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Grosse, Julius: Vetter Isidor. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 20. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 103–236. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Vetterchen, machen Sie, daß Sie aus den Federn kommen, ich gehe jetzt in die Kirche, bald bin ich wieder da. Lassen Sie sich finden unten im Gartenhäuschen, da kann etwas Großes geschehen; verstanden?

Mit diesen Worten war sie eilig davon.

Hm! -- dachte Vetter Isidor, -- diese bevorstehenden großen Ereignisse könnten wir also benies't haben.

Dann erhob er sich langsam und war mit einem entschlossenen Sprunge aus dem Bett. Zunächst wusch er sich und kämmte sich den Schlaf aus den Haaren, dann revidirte er das wohlassortirte Pfeifensystem des seligen Herrn Conrectors. Richtig fand er eine schöne Meerschaumpfeife, welche noch gestopft war. Diese setzte er in Brand, öffnete das Fenster und sah in die klare, sonnige Morgenlandschaft hinaus, zunächst auf den alten Gottesacker hin. Dort standen die eisernen und hölzernen Kreuze von der stillen, goldenen Morgensonne beschienen. Die Bienen summten um die Blumen, hoch im Aether schossen die Schwalben vorüber, und über dem Flußarm am Wald tanzten die Mücken im rothen Sonnenduft. -- Neben diesem lautlosen Leben war die schöne Landschaft menschenöde und friedlich wie an einem Sonntag; sonntäglich wenigstens hallte ein leiser Orgelklang, der durch die geöffnete Thür der Dorfkirche, durch die Blätter und die blumenreiche Stille zitterte.

Vetter Isidor befand sich in eigenthümlicher Stimmung. Es war ihm so feierlich zu Muth. Der Geruch des Kuhstalles und der Duft verschiedener Obstsorten

Vetterchen, machen Sie, daß Sie aus den Federn kommen, ich gehe jetzt in die Kirche, bald bin ich wieder da. Lassen Sie sich finden unten im Gartenhäuschen, da kann etwas Großes geschehen; verstanden?

Mit diesen Worten war sie eilig davon.

Hm! — dachte Vetter Isidor, — diese bevorstehenden großen Ereignisse könnten wir also benies't haben.

Dann erhob er sich langsam und war mit einem entschlossenen Sprunge aus dem Bett. Zunächst wusch er sich und kämmte sich den Schlaf aus den Haaren, dann revidirte er das wohlassortirte Pfeifensystem des seligen Herrn Conrectors. Richtig fand er eine schöne Meerschaumpfeife, welche noch gestopft war. Diese setzte er in Brand, öffnete das Fenster und sah in die klare, sonnige Morgenlandschaft hinaus, zunächst auf den alten Gottesacker hin. Dort standen die eisernen und hölzernen Kreuze von der stillen, goldenen Morgensonne beschienen. Die Bienen summten um die Blumen, hoch im Aether schossen die Schwalben vorüber, und über dem Flußarm am Wald tanzten die Mücken im rothen Sonnenduft. — Neben diesem lautlosen Leben war die schöne Landschaft menschenöde und friedlich wie an einem Sonntag; sonntäglich wenigstens hallte ein leiser Orgelklang, der durch die geöffnete Thür der Dorfkirche, durch die Blätter und die blumenreiche Stille zitterte.

Vetter Isidor befand sich in eigenthümlicher Stimmung. Es war ihm so feierlich zu Muth. Der Geruch des Kuhstalles und der Duft verschiedener Obstsorten

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[0082] Vetterchen, machen Sie, daß Sie aus den Federn kommen, ich gehe jetzt in die Kirche, bald bin ich wieder da. Lassen Sie sich finden unten im Gartenhäuschen, da kann etwas Großes geschehen; verstanden? Mit diesen Worten war sie eilig davon. Hm! — dachte Vetter Isidor, — diese bevorstehenden großen Ereignisse könnten wir also benies't haben. Dann erhob er sich langsam und war mit einem entschlossenen Sprunge aus dem Bett. Zunächst wusch er sich und kämmte sich den Schlaf aus den Haaren, dann revidirte er das wohlassortirte Pfeifensystem des seligen Herrn Conrectors. Richtig fand er eine schöne Meerschaumpfeife, welche noch gestopft war. Diese setzte er in Brand, öffnete das Fenster und sah in die klare, sonnige Morgenlandschaft hinaus, zunächst auf den alten Gottesacker hin. Dort standen die eisernen und hölzernen Kreuze von der stillen, goldenen Morgensonne beschienen. Die Bienen summten um die Blumen, hoch im Aether schossen die Schwalben vorüber, und über dem Flußarm am Wald tanzten die Mücken im rothen Sonnenduft. — Neben diesem lautlosen Leben war die schöne Landschaft menschenöde und friedlich wie an einem Sonntag; sonntäglich wenigstens hallte ein leiser Orgelklang, der durch die geöffnete Thür der Dorfkirche, durch die Blätter und die blumenreiche Stille zitterte. Vetter Isidor befand sich in eigenthümlicher Stimmung. Es war ihm so feierlich zu Muth. Der Geruch des Kuhstalles und der Duft verschiedener Obstsorten

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T10:31:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T10:31:15Z)

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Zitationshilfe: Grosse, Julius: Vetter Isidor. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 20. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 103–236. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grosse_isidor_1910/82>, abgerufen am 28.11.2024.