German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.Deß Abenth. Simplicissimi zu Hauß war/ ein frisch Regiment zu werben hätte/und überredete mich damit/ daß ich gleich ihm zu Wißmar auffsasse/ und mit ihm in Liffland fuhr. Da war es nun auch nobis, dann er hatte nicht allein kein Regiment zu werben/ sondern war auch sonsten ein Blut-armer Edelmann/ und was er hatte/ war von seinem Weib da. Ob ich nun zwar mich zweymal betrügen/ und Nach
Deß Abenth. Simpliciſſimi zu Hauß war/ ein friſch Regiment zu werben haͤtte/und uͤberꝛedete mich damit/ daß ich gleich ihm zu Wißmar auffſaſſe/ und mit ihm in Liffland fuhr. Da war es nun auch nobis, dann er hatte nicht allein kein Regiment zu werben/ ſondern war auch ſonſten ein Blut-armer Edelmann/ und was er hatte/ war von ſeinem Weib da. Ob ich nun zwar mich zweymal betruͤgen/ und Nach
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Deß Abenth. Simpliciſſimi
zu Hauß war/ ein friſch Regiment zu werben haͤtte/
und uͤberꝛedete mich damit/ daß ich gleich ihm zu
Wißmar auffſaſſe/ und mit ihm in Liffland fuhr.
Da war es nun auch nobis, dann er hatte nicht allein
kein Regiment zu werben/ ſondern war auch ſonſten
ein Blut-armer Edelmann/ und was er hatte/ war
von ſeinem Weib da.
Ob ich nun zwar mich zweymal betruͤgen/ und
ſo weit hinweg fuͤhren laſſen/ ſo gieng ich doch auch
das dritte mal an/ dann er wieſe mir Schreiben vor/
die er auß der Moſcau bekommen/ in welchen ihm
(ſeinem Voꝛgeben nach) hohe Kriegs-Chargen an-
getragen wurden/ maſſen er mir dieſelbige Schrei-
den ſo verteutſchte/ und von richtiger und guter Be-
zahlung trefflich auffſchnitte: Und weilen er gleich
mit Wetb und Kind auffbrach/ dachte ich/ er wird ja
umb der Gaͤns willen nicht hinziehen; begab mich
derowegen voll guter Hoffnung mit ihme auff den
Weg/ weil ich ohne das kein Mittel und Gelegen-
heit ſahe/ vor dißmal wieder zuruͤck in Teutſchland
zu kehren; So balden wir aber uͤber die Reuſſiſche
Grentze kamen/ und uns unterſchiedliche abgedanck-
te Teutſche Soldaten/ vornemlich Officier begeg-
neten/ fienge mir an zu graueln/ und ſagte zu meinem
Obriſten/ Was Teuffels machen wir? wo Krieg
iſt/ da ziehen wir hinweg/ und wo es Fried/ und die
Soldaten unwerth und abgedanckt worden/ da kom-
men wir hin! Er aber gab mir noch immer gute
Wort/ und ſagte: Jch ſolte ihn nur ſorgen laſſen/
er wiſſe beſſer was zu thun ſey/ als dieſe Kerl/ an de-
nen nicht viel gelegen.
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