Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gryphius, Andreas: Teutsche Reim-Gedichte. Frankfurt (Main), 1650.

Bild:
<< vorherige Seite
Oden
III.

Platz der ewig-stätten wonne.
Ewig-lichter Himmelbaw/
Wie daß ich nicht deine Sonne/
Meiner Seelen licht anschaw'?
IV.

Wer mag die nicht seelig nennen
Die auff deinen lichtern gehn!
Vnd der Lichter Fürst' erkennen;
Die an GOTTES seiten stehn.
Satz. V.
O Burg der sterbligkeit!
O Kercker voll von Leidt!
O Erden Leichen-volle grufft!
O Schlachtbanck/ Stock vnd See/
O Abgrund-tieffes weh'[!]
VI.

Wie lange zieh' ich noch
Beschwert an deinem Joch?
Wie daß mir nicht mein Liebster rufft?
Der mich mit trost entsetzt/
Wenn mich die Angst verletzt!
VII.

Ach! meiner Seelen licht!
Ach meine zuversicht!
Erquicke mich in diesem schmertz!
Ernewre die Cedult[!]
Vergiß der alten Schuldt!
VIII.

Reiß/ was mich bindt/ entzwey!
Vnd mach' auß nöthen frey
Ein dir so fest-verlobtes Hertz!
Vnd führ auß dieser pein
Mich
Oden
III.

Platz der ewig-ſtaͤtten wonne.
Ewig-lichter Himmelbaw/
Wie daß ich nicht deine Sonne/
Meiner Seelen licht anſchaw’?
IV.

Wer mag die nicht ſeelig nennen
Die auff deinen lichtern gehn!
Vnd der Lichter Fuͤrſt’ erkennen;
Die an GOTTES ſeiten ſtehn.
Satz. V.
O Burg der ſterbligkeit!
O Kercker voll von Leidt!
O Erden Leichen-volle grufft!
O Schlachtbanck/ Stock vnd See/
O Abgrund-tieffes weh’[!]
VI.

Wie lange zieh’ ich noch
Beſchwert an deinem Joch?
Wie daß mir nicht mein Liebſter rufft?
Der mich mit troſt entſetzt/
Wenn mich die Angſt verletzt!
VII.

Ach! meiner Seelen licht!
Ach meine zuverſicht!
Erquicke mich in dieſem ſchmertz!
Ernewre die Cedult[!]
Vergiß der alten Schuldt!
VIII.

Reiß/ was mich bindt/ entzwey!
Vnd mach’ auß noͤthen frey
Ein dir ſo feſt-verlobtes Hertz!
Vnd fuͤhr auß dieſer pein
Mich
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <lg type="poem">
                <pb facs="#f0128" n="116"/>
                <fw place="top" type="header">Oden</fw><lb/>
                <lg n="3">
                  <head> <hi rendition="#aq">III.</hi> </head><lb/>
                  <l> <hi rendition="#fr">Platz der ewig-&#x017F;ta&#x0364;tten wonne.</hi> </l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#fr">Ewig-lichter Himmelbaw/</hi> </l><lb/>
                  <l>W<hi rendition="#fr">ie daß ich nicht deine Sonne/</hi></l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#fr">Meiner Seelen licht an&#x017F;chaw&#x2019;?</hi> </l>
                </lg><lb/>
                <lg n="4">
                  <head> <hi rendition="#aq">IV.</hi> </head><lb/>
                  <l>W<hi rendition="#fr">er mag die nicht &#x017F;eelig nennen</hi></l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#fr">Die auff deinen lichtern gehn!</hi> </l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#fr">Vnd der Lichter Fu&#x0364;r&#x017F;t&#x2019; erkennen;</hi> </l><lb/>
                  <l>D<hi rendition="#fr">ie an GOTTES &#x017F;eiten &#x017F;tehn.</hi></l>
                </lg>
              </lg>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>Satz. <hi rendition="#aq">V.</hi></head><lb/>
              <lg type="poem">
                <lg n="1">
                  <l> <hi rendition="#fr">O Burg der &#x017F;terbligkeit!</hi> </l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#fr">O Kercker voll von Leidt!</hi> </l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#fr">O Erden Leichen-volle grufft!</hi> </l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#fr">O Schlachtbanck/ Stock vnd See/</hi> </l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#fr">O Abgrund-tieffes weh&#x2019;<supplied>!</supplied></hi> </l>
                </lg><lb/>
                <lg n="2">
                  <head> <hi rendition="#aq">VI.</hi> </head><lb/>
                  <l>W<hi rendition="#fr">ie lange zieh&#x2019; ich noch</hi></l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#fr">Be&#x017F;chwert an deinem Joch?</hi> </l><lb/>
                  <l>W<hi rendition="#fr">ie daß mir nicht mein Lieb&#x017F;ter rufft?</hi></l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#fr">Der mich mit tro&#x017F;t ent&#x017F;etzt/</hi> </l><lb/>
                  <l>W<hi rendition="#fr">enn mich die Ang&#x017F;t verletzt!</hi></l>
                </lg><lb/>
                <lg n="3">
                  <head> <hi rendition="#aq">VII.</hi> </head><lb/>
                  <l> <hi rendition="#fr">Ach! meiner Seelen licht!</hi> </l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#fr">Ach meine zuver&#x017F;icht!</hi> </l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#fr">Erquicke mich in die&#x017F;em &#x017F;chmertz!</hi> </l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#fr">Ernewre die Cedult<supplied>!</supplied></hi> </l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#fr">Vergiß der alten Schuldt!</hi> </l>
                </lg><lb/>
                <lg n="4">
                  <head> <hi rendition="#aq">VIII.</hi> </head><lb/>
                  <l> <hi rendition="#fr">Reiß/ was mich bindt/ entzwey!</hi> </l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#fr">Vnd mach&#x2019; auß no&#x0364;then frey</hi> </l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#fr">Ein dir &#x017F;o fe&#x017F;t-verlobtes Hertz!</hi> </l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#fr">Vnd fu&#x0364;hr auß die&#x017F;er pein</hi> </l><lb/>
                  <fw place="bottom" type="catch">Mich</fw><lb/>
                </lg>
              </lg>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[116/0128] Oden III. Platz der ewig-ſtaͤtten wonne. Ewig-lichter Himmelbaw/ Wie daß ich nicht deine Sonne/ Meiner Seelen licht anſchaw’? IV. Wer mag die nicht ſeelig nennen Die auff deinen lichtern gehn! Vnd der Lichter Fuͤrſt’ erkennen; Die an GOTTES ſeiten ſtehn. Satz. V. O Burg der ſterbligkeit! O Kercker voll von Leidt! O Erden Leichen-volle grufft! O Schlachtbanck/ Stock vnd See/ O Abgrund-tieffes weh’! VI. Wie lange zieh’ ich noch Beſchwert an deinem Joch? Wie daß mir nicht mein Liebſter rufft? Der mich mit troſt entſetzt/ Wenn mich die Angſt verletzt! VII. Ach! meiner Seelen licht! Ach meine zuverſicht! Erquicke mich in dieſem ſchmertz! Ernewre die Cedult! Vergiß der alten Schuldt! VIII. Reiß/ was mich bindt/ entzwey! Vnd mach’ auß noͤthen frey Ein dir ſo feſt-verlobtes Hertz! Vnd fuͤhr auß dieſer pein Mich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_leoarmenius_1650
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_leoarmenius_1650/128
Zitationshilfe: Gryphius, Andreas: Teutsche Reim-Gedichte. Frankfurt (Main), 1650, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_leoarmenius_1650/128>, abgerufen am 21.11.2024.