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Gryphius, Andreas: Teutsche Reim-Gedichte. Frankfurt (Main), 1650.

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TrawrSpiel.
Daß Theoctist den weg durch Thor vnd Schloß gefunden;
Warumb denn zweiflen wir? wir? die wir nicht gebunden:
1. Versch. Ein Mensch kom't leichter von dem Hoff alß viel
hienauff.
Cramb. Vermag ein einig Mensch mehr denn ein gantzer
hauff?
1. Versch. Ja freylich wenn man sich in Fuchßfell muß ver-
kleiden
Cramb. Es gilt die Lewen haut.
1. Versch. Diß wil die zeit
nicht leiden.
Cramb. Dafern vns was er drewt den morgen übersäll't/
So leiden wir den tod den vnß die zeit vorstell't.
2. Versch. Es sey nun daß man vnß den Keyser hab entdecket:
Es sey daß Michael vns nur durch wortt erschrecket/
So rath' ich: saumbt nicht mehr/ diß was wir in gemein
Beschlossen: glaub't es fest! kan nicht verschwiegen seyn/
Dafern man länger ruht.
5. Versch. Jst jemand hier zu finden
Dem man Verrätherey mit warheit auff kan binden?
2. Versch. Betreug dich selber nicht: das todte marmor hört
Was man von Fürsten spricht. Diß bild/ der pfeyler lehrt
Was wieder sie gedacht/ vnd kan von vnraht sagen.
1. Verschw. Vnraths mehr denn zu viel/ last vnß nach rath
vmbfragen.
Cramb. Schafft auffruhr in der Statt.
1. Versch. Wie?
wan? in einem nue.
2. Versch. Erbrech't die Burg mit gold.
1. Versch. Wer
spricht der Wache zue?
Wer liefert vns das geld? wird man so rawe sinnen
Vnd so viel toller Köpff' in einer Vhr gewinnen?
5. Verschw. Hört meinen anschlag an: Wenn man den Vier-
ten theil
Der nacht außblasen wird; muß in geschwinder eyl
Die Rey der Priester/ der die Burgkirch anbefohlen
Sich finden auff die Burg. Man kan mit jhr verholen
Eindringen durch die Wach/ Es wird mit höchster pracht/
Das heilig hohe Fest der frewdenreichen nacht/
Jn der die Jungfraw hat deß Höchsten Sohn gebohren;
Jn dessen gegenwartt/ auff den wir vns verschworen/
Began-
TrawrSpiel.
Daß Theoctiſt den weg durch Thor vnd Schloß gefunden;
Warumb denn zweiflen wir? wir? die wir nicht gebunden:
1. Verſch. Ein Menſch kom’t leichter von dem Hoff alß viel
hienauff.
Cramb. Vermag ein einig Menſch mehr denn ein gantzer
hauff?
1. Verſch. Ja freylich wenn man ſich in Fuchßfell muß ver-
kleiden
Cramb. Es gilt die Lewen haut.
1. Verſch. Diß wil die zeit
nicht leiden.
Cramb. Dafern vns was er drewt den morgen uͤberſaͤll’t/
So leiden wir den tod den vnß die zeit vorſtell’t.
2. Verſch. Es ſey nun daß man vnß dẽ Keyſer hab entdecket:
Es ſey daß Michael vns nur durch wortt erſchrecket/
So rath’ ich: ſaumbt nicht mehr/ diß was wir in gemein
Beſchloſſen: glaub’t es feſt! kan nicht verſchwiegen ſeyn/
Dafern man laͤnger ruht.
5. Verſch. Jſt jemand hier zu findẽ
Dem man Verꝛaͤtherey mit warheit auff kan binden?
2. Verſch. Betreug dich ſelber nicht: das todte marmor hoͤrt
Was man von Fuͤrſten ſpricht. Diß bild/ der pfeyler lehrt
Was wieder ſie gedacht/ vnd kan von vnraht ſagen.
1. Verſchw. Vnraths mehr denn zu viel/ laſt vnß nach rath
vmbfragen.
Cramb. Schafft auffruhr in der Statt.
1. Verſch. Wie?
wan? in einem nue.
2. Verſch. Erbrech’t die Burg mit gold.
1. Verſch. Wer
ſpricht der Wache zue?
Wer liefert vns das geld? wird man ſo rawe ſinnen
Vnd ſo viel toller Koͤpff’ in einer Vhr gewinnen?
5. Verſchw. Hoͤrt meinen anſchlag an: Wenn man den Vier-
ten theil
Der nacht außblaſen wird; muß in geſchwinder eyl
Die Rey der Prieſter/ der die Burgkirch anbefohlen
Sich finden auff die Burg. Man kan mit jhr verholen
Eindringen durch die Wach/ Es wird mit hoͤchſter pracht/
Das heilig hohe Feſt der frewdenreichen nacht/
Jn der die Jungfraw hat deß Hoͤchſten Sohn gebohren;
Jn deſſen gegenwartt/ auff den wir vns verſchworen/
Began-
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[61/0073] TrawrSpiel. Daß Theoctiſt den weg durch Thor vnd Schloß gefunden; Warumb denn zweiflen wir? wir? die wir nicht gebunden: 1. Verſch. Ein Menſch kom’t leichter von dem Hoff alß viel hienauff. Cramb. Vermag ein einig Menſch mehr denn ein gantzer hauff? 1. Verſch. Ja freylich wenn man ſich in Fuchßfell muß ver- kleiden Cramb. Es gilt die Lewen haut. 1. Verſch. Diß wil die zeit nicht leiden. Cramb. Dafern vns was er drewt den morgen uͤberſaͤll’t/ So leiden wir den tod den vnß die zeit vorſtell’t. 2. Verſch. Es ſey nun daß man vnß dẽ Keyſer hab entdecket: Es ſey daß Michael vns nur durch wortt erſchrecket/ So rath’ ich: ſaumbt nicht mehr/ diß was wir in gemein Beſchloſſen: glaub’t es feſt! kan nicht verſchwiegen ſeyn/ Dafern man laͤnger ruht. 5. Verſch. Jſt jemand hier zu findẽ Dem man Verꝛaͤtherey mit warheit auff kan binden? 2. Verſch. Betreug dich ſelber nicht: das todte marmor hoͤrt Was man von Fuͤrſten ſpricht. Diß bild/ der pfeyler lehrt Was wieder ſie gedacht/ vnd kan von vnraht ſagen. 1. Verſchw. Vnraths mehr denn zu viel/ laſt vnß nach rath vmbfragen. Cramb. Schafft auffruhr in der Statt. 1. Verſch. Wie? wan? in einem nue. 2. Verſch. Erbrech’t die Burg mit gold. 1. Verſch. Wer ſpricht der Wache zue? Wer liefert vns das geld? wird man ſo rawe ſinnen Vnd ſo viel toller Koͤpff’ in einer Vhr gewinnen? 5. Verſchw. Hoͤrt meinen anſchlag an: Wenn man den Vier- ten theil Der nacht außblaſen wird; muß in geſchwinder eyl Die Rey der Prieſter/ der die Burgkirch anbefohlen Sich finden auff die Burg. Man kan mit jhr verholen Eindringen durch die Wach/ Es wird mit hoͤchſter pracht/ Das heilig hohe Feſt der frewdenreichen nacht/ Jn der die Jungfraw hat deß Hoͤchſten Sohn gebohren; Jn deſſen gegenwartt/ auff den wir vns verſchworen/ Began-

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Zitationshilfe: Gryphius, Andreas: Teutsche Reim-Gedichte. Frankfurt (Main), 1650, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_leoarmenius_1650/73>, abgerufen am 24.11.2024.