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Grosse, Julius: Vetter Isidor. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 20. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 103–236. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Equipagen, Dienerschaft besaß, versteht sich von selbst. Kurz, er lebte wie ein kleiner Fürst und gab der goldenen Jugend der Stadt ein nachahmungswerthes Beispiel, wie man seine Mittel mit Geschmack und Eleganz verschwenden solle und könne. Seine Julia, wie gesagt, trug er auf den Händen, und die junge Frau lebte wie in einem glücklichen Traum und Taumel dahin. Es fiel ihr gar nicht ein, zu fragen, woher die Mittel zu dem colossalen Aufwande kamen. Du hast jährlich deine zehntausend und brauchst vor keiner Gräfin und keiner Ministerin zurückzustehen, hatte ihr Mann ihr in den ersten Tagen schon gesagt, und die junge Frau glaubte an ihn wie an ihren Gott. Nannten ihn auch manche vorsichtige und scharfblickende Leute einen Verschwender, so konnte ihm doch Niemand ernstlich gram sein, denn je sinnloser seine Vergeudung, desto mehr entfaltete sich seine persönliche Liebenswürdigkeit. -- Wenn ich jetzt an jene Zeit zurückdenke, kommt es mir vor, als ob er sich mit Absicht in diesen Strudel von Zerstreuungen stürzte, um selbst zu vergessen, über welchem Abgrund er schwebte. Zwar seine Zuckerfabrik wie die Parfümeriefabrik gingen glänzend, und seine Firma gewann mit jedem Jahr einen verbreiteteren Ruf; nur über sein Verhältniß zu seinem Compagnon konnte Niemand klare Auskunft erlangen.

So ging es ungefähr vier bis fünf Jahre in ungetrübtem Glück. Daß er keine Kinder hatte, mochte der einzige Schatten dieses Glückes sein, aber man hörte ihn niemals darüber klagen. -- Der plötzliche Tod seiner

Equipagen, Dienerschaft besaß, versteht sich von selbst. Kurz, er lebte wie ein kleiner Fürst und gab der goldenen Jugend der Stadt ein nachahmungswerthes Beispiel, wie man seine Mittel mit Geschmack und Eleganz verschwenden solle und könne. Seine Julia, wie gesagt, trug er auf den Händen, und die junge Frau lebte wie in einem glücklichen Traum und Taumel dahin. Es fiel ihr gar nicht ein, zu fragen, woher die Mittel zu dem colossalen Aufwande kamen. Du hast jährlich deine zehntausend und brauchst vor keiner Gräfin und keiner Ministerin zurückzustehen, hatte ihr Mann ihr in den ersten Tagen schon gesagt, und die junge Frau glaubte an ihn wie an ihren Gott. Nannten ihn auch manche vorsichtige und scharfblickende Leute einen Verschwender, so konnte ihm doch Niemand ernstlich gram sein, denn je sinnloser seine Vergeudung, desto mehr entfaltete sich seine persönliche Liebenswürdigkeit. — Wenn ich jetzt an jene Zeit zurückdenke, kommt es mir vor, als ob er sich mit Absicht in diesen Strudel von Zerstreuungen stürzte, um selbst zu vergessen, über welchem Abgrund er schwebte. Zwar seine Zuckerfabrik wie die Parfümeriefabrik gingen glänzend, und seine Firma gewann mit jedem Jahr einen verbreiteteren Ruf; nur über sein Verhältniß zu seinem Compagnon konnte Niemand klare Auskunft erlangen.

So ging es ungefähr vier bis fünf Jahre in ungetrübtem Glück. Daß er keine Kinder hatte, mochte der einzige Schatten dieses Glückes sein, aber man hörte ihn niemals darüber klagen. — Der plötzliche Tod seiner

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[0030] Equipagen, Dienerschaft besaß, versteht sich von selbst. Kurz, er lebte wie ein kleiner Fürst und gab der goldenen Jugend der Stadt ein nachahmungswerthes Beispiel, wie man seine Mittel mit Geschmack und Eleganz verschwenden solle und könne. Seine Julia, wie gesagt, trug er auf den Händen, und die junge Frau lebte wie in einem glücklichen Traum und Taumel dahin. Es fiel ihr gar nicht ein, zu fragen, woher die Mittel zu dem colossalen Aufwande kamen. Du hast jährlich deine zehntausend und brauchst vor keiner Gräfin und keiner Ministerin zurückzustehen, hatte ihr Mann ihr in den ersten Tagen schon gesagt, und die junge Frau glaubte an ihn wie an ihren Gott. Nannten ihn auch manche vorsichtige und scharfblickende Leute einen Verschwender, so konnte ihm doch Niemand ernstlich gram sein, denn je sinnloser seine Vergeudung, desto mehr entfaltete sich seine persönliche Liebenswürdigkeit. — Wenn ich jetzt an jene Zeit zurückdenke, kommt es mir vor, als ob er sich mit Absicht in diesen Strudel von Zerstreuungen stürzte, um selbst zu vergessen, über welchem Abgrund er schwebte. Zwar seine Zuckerfabrik wie die Parfümeriefabrik gingen glänzend, und seine Firma gewann mit jedem Jahr einen verbreiteteren Ruf; nur über sein Verhältniß zu seinem Compagnon konnte Niemand klare Auskunft erlangen. So ging es ungefähr vier bis fünf Jahre in ungetrübtem Glück. Daß er keine Kinder hatte, mochte der einzige Schatten dieses Glückes sein, aber man hörte ihn niemals darüber klagen. — Der plötzliche Tod seiner

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T10:31:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T10:31:15Z)

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Zitationshilfe: Grosse, Julius: Vetter Isidor. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 20. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 103–236. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grosse_isidor_1910/30>, abgerufen am 23.11.2024.