Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Trutz Simplex. Utopia [i. e. Nürnberg], 1670.und mich über meine vielfältige Veränderung Gleichwol aber war ich so schlau nicht/ daß diesem
und mich uͤber meine vielfaͤltige Veraͤnderung Gleichwol aber war ich ſo ſchlau nicht/ daß dieſem
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0250" n="254"/> und mich uͤber meine vielfaͤltige Veraͤnderung<lb/> verwundern; Nichts deſto weniger fchickte ſich<lb/> das Ziegeuner-Leben ſo wol zu meinem Humor/<lb/> daß ich es auch mit keiner Obriſtin vertauſcht<lb/> haben wolte; Jch lernete in kurtzer Zeit von ei-<lb/> ner alten Aegyptiſchen Großmutter wahrſagen;<lb/> luͤgen und ſtehlen aber kunte ich zuvor/ auſſer daß<lb/> ich der Ziegeuner gewoͤhnliche Handgriff noch<lb/> nicht wuſte/ aber was darffs viel Weſens? ich<lb/> wurde in Kuͤrtze ſo perfect/ daß ich auch vor eine<lb/> Generalin aller Ziegeunerinnen haͤtte paſſiren<lb/> moͤgen.</p><lb/> <p>Gleichwol aber war ich ſo ſchlau nicht/ daß<lb/> es mir uͤberal ohne Gefahr/ ja ohne Stoͤſſe ab-<lb/> gangen waͤre/ wiewohl ich mehr einheimbſchte/<lb/> und meinem Mann zu verſchlemmen/ zubrachte/<lb/> als ſonſt meiner zehne: Hoͤret! wie mirs eins-<lb/> mals ſo uͤbel gelungen; Wir lagen uͤber Nacht<lb/> und ein Tag ohnweit von einer Freunds-Stadt<lb/> im vorbey marchiren/ da jederman hinein dorf-<lb/> te/ um ſeinen Pfenning einzukauffen/ was er wol-<lb/> te. Jch machte mich auch hinein/ mehr einzu-<lb/> nehmen und zu ſtehlen/ als Geld auszugeben/<lb/> oder etwas zu kauffen/ weil ich ſonſt nichts zu<lb/> erkauffen gedachte/ als was ich mit fuͤnff Fin-<lb/> gern/ oder ſonſt einem kuͤnſtlichen Griff zu er-<lb/> handeln verhoffte; Jch war nicht weit die Stadt<lb/> hinein paſſirt/ als mir eine Madamoiſelle eine<lb/> Magd zuſchickte, und mir ſagen lieſſe/ ich ſolte<lb/> kommen/ ihrer Fraͤulein warzuſagen/ und von<lb/> <fw place="bottom" type="catch">dieſem</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [254/0250]
und mich uͤber meine vielfaͤltige Veraͤnderung
verwundern; Nichts deſto weniger fchickte ſich
das Ziegeuner-Leben ſo wol zu meinem Humor/
daß ich es auch mit keiner Obriſtin vertauſcht
haben wolte; Jch lernete in kurtzer Zeit von ei-
ner alten Aegyptiſchen Großmutter wahrſagen;
luͤgen und ſtehlen aber kunte ich zuvor/ auſſer daß
ich der Ziegeuner gewoͤhnliche Handgriff noch
nicht wuſte/ aber was darffs viel Weſens? ich
wurde in Kuͤrtze ſo perfect/ daß ich auch vor eine
Generalin aller Ziegeunerinnen haͤtte paſſiren
moͤgen.
Gleichwol aber war ich ſo ſchlau nicht/ daß
es mir uͤberal ohne Gefahr/ ja ohne Stoͤſſe ab-
gangen waͤre/ wiewohl ich mehr einheimbſchte/
und meinem Mann zu verſchlemmen/ zubrachte/
als ſonſt meiner zehne: Hoͤret! wie mirs eins-
mals ſo uͤbel gelungen; Wir lagen uͤber Nacht
und ein Tag ohnweit von einer Freunds-Stadt
im vorbey marchiren/ da jederman hinein dorf-
te/ um ſeinen Pfenning einzukauffen/ was er wol-
te. Jch machte mich auch hinein/ mehr einzu-
nehmen und zu ſtehlen/ als Geld auszugeben/
oder etwas zu kauffen/ weil ich ſonſt nichts zu
erkauffen gedachte/ als was ich mit fuͤnff Fin-
gern/ oder ſonſt einem kuͤnſtlichen Griff zu er-
handeln verhoffte; Jch war nicht weit die Stadt
hinein paſſirt/ als mir eine Madamoiſelle eine
Magd zuſchickte, und mir ſagen lieſſe/ ich ſolte
kommen/ ihrer Fraͤulein warzuſagen/ und von
dieſem
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