Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gryphius, Andreas: Horribilicribrifax. Breslau, 1665.

Bild:
<< vorherige Seite
Schertz-Spiel.
Flaccilla. Die Vornehmsten unter dem Frauen-Zimmer
pflegen frembde Haare mit einzuflechten.
Cleander. Die offt an dem Galgen abgefaulet/ oder von
den Frantzosen außgefressen.
Flaccilla. Jch versichere eure Gnaden/ daß von diesen
Haaren nichts derogleichen zuvermuthen.
Cleander. Räudige Schaafe lassen die Wolle gerne gehen:
und wenn der Fuchs kranck wird/ so stäubet ihm
der Balg.
Flacc. Ach --- Ach!
Cleand. Warumb erseufftzet ihr so heftig? geschichts viel-
leicht/ weil ich euch die Warheit sage?
Flaccilla. Ach Jhre Genaden irren in diesem Stück heff-
tig!
Cleander. Warumb weinet ihr? Wessen sind diese
Haare?
Flaccilla. Jch bitte demütigst/ Jhre Genaden wolle meiner
veschonen!
Cleander. Durchaus ich wils wissen! Sind sie vielleicht
einer Todten abgeschnitten worden?
Flaccilla. Ach Jhr Genaden/ die Person ist bey Leben/
und wol die Keuscheste die in dieser Stadt zu fin-
den.
Cleander. Sind sie irgends einer geistlichen Jungfrau?
Flaccilla. Ach!
Cleander. Saget sonder Weinen heraus/ wessen sind
sie?
Flaccilla. Ach Jhr Genaden/ sie sind ------
Cleand. Wessen? Nun fort.
Flaccilla. Ach! meiner einigen Tochter.
Cleand. Also! Weil der Vogel nicht gelten will/ so ver-
kaufft ihr die Federn! betrübet euch nicht/ meine
Frau! mich dünckt/ ich solle euch irgends wo vor
diesem gesehen haben. Wo wohnet ihr?
Flaccilla. Ach!
Cleander. Es muß etwas auff sich haben/ daß sie sich nicht
meldet.
E ij
Schertz-Spiel.
Flaccilla. Die Vornehmſten unter dem Frauen-Zimmer
pflegen frembde Haare mit einzuflechten.
Cleander. Die offt an dem Galgen abgefaulet/ oder von
den Frantzoſen außgefreſſen.
Flaccilla. Jch verſichere eure Gnaden/ daß von dieſen
Haaren nichts derogleichen zuvermuthen.
Cleander. Raͤudige Schaafe laſſen die Wolle gerne gehen:
und wenn der Fuchs kranck wird/ ſo ſtaͤubet ihm
der Balg.
Flacc. Ach ‒‒‒ Ach!
Cleand. Warumb erſeufftzet ihr ſo heftig? geſchichts viel-
leicht/ weil ich euch die Warheit ſage?
Flaccilla. Ach Jhre Genaden irren in dieſem Stuͤck heff-
tig!
Cleander. Warumb weinet ihr? Weſſen ſind dieſe
Haare?
Flaccilla. Jch bitte demuͤtigſt/ Jhre Genaden wolle meineꝛ
veſchonen!
Cleander. Durchaus ich wils wiſſen! Sind ſie vielleicht
einer Todten abgeſchnitten worden?
Flaccilla. Ach Jhr Genaden/ die Perſon iſt bey Leben/
und wol die Keuſcheſte die in dieſer Stadt zu fin-
den.
Cleander. Sind ſie irgends einer geiſtlichen Jungfrau?
Flaccilla. Ach!
Cleander. Saget ſonder Weinen heraus/ weſſen ſind
ſie?
Flaccilla. Ach Jhr Genaden/ ſie ſind ———
Cleand. Weſſen? Nun fort.
Flaccilla. Ach! meiner einigen Tochter.
Cleand. Alſo! Weil der Vogel nicht gelten will/ ſo ver-
kaufft ihr die Federn! betruͤbet euch nicht/ meine
Frau! mich duͤnckt/ ich ſolle euch irgends wo vor
dieſem geſehen haben. Wo wohnet ihr?
Flaccilla. Ach!
Cleander. Es muß etwas auff ſich haben/ daß ſie ſich nicht
meldet.
E ij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0071" n="55"/>
          <fw place="top" type="header">Schertz-Spiel.</fw><lb/>
          <sp who="#FLA">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Flaccilla.</hi> </speaker>
            <p>Die Vornehm&#x017F;ten unter dem Frauen-Zimmer<lb/>
pflegen frembde Haare mit einzuflechten.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CLE">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Cleander.</hi> </speaker>
            <p>Die offt an dem Galgen abgefaulet/ oder von<lb/>
den Frantzo&#x017F;en außgefre&#x017F;&#x017F;en.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#FLA">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Flaccilla.</hi> </speaker>
            <p>Jch ver&#x017F;ichere eure Gnaden/ daß von die&#x017F;en<lb/>
Haaren nichts derogleichen zuvermuthen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CLE">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Cleander.</hi> </speaker>
            <p>Ra&#x0364;udige Schaafe la&#x017F;&#x017F;en die Wolle gerne gehen:<lb/>
und wenn der Fuchs kranck wird/ &#x017F;o &#x017F;ta&#x0364;ubet ihm<lb/>
der Balg.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#FLA">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Flacc.</hi> </speaker>
            <p>Ach &#x2012;&#x2012;&#x2012; Ach!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CLE">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Cleand.</hi> </speaker>
            <p>Warumb er&#x017F;eufftzet ihr &#x017F;o heftig? ge&#x017F;chichts viel-<lb/>
leicht/ weil ich euch die Warheit &#x017F;age?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#FLA">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Flaccilla.</hi> </speaker>
            <p>Ach Jhre Genaden irren in die&#x017F;em Stu&#x0364;ck heff-<lb/>
tig!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CLE">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Cleander.</hi> </speaker>
            <p>Warumb weinet ihr? We&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ind die&#x017F;e<lb/>
Haare<hi rendition="#i">?</hi></p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#FLA">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Flaccilla.</hi> </speaker>
            <p>Jch bitte demu&#x0364;tig&#x017F;t/ Jhre Genaden wolle meine&#xA75B;<lb/>
ve&#x017F;chonen!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CLE">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Cleander.</hi> </speaker>
            <p>Durchaus ich wils wi&#x017F;&#x017F;en! Sind &#x017F;ie vielleicht<lb/>
einer Todten abge&#x017F;chnitten worden<hi rendition="#i">?</hi></p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#FLA">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Flaccilla.</hi> </speaker>
            <p>Ach Jhr Genaden/ die Per&#x017F;on i&#x017F;t bey Leben/<lb/>
und wol die Keu&#x017F;che&#x017F;te die in die&#x017F;er Stadt zu fin-<lb/>
den.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CLE">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Cleander.</hi> </speaker>
            <p>Sind &#x017F;ie irgends einer gei&#x017F;tlichen Jungfrau<hi rendition="#i">?</hi></p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#FLA">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Flaccilla.</hi> </speaker>
            <p>Ach!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CLE">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Cleander.</hi> </speaker>
            <p>Saget &#x017F;onder Weinen heraus/ we&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ind<lb/>
&#x017F;ie?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#FLA">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Flaccilla.</hi> </speaker>
            <p>Ach Jhr Genaden/ &#x017F;ie &#x017F;ind &#x2014;&#x2014;&#x2014;</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CLE">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Cleand.</hi> </speaker>
            <p>We&#x017F;&#x017F;en<hi rendition="#i">?</hi> Nun fort.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#FLA">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Flaccilla.</hi> </speaker>
            <p>Ach<hi rendition="#i">!</hi> meiner einigen Tochter.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CLE">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Cleand.</hi> </speaker>
            <p>Al&#x017F;o! Weil der Vogel nicht gelten will/ &#x017F;o ver-<lb/>
kaufft ihr die Federn! betru&#x0364;bet euch nicht/ meine<lb/>
Frau! mich du&#x0364;nckt/ ich &#x017F;olle euch irgends wo vor<lb/>
die&#x017F;em ge&#x017F;ehen haben. Wo wohnet ihr<hi rendition="#i">?</hi></p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#FLA">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Flaccilla.</hi> </speaker>
            <p>Ach!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CLE">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Cleander.</hi> </speaker>
            <p>Es muß etwas auff &#x017F;ich haben/ daß &#x017F;ie &#x017F;ich nicht<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">E ij</fw><fw place="bottom" type="catch">meldet.</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[55/0071] Schertz-Spiel. Flaccilla. Die Vornehmſten unter dem Frauen-Zimmer pflegen frembde Haare mit einzuflechten. Cleander. Die offt an dem Galgen abgefaulet/ oder von den Frantzoſen außgefreſſen. Flaccilla. Jch verſichere eure Gnaden/ daß von dieſen Haaren nichts derogleichen zuvermuthen. Cleander. Raͤudige Schaafe laſſen die Wolle gerne gehen: und wenn der Fuchs kranck wird/ ſo ſtaͤubet ihm der Balg. Flacc. Ach ‒‒‒ Ach! Cleand. Warumb erſeufftzet ihr ſo heftig? geſchichts viel- leicht/ weil ich euch die Warheit ſage? Flaccilla. Ach Jhre Genaden irren in dieſem Stuͤck heff- tig! Cleander. Warumb weinet ihr? Weſſen ſind dieſe Haare? Flaccilla. Jch bitte demuͤtigſt/ Jhre Genaden wolle meineꝛ veſchonen! Cleander. Durchaus ich wils wiſſen! Sind ſie vielleicht einer Todten abgeſchnitten worden? Flaccilla. Ach Jhr Genaden/ die Perſon iſt bey Leben/ und wol die Keuſcheſte die in dieſer Stadt zu fin- den. Cleander. Sind ſie irgends einer geiſtlichen Jungfrau? Flaccilla. Ach! Cleander. Saget ſonder Weinen heraus/ weſſen ſind ſie? Flaccilla. Ach Jhr Genaden/ ſie ſind ——— Cleand. Weſſen? Nun fort. Flaccilla. Ach! meiner einigen Tochter. Cleand. Alſo! Weil der Vogel nicht gelten will/ ſo ver- kaufft ihr die Federn! betruͤbet euch nicht/ meine Frau! mich duͤnckt/ ich ſolle euch irgends wo vor dieſem geſehen haben. Wo wohnet ihr? Flaccilla. Ach! Cleander. Es muß etwas auff ſich haben/ daß ſie ſich nicht meldet. E ij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das Exemplar stellt den ersten datierten Druck da… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_horribilicribrifax_1663
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_horribilicribrifax_1663/71
Zitationshilfe: Gryphius, Andreas: Horribilicribrifax. Breslau, 1665, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_horribilicribrifax_1663/71>, abgerufen am 21.11.2024.