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German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.

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Fünfftes Buch.

Hiemit beschloß mein Knan seine Erzehlung/
weil er eins tranck/ dann ich sprach ihm gar gütlich
zu/ da er aber das Glaß außgelehret hatte/ fragte
ich/ und wie ists darnach weiter mit der Frauen
gangen? Er antwortet/ als sie dergestalt Kindbette-
rin worden/ bat sie mich zu Gevattern/ und daß ich
das Kind ehistes zum Tauff fürdern wolte/ sagte mir
auch ihres Manns und ihren Nabmen/ damit sie
möchten in das Tauffbuch geschriben werden/ und
in dem thät sie ihr Felleysen auff/ darinnen sie wol
köstliche Sachen hatte/ und schenckte mir/ meinem
Weib und Kind/ der Magd und sonst noch einer
Frauen so viel/ daß wir wol mit ihr zu friden seyn
können/ aber in dem sie so damit umbgieng/ und uns
von ihrem Mann erzehlte/ starb sie uns unter den
Händen/ als sie uns ihr Kind zuvor wol befohlen
hatte: weil es dann nun so gar ein grosser Lermen im
Land war/ daß niemand bey Hauß bleiben konte/
vermachten wir kaum ein Pfarrherrn/ der bey der
Begräbnuß ware/ und das Kind tauffte/ da aber
endlich beydes geschehen/ wurde mir von unserm
Schultzen und Pfarrherrn befohlen/ ich solte das
Kind auffziehen biß es groß würd/ und vor meine
Mühe und Kosten der Frauen gantze Verlassenschaft
behalten/ außgenommen etliche Pater Noster, Edel-
gestein und so Geschmeiß/ welches ich vor das Kind
auffbehalten solte; Also ernehrte mein Frau das
Kind mit Gaiß-Milch/ und wir behielten den Buben
gar gern und dachten/ wir wolten ihm/ wann er groß
würde/ unser Mädgen zur Frauen geben/ aber nach
der Nördling. Schlacht habe ich beydes das Mägd-

lein
Z jv
Fuͤnfftes Buch.

Hiemit beſchloß mein Knan ſeine Erzehlung/
weil er eins tranck/ dann ich ſprach ihm gar guͤtlich
zu/ da er aber das Glaß außgelehret hatte/ fragte
ich/ und wie iſts darnach weiter mit der Frauen
gangen? Er antwortet/ als ſie dergeſtalt Kindbette-
rin worden/ bat ſie mich zu Gevattern/ und daß ich
das Kind ehiſtes zum Tauff fuͤrdern wolte/ ſagte mir
auch ihres Manns und ihren Nabmen/ damit ſie
moͤchten in das Tauffbuch geſchriben werden/ und
in dem thaͤt ſie ihr Felleyſen auff/ darinnen ſie wol
koͤſtliche Sachen hatte/ und ſchenckte mir/ meinem
Weib und Kind/ der Magd und ſonſt noch einer
Frauen ſo viel/ daß wir wol mit ihr zu friden ſeyn
koͤnnen/ aber in dem ſie ſo damit umbgieng/ und uns
von ihrem Mann erzehlte/ ſtarb ſie uns unter den
Haͤnden/ als ſie uns ihr Kind zuvor wol befohlen
hatte: weil es dann nun ſo gar ein groſſer Lermen im
Land war/ daß niemand bey Hauß bleiben konte/
vermachten wir kaum ein Pfarꝛherꝛn/ der bey der
Begraͤbnuß ware/ und das Kind tauffte/ da aber
endlich beydes geſchehen/ wurde mir von unſerm
Schultzen und Pfarꝛherꝛn befohlen/ ich ſolte das
Kind auffziehen biß es groß wuͤrd/ und vor meine
Muͤhe und Koſten der Frauen gantze Verlaſſenſchaft
behalten/ außgenommen etliche Pater Noſter, Edel-
geſtein und ſo Geſchmeiß/ welches ich vor das Kind
auffbehalten ſolte; Alſo ernehrte mein Frau das
Kind mit Gaiß-Milch/ und wir behielten den Buben
gar gern und dachten/ wir wolten ihm/ wann er groß
wuͤrde/ unſer Maͤdgen zur Frauen geben/ aber nach
der Noͤrdling. Schlacht habe ich beydes das Maͤgd-

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[533/0539] Fuͤnfftes Buch. Hiemit beſchloß mein Knan ſeine Erzehlung/ weil er eins tranck/ dann ich ſprach ihm gar guͤtlich zu/ da er aber das Glaß außgelehret hatte/ fragte ich/ und wie iſts darnach weiter mit der Frauen gangen? Er antwortet/ als ſie dergeſtalt Kindbette- rin worden/ bat ſie mich zu Gevattern/ und daß ich das Kind ehiſtes zum Tauff fuͤrdern wolte/ ſagte mir auch ihres Manns und ihren Nabmen/ damit ſie moͤchten in das Tauffbuch geſchriben werden/ und in dem thaͤt ſie ihr Felleyſen auff/ darinnen ſie wol koͤſtliche Sachen hatte/ und ſchenckte mir/ meinem Weib und Kind/ der Magd und ſonſt noch einer Frauen ſo viel/ daß wir wol mit ihr zu friden ſeyn koͤnnen/ aber in dem ſie ſo damit umbgieng/ und uns von ihrem Mann erzehlte/ ſtarb ſie uns unter den Haͤnden/ als ſie uns ihr Kind zuvor wol befohlen hatte: weil es dann nun ſo gar ein groſſer Lermen im Land war/ daß niemand bey Hauß bleiben konte/ vermachten wir kaum ein Pfarꝛherꝛn/ der bey der Begraͤbnuß ware/ und das Kind tauffte/ da aber endlich beydes geſchehen/ wurde mir von unſerm Schultzen und Pfarꝛherꝛn befohlen/ ich ſolte das Kind auffziehen biß es groß wuͤrd/ und vor meine Muͤhe und Koſten der Frauen gantze Verlaſſenſchaft behalten/ außgenommen etliche Pater Noſter, Edel- geſtein und ſo Geſchmeiß/ welches ich vor das Kind auffbehalten ſolte; Alſo ernehrte mein Frau das Kind mit Gaiß-Milch/ und wir behielten den Buben gar gern und dachten/ wir wolten ihm/ wann er groß wuͤrde/ unſer Maͤdgen zur Frauen geben/ aber nach der Noͤrdling. Schlacht habe ich beydes das Maͤgd- lein Z jv

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Zitationshilfe: German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 533. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/539>, abgerufen am 24.11.2024.