͤſte/ und wuͤrde ſich ſolche Cur auff ohngefehr ein Woch oder acht belauffen/ da erinnerte ſich Hertzbruder gleich/ wann und durch wen ihm ver- geben worden waͤre/ nemlich durch die jenige/ die gern ſeine Stell im Krieg betretten baͤtten/ und weil er auch von den Medicis verſtunde/ daß ſein Cur eben keinen Sauerbrunnen erfordert hette/ glaubte er fe- ſtiglich/ daß ſein Medicus im Feld durch eben dieſelbe ſeine Æmulos mit Gelt beſtochen worden/ ihne ſo weit hinweg zu weiſen; jedoch reſolvirte er ſich im Sauerbrunnen ſeine Cur zu vollenden/ weil es nicht allein einen geſunden Lufft/ ſondern auch allerhand anmuͤthige Geſellſchafften unter den Bad-Gaͤſten hatte. Solche Zeit mochte ich nicht vergeblich hinbrin- unſi- Y vj
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Fuͤnfftes Buch.
die Glider geſchlagen were/ welches wieder durch
Pharmaca, Antidota, Schweißbaͤder evacuiret wer-
den muͤſte/ und wuͤrde ſich ſolche Cur auff ohngefehr
ein Woch oder acht belauffen/ da erinnerte ſich
Hertzbruder gleich/ wann und durch wen ihm ver-
geben worden waͤre/ nemlich durch die jenige/ die
gern ſeine Stell im Krieg betretten baͤtten/ und weil
er auch von den Medicis verſtunde/ daß ſein Cur eben
keinen Sauerbrunnen erfordert hette/ glaubte er fe-
ſtiglich/ daß ſein Medicus im Feld durch eben dieſelbe
ſeine Æmulos mit Gelt beſtochen worden/ ihne ſo
weit hinweg zu weiſen; jedoch reſolvirte er ſich im
Sauerbrunnen ſeine Cur zu vollenden/ weil es nicht
allein einen geſunden Lufft/ ſondern auch allerhand
anmuͤthige Geſellſchafften unter den Bad-Gaͤſten
hatte.
Solche Zeit mochte ich nicht vergeblich hinbrin-
gen/ weil ich eine Begierde hatte/ dermalen eins
mein Weib auch wiederum zu ſehen/ und weil Hertz-
bruder meiner nicht ſonderlich vonnoͤthen/ eroͤffnet
ich ihm mein Anligen/ der lobte meine Gedancken/
und gab mir den Rath/ ich ſolte ſie beſuchen/ gab mir
auch etliche koſtbare Kleinodien/ die ich ihr ſeinet-
wegen verehren/ und ſie damit umb Verzeybung bit-
ten ſolte/ daß er ein Urſach geweſen ſey/ daß ich ſie
nit ehender beſucht; Alſo ritte ich nach Straßburg/
und machte mich nicht allein mit Gelt gefaßt/ ſon-
dern erkundigte auch/ wie ich meine Raͤiß anſtellen
mochte/ daß ich am ſicherſten fortkaͤme/ befand aber
daß es ſo alleinig zu Pferd nit geſchehen koͤnne/ wei-
len es zwiſchen ſo vielen Guarniſonen/ der beyder-
ſeits kriegenden Theilen von den Partheyen zimlich
unſi-
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