German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.Fünfftes Buch. Beschwerung/ daß ich nicht allein keine Müdigkeitempfande/ sondern auch in solchem sanfften Abfahren mit obgemeldten Mummelseer-Printzen allerhand discuriren konte/ denn da ich seine Freundlichkeit ver- merckte/ fragte ich ihn/ zu was Ende sie mich einen so weiten/ gefährlichen/ und allen Menschen ohnge- wöhnlichen Weg mit sich nähmen? Da antwortet er mir gar bescheiden/ der Weg sey nit weit/ den man in einer Stund spazieren könte/ und nit gefährlich/ dieweil ich ihn und seine Gesellschafft mit dem über- reichten Stein bey mir hätte/ daß er mir aber unge- wöhnlich vor komme/ sey sich nichts zu verwundern; sonst hätte er mich nicht allein auß seines Königs Be- felch/ der etwas mit mir zu reden/ abgeholt/ sondern daß ich auch gleich die seltzame Wunder der Natur unter der Erden und in Wassern beschauen solte/ de- ren ich mich zwar bereits auff dem Erdboden ver- wundert/ ehe ich noch kaum einen Schatten darvon gesehen. Darauff bate ich ihn ferner/ er wolte mich doch berichten/ zu was End der gütige Schöpffer so viel wunderbarliche See erschaffen/ sintemal sie/ wie mich dünckte/ keinem Menschen nichts nutzten/ sondern viel ehender Schaden bringen könten? Er antwortet/ du fragst billich umb das jenige/ was du nicht weist oder verstehest/ diese See sind dreyerley Ursachen willen erschaffen: Denn erstlich werden durch sie alle Meer/ wie die Nahmen haben/ und son- derlich der grosse Oceanus, gleichsam wie mit Nä- geln an die Erde gehefftet; Zweytens werden von uns durch diese See (gleichsam als wie durch Tei- chel/ Schläuche oder Stiefeln bey einer Wasser- Kunst/ deren ihr Menschen euch gebrauchet) die Wasser A a
Fuͤnfftes Buch. Beſchwerung/ daß ich nicht allein keine Muͤdigkeitempfande/ ſondern auch in ſolchem ſanfften Abfahren mit obgemeldten Mummelſeer-Printzen allerhand diſcuriren konte/ denn da ich ſeine Freundlichkeit ver- merckte/ fragte ich ihn/ zu was Ende ſie mich einen ſo weiten/ gefaͤhrlichen/ und allen Menſchen ohnge- woͤhnlichen Weg mit ſich naͤhmen? Da antwortet er mir gar beſcheiden/ der Weg ſey nit weit/ den man in einer Stund ſpazieren koͤnte/ und nit gefaͤhrlich/ dieweil ich ihn und ſeine Geſellſchafft mit dem uͤber- reichten Stein bey mir haͤtte/ daß er mir aber unge- woͤhnlich vor komme/ ſey ſich nichts zu verwundern; ſonſt haͤtte er mich nicht allein auß ſeines Koͤnigs Be- felch/ der etwas mit mir zu reden/ abgeholt/ ſondern daß ich auch gleich die ſeltzame Wunder der Natur unter der Erden und in Waſſern beſchauen ſolte/ de- ren ich mich zwar bereits auff dem Erdboden ver- wundert/ ehe ich noch kaum einen Schatten darvon geſehen. Darauff bate ich ihn ferner/ er wolte mich doch berichten/ zu was End der guͤtige Schoͤpffer ſo viel wunderbarliche See erſchaffen/ ſintemal ſie/ wie mich duͤnckte/ keinem Menſchen nichts nutzten/ ſondern viel ehender Schaden bringen koͤnten? Er antwortet/ du fragſt billich umb das jenige/ was du nicht weiſt oder verſteheſt/ dieſe See ſind dreyerley Urſachen willen erſchaffen: Denn erſtlich werden durch ſie alle Meer/ wie die Nahmen haben/ und ſon- derlich der groſſe Oceanus, gleichſam wie mit Naͤ- geln an die Erde gehefftet; Zweytens werden von uns durch dieſe See (gleichſam als wie durch Tei- chel/ Schlaͤuche oder Stiefeln bey einer Waſſer- Kunſt/ deren ihr Menſchen euch gebrauchet) die Waſſer A a
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Fuͤnfftes Buch.
Beſchwerung/ daß ich nicht allein keine Muͤdigkeit
empfande/ ſondern auch in ſolchem ſanfften Abfahren
mit obgemeldten Mummelſeer-Printzen allerhand
diſcuriren konte/ denn da ich ſeine Freundlichkeit ver-
merckte/ fragte ich ihn/ zu was Ende ſie mich einen
ſo weiten/ gefaͤhrlichen/ und allen Menſchen ohnge-
woͤhnlichen Weg mit ſich naͤhmen? Da antwortet
er mir gar beſcheiden/ der Weg ſey nit weit/ den man
in einer Stund ſpazieren koͤnte/ und nit gefaͤhrlich/
dieweil ich ihn und ſeine Geſellſchafft mit dem uͤber-
reichten Stein bey mir haͤtte/ daß er mir aber unge-
woͤhnlich vor komme/ ſey ſich nichts zu verwundern;
ſonſt haͤtte er mich nicht allein auß ſeines Koͤnigs Be-
felch/ der etwas mit mir zu reden/ abgeholt/ ſondern
daß ich auch gleich die ſeltzame Wunder der Natur
unter der Erden und in Waſſern beſchauen ſolte/ de-
ren ich mich zwar bereits auff dem Erdboden ver-
wundert/ ehe ich noch kaum einen Schatten darvon
geſehen. Darauff bate ich ihn ferner/ er wolte mich
doch berichten/ zu was End der guͤtige Schoͤpffer ſo
viel wunderbarliche See erſchaffen/ ſintemal ſie/
wie mich duͤnckte/ keinem Menſchen nichts nutzten/
ſondern viel ehender Schaden bringen koͤnten? Er
antwortet/ du fragſt billich umb das jenige/ was du
nicht weiſt oder verſteheſt/ dieſe See ſind dreyerley
Urſachen willen erſchaffen: Denn erſtlich werden
durch ſie alle Meer/ wie die Nahmen haben/ und ſon-
derlich der groſſe Oceanus, gleichſam wie mit Naͤ-
geln an die Erde gehefftet; Zweytens werden von
uns durch dieſe See (gleichſam als wie durch Tei-
chel/ Schlaͤuche oder Stiefeln bey einer Waſſer-
Kunſt/ deren ihr Menſchen euch gebrauchet) die
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