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German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.

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Deß Abentheurl. Simplicissimi
habe ich keine Pflüg und Bauren-Wägen im Krieg
zu beschlagen/ so kommen mir jedoch genug Reuter-
Pferd und Heer-Wägen unter die Händ/ also daß
ich deß Friedens wol entberen kan. Sihe nun lieber
Mercuri, warumb solte ich ihnen dann den Frieden
verleyhen? Ja es sind zwar etliche die ihn wünschen/
aber nur wie gesagt/ umb ihres Bauchs und Wol-
lust willen; hingegen aber sind auch andere/ die den
Krieg behalten wollen/ nicht zwar weil es mein Will
ist/ sondern weil er ihnen einträgt; Und gleich wie die
Mäurer und Zimmerleut den Frieden wünschen/ da-
mit sie in Aufferbauung der eingeäscherten Häuser
Geld verdienen/ also verlangen andere/ die sich im
Frieden mit ihrer Hand-Arbeit nicht zu ernehren ge-
trauen/ die Continuation deß Kriegs/ in selbigem zu
stehlen.

Weilen dann nun mein Jupiter mit diesen Sachen
umbgieng/ konte ich mir leicht einbilden/ daß er mir
in solchem verwirrten Stand von dem Meinigen we-
nig Nachricht würde geben können/ entdeckte mich
ihm derhalben nicht/ sondern nam meinen Kopff zwi-
schen die Ohren/ und gieng durch Abweg/ die mir
dann alle wol bekant waren/ nach L. fragte daselbst
nach meinem Schwehrvatter/ allerdings wie ein
fremder Bott/ und erfuhr gleich/ daß er sampt mei-
ner Schwieger bereits vor einem halben Jahr diese
Welt gesegnet/ und dann daß meine Liebste/ nachdem
sie mit einem jungen Sohn nider kommen/ den ihre
Schwester bey sich hätte/ gleichfalls stracks nach ih-
rem Kindbett diese Zeitlichkeit verlassen; Darauff
lieferte ich meinem Schwager die jenige Schreiben/
die ich selbst an meinen Schwehr/ an meine Liebste/

und

Deß Abentheurl. Simpliciſſimi
habe ich keine Pfluͤg und Bauren-Waͤgen im Krieg
zu beſchlagen/ ſo kommen mir jedoch genug Reuter-
Pferd und Heer-Waͤgen unter die Haͤnd/ alſo daß
ich deß Friedens wol entberen kan. Sihe nun lieber
Mercuri, warumb ſolte ich ihnen dann den Frieden
verleyhen? Ja es ſind zwar etliche die ihn wuͤnſchen/
aber nur wie geſagt/ umb ihres Bauchs und Wol-
luſt willen; hingegen aber ſind auch andere/ die den
Krieg behalten wollen/ nicht zwar weil es mein Will
iſt/ ſondern weil er ihnen eintraͤgt; Und gleich wie die
Maͤurer und Zimmerleut den Frieden wuͤnſchen/ da-
mit ſie in Aufferbauung der eingeaͤſcherten Haͤuſer
Geld verdienen/ alſo verlangen andere/ die ſich im
Frieden mit ihrer Hand-Arbeit nicht zu ernehren ge-
trauen/ die Continuation deß Kriegs/ in ſelbigem zu
ſtehlen.

Weilen dann nun mein Jupiter mit dieſen Sachen
umbgieng/ konte ich mir leicht einbilden/ daß er mir
in ſolchem verwirꝛten Stand von dem Meinigen we-
nig Nachricht wuͤrde geben koͤnnen/ entdeckte mich
ihm derhalben nicht/ ſondern nam meinen Kopff zwi-
ſchen die Ohren/ und gieng durch Abweg/ die mir
dann alle wol bekant waren/ nach L. fragte daſelbſt
nach meinem Schwehrvatter/ allerdings wie ein
fremder Bott/ und erfuhr gleich/ daß er ſampt mei-
ner Schwieger bereits vor einem halben Jahr dieſe
Welt geſegnet/ und dann daß meine Liebſte/ nachdem
ſie mit einem jungen Sohn nider kommen/ den ihre
Schweſter bey ſich haͤtte/ gleichfalls ſtracks nach ih-
rem Kindbett dieſe Zeitlichkeit verlaſſen; Darauff
lieferte ich meinem Schwager die jenige Schreiben/
die ich ſelbſt an meinen Schwehr/ an meine Liebſte/

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[516/0522] Deß Abentheurl. Simpliciſſimi habe ich keine Pfluͤg und Bauren-Waͤgen im Krieg zu beſchlagen/ ſo kommen mir jedoch genug Reuter- Pferd und Heer-Waͤgen unter die Haͤnd/ alſo daß ich deß Friedens wol entberen kan. Sihe nun lieber Mercuri, warumb ſolte ich ihnen dann den Frieden verleyhen? Ja es ſind zwar etliche die ihn wuͤnſchen/ aber nur wie geſagt/ umb ihres Bauchs und Wol- luſt willen; hingegen aber ſind auch andere/ die den Krieg behalten wollen/ nicht zwar weil es mein Will iſt/ ſondern weil er ihnen eintraͤgt; Und gleich wie die Maͤurer und Zimmerleut den Frieden wuͤnſchen/ da- mit ſie in Aufferbauung der eingeaͤſcherten Haͤuſer Geld verdienen/ alſo verlangen andere/ die ſich im Frieden mit ihrer Hand-Arbeit nicht zu ernehren ge- trauen/ die Continuation deß Kriegs/ in ſelbigem zu ſtehlen. Weilen dann nun mein Jupiter mit dieſen Sachen umbgieng/ konte ich mir leicht einbilden/ daß er mir in ſolchem verwirꝛten Stand von dem Meinigen we- nig Nachricht wuͤrde geben koͤnnen/ entdeckte mich ihm derhalben nicht/ ſondern nam meinen Kopff zwi- ſchen die Ohren/ und gieng durch Abweg/ die mir dann alle wol bekant waren/ nach L. fragte daſelbſt nach meinem Schwehrvatter/ allerdings wie ein fremder Bott/ und erfuhr gleich/ daß er ſampt mei- ner Schwieger bereits vor einem halben Jahr dieſe Welt geſegnet/ und dann daß meine Liebſte/ nachdem ſie mit einem jungen Sohn nider kommen/ den ihre Schweſter bey ſich haͤtte/ gleichfalls ſtracks nach ih- rem Kindbett dieſe Zeitlichkeit verlaſſen; Darauff lieferte ich meinem Schwager die jenige Schreiben/ die ich ſelbſt an meinen Schwehr/ an meine Liebſte/ und

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Zitationshilfe: German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 516. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/522>, abgerufen am 25.11.2024.