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German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.

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Fünfftes Buch.

Nach dem wir nun sicher in der Statt Moscau
ankommen/ sahe ich gleich daß es gefehlt hatte/ mein
Obrister conferirte zwar täglich mit den Magnaten,
aber viel mehr mit den Metropoliten als den Knesen/
welches mir gar nicht Spanisch/ aber viel zu pfäf-
fisch vorkam; so mir auch allerhand Grillen und
Nachdenckens erweckte/ wiewol ich nicht ersinnen
könte/ nach was vor einem Zweck er zielte; endlich
notificirt er mir/ daß es nichts mehr mit dem Krieg
wäre/ und daß ihn sein Gewissen treibe die Griechi-
sche Religion anzunehmen; Sein treuhertziger Rath
wäre/ weil er mir ohne das nunmehr nicht helffen
konte wie er versprochen/ ich solte ihm nachfolgen;
Deß Zaarn Mayestät hätte bereits gute Nachricht
von meiner Person und guten Qualitäten/ die wür-
den gnädigst belieben/ wofern ich mich accommodi-
ren wolte/ mich als einen Cavallier mit einem statt-
lichen Adelichen Gut und vielen Unterthanen zu be-
gnädigen; Welches allergnädigste Anerbieten nicht
außzuschlagen wäre/ in deme einem jedwedern rath-
samer wäre/ an einem solchen grossen Monarchen
mehr einen allergnädigsten Herrn/ als einen unge-
neigten Groß-Fürsten zu haben; Jch wurd hierü-
ber gantz bestürtzt/ und wuste nichts zu antworten/
weil ich dem Obristen/ wann ich ihn an einem an-
dern Ort gehabt/ die Antwort lieber im Gefühl als
im Gehör zu verstehen geben hätte; muste aber mei-
ne Leyer anders stimmen/ und mich nach dem jenigen
Ort richten/ darinn ich mich gleichsam wie ein Ge-
sangner befande/ weßwegen ich dann/ ehe ich mich
auff eine Antwort resolviren konte/ so lang stillschwi-

ge:
Fuͤnfftes Buch.

Nach dem wir nun ſicher in der Statt Moſcau
ankommen/ ſahe ich gleich daß es gefehlt hatte/ mein
Obriſter conferirte zwar taͤglich mit den Magnaten,
aber viel mehr mit den Metropoliten als den Kneſen/
welches mir gar nicht Spaniſch/ aber viel zu pfaͤf-
fiſch vorkam; ſo mir auch allerhand Grillen und
Nachdenckens erweckte/ wiewol ich nicht erſinnen
koͤnte/ nach was vor einem Zweck er zielte; endlich
notificirt er mir/ daß es nichts mehr mit dem Krieg
waͤre/ und daß ihn ſein Gewiſſen treibe die Griechi-
ſche Religion anzunehmen; Sein treuhertziger Rath
waͤre/ weil er mir ohne das nunmehr nicht helffen
konte wie er verſprochen/ ich ſolte ihm nachfolgen;
Deß Zaarn Mayeſtaͤt haͤtte bereits gute Nachricht
von meiner Perſon und guten Qualitaͤten/ die wuͤr-
den gnaͤdigſt belieben/ wofern ich mich accommodi-
ren wolte/ mich als einen Cavallier mit einem ſtatt-
lichen Adelichen Gut und vielen Unterthanen zu be-
gnaͤdigen; Welches allergnaͤdigſte Anerbieten nicht
außzuſchlagen waͤre/ in deme einem jedwedern rath-
ſamer waͤre/ an einem ſolchen groſſen Monarchen
mehr einen allergnaͤdigſten Herꝛn/ als einen unge-
neigten Groß-Fuͤrſten zu haben; Jch wurd hieruͤ-
ber gantz beſtuͤrtzt/ und wuſte nichts zu antworten/
weil ich dem Obriſten/ wann ich ihn an einem an-
dern Ort gehabt/ die Antwort lieber im Gefuͤhl als
im Gehoͤr zu verſtehen geben haͤtte; muſte aber mei-
ne Leyer anders ſtimmen/ und mich nach dem jenigen
Ort richten/ darinn ich mich gleichſam wie ein Ge-
ſangner befande/ weßwegen ich dann/ ehe ich mich
auff eine Antwort reſolviren konte/ ſo lang ſtillſchwi-

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[593/0599] Fuͤnfftes Buch. Nach dem wir nun ſicher in der Statt Moſcau ankommen/ ſahe ich gleich daß es gefehlt hatte/ mein Obriſter conferirte zwar taͤglich mit den Magnaten, aber viel mehr mit den Metropoliten als den Kneſen/ welches mir gar nicht Spaniſch/ aber viel zu pfaͤf- fiſch vorkam; ſo mir auch allerhand Grillen und Nachdenckens erweckte/ wiewol ich nicht erſinnen koͤnte/ nach was vor einem Zweck er zielte; endlich notificirt er mir/ daß es nichts mehr mit dem Krieg waͤre/ und daß ihn ſein Gewiſſen treibe die Griechi- ſche Religion anzunehmen; Sein treuhertziger Rath waͤre/ weil er mir ohne das nunmehr nicht helffen konte wie er verſprochen/ ich ſolte ihm nachfolgen; Deß Zaarn Mayeſtaͤt haͤtte bereits gute Nachricht von meiner Perſon und guten Qualitaͤten/ die wuͤr- den gnaͤdigſt belieben/ wofern ich mich accommodi- ren wolte/ mich als einen Cavallier mit einem ſtatt- lichen Adelichen Gut und vielen Unterthanen zu be- gnaͤdigen; Welches allergnaͤdigſte Anerbieten nicht außzuſchlagen waͤre/ in deme einem jedwedern rath- ſamer waͤre/ an einem ſolchen groſſen Monarchen mehr einen allergnaͤdigſten Herꝛn/ als einen unge- neigten Groß-Fuͤrſten zu haben; Jch wurd hieruͤ- ber gantz beſtuͤrtzt/ und wuſte nichts zu antworten/ weil ich dem Obriſten/ wann ich ihn an einem an- dern Ort gehabt/ die Antwort lieber im Gefuͤhl als im Gehoͤr zu verſtehen geben haͤtte; muſte aber mei- ne Leyer anders ſtimmen/ und mich nach dem jenigen Ort richten/ darinn ich mich gleichſam wie ein Ge- ſangner befande/ weßwegen ich dann/ ehe ich mich auff eine Antwort reſolviren konte/ ſo lang ſtillſchwi- ge:

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Zitationshilfe: German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 593. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/599>, abgerufen am 22.11.2024.