Gryphius, Andreas: Großmüttiger Rechts-Gelehrter/ Oder Sterbender Æmilius Paulus Papinianus. Breslau, 1659.Sterbender Besteh' auff beyder Trew. Jhm steht das Läger offen;Sie hat durch Jhn den Thron und Er die Cron zu hoffen. Nur muttig sich erklärt. Papinian. Fällt unter so vil Pein Der grossen Julien noch mein Gedächtnüß ein: 15.So überlege Sie wie Jch vorhin gestanden/ Und glaube daß Jch noch (ob Pein und Tod verhanden) Und nach der Seelen ziel) zu wancken nie gedacht. Der Käyser blitz' auff mich/ mißbrauch' erhitzter Macht/ Und suche meinen Fall/ doch wil Jch treue sterben. 20.Jch suche keinen Thron durch Meuchelmord zu erben. Cämmerer. Wer leider hir zu trew hat Hals und Leib ver- schertzt! Papinian. Dem Fürsten ward das Pfand der Trew hirauff versetzt. Cämmerer. Dem Fürsten! der numehr der Treusten n[icht] 25.verschonet. Man ist/ wenns Cronen gilt/ der Trew gar ungewohnet. Papinian. Mir wird was ungewohnt bey frembder N[oth] anstehn. Cämmerer. Läst Er die so Jhn acht in Jhrer Angst vergehn? Papinian. Sie wag Jhr Schiff nicht mehr auff die ergri[mmte] Wellen. Cämmerer. Sie sucht das Sein' auß Sturm in sichereu P[ort] zu stellen. Papinian. Sie leide sich und ruh' und meyde die Gefahr. 30. Cämmerer. Sie rufft Jhn auff den Stul von schwartzer T[od-] ten-Baar Papinian. Die Mir die Tugend selbst zum Ehren-B[ett] auffsetzet/ Die Jch weit über Stül und Lorber-Krantz geschätzet. Man red uns nicht mehr ein/ und ob es wol gemeyni/ Taug doch die Meynung nichts! wer meinen Fall bewein 35.Siht nicht wie hoch Jch sey durch disen Fall gestigen/ Cämmerer. Ach leider wenn sein Haubt wird vor dem Ri[cht-] Beil ligen. Eugenia
Sterbender Beſteh’ auff beyder Trew. Jhm ſteht das Laͤger offen;Sie hat durch Jhn den Thron und Er die Cron zu hoffen. Nur muttig ſich erklaͤrt. Papinian. Faͤllt unter ſo vil Pein Der groſſen Julien noch mein Gedaͤchtnuͤß ein: 15.So uͤberlege Sie wie Jch vorhin geſtanden/ Und glaube daß Jch noch (ob Pein und Tod verhanden) Und nach der Seelen ziel) zu wancken nie gedacht. Der Kaͤyſer blitz’ auff mich/ mißbrauch’ erhitzter Macht/ Und ſuche meinen Fall/ doch wil Jch treue ſterben. 20.Jch ſuche keinen Thron durch Meuchelmord zu erben. Caͤmmerer. Wer leider hir zu trew hat Hals und Leib ver- ſchertzt! Papinian. Dem Fuͤrſten ward das Pfand der Trew hirauff verſetzt. Caͤmmerer. Dem Fuͤrſten! der numehr der Treuſten n[icht] 25.verſchonet. Man iſt/ wenns Cronen gilt/ der Trew gar ungewohnet. Papinian. Mir wird was ungewohnt bey frembder N[oth] anſtehn. Caͤmmerer. Laͤſt Er die ſo Jhn acht in Jhrer Angſt vergehn? Papinian. Sie wag Jhr Schiff nicht mehr auff die ergri[mmte] Wellen. Caͤmmerer. Sie ſucht das Sein’ auß Sturm in ſichereu P[ort] zu ſtellen. Papinian. Sie leide ſich und ruh’ und meyde die Gefahr. 30. Caͤmmerer. Sie rufft Jhn auff den Stul von ſchwartzer T[od-] ten-Baar Papinian. Die Mir die Tugend ſelbſt zum Ehren-B[ett] auffſetzet/ Die Jch weit uͤber Stuͤl und Lorber-Krantz geſchaͤtzet. Man red uns nicht mehr ein/ und ob es wol gemeyni/ Taug doch die Meynung nichts! wer meinen Fall bewein 35.Siht nicht wie hoch Jch ſey durch diſen Fall geſtigen/ Caͤmmerer. Ach leider wenn ſein Haubt wird vor dem Ri[cht-] Beil ligen. Eugenia
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#MPP"> <p><pb facs="#f0106"/><fw place="top" type="header">Sterbender</fw><lb/> Beſteh’ auff beyder Trew. Jhm ſteht das Laͤger offen;<lb/> Sie hat durch Jhn den Thron und Er die Cron zu hoffen.<lb/> Nur muttig ſich erklaͤrt.</p> </sp> <sp who="#MPP"> <speaker> <hi rendition="#aq">Papinian.</hi> </speaker> <p>Faͤllt unter ſo vil Pein<lb/> Der groſſen</p> </sp> <sp who="#JUL"> <speaker> <hi rendition="#aq">Julien</hi> </speaker> <p>noch mein Gedaͤchtnuͤß ein:<lb/><note place="left">15.</note>So uͤberlege Sie wie Jch vorhin geſtanden/<lb/><hi rendition="#fr">U</hi>nd glaube daß Jch noch (ob Pein und Tod verhanden)<lb/><hi rendition="#fr">U</hi>nd nach der Seelen ziel) zu wancken nie gedacht.<lb/> Der Kaͤyſer blitz’ auff mich/ mißbrauch’ erhitzter Macht/<lb/><hi rendition="#fr">U</hi>nd ſuche meinen Fall/ doch wil Jch treue ſterben.<lb/><note place="left">20.</note>Jch ſuche keinen Thron durch Meuchelmord zu erben.</p> </sp><lb/> <sp who="#KCC"> <speaker> <hi rendition="#b">Caͤmmerer.</hi> </speaker> <p>Wer leider hir zu trew hat Hals und Leib ver-<lb/><hi rendition="#et">ſchertzt!</hi></p> </sp><lb/> <sp who="#MPP"> <speaker> <hi rendition="#aq">Papinian.</hi> </speaker> <p>Dem Fuͤrſten ward das Pfand der Trew hirauff<lb/><hi rendition="#et">verſetzt.</hi></p> </sp><lb/> <sp who="#KCC"> <speaker> <hi rendition="#b">Caͤmmerer.</hi> </speaker> <p>Dem Fuͤrſten! der numehr der Treuſten n<supplied>icht</supplied><lb/><hi rendition="#et">verſchonet.</hi><lb/> Man iſt/ wenns Cronen gilt/ der Trew gar ungewohnet.</p> </sp><lb/> <note place="left">25.</note> <sp who="#MPP"> <speaker> <hi rendition="#aq">Papinian.</hi> </speaker> <p>Mir wird was ungewohnt bey frembder N<supplied>oth</supplied><lb/><hi rendition="#et">anſtehn.</hi></p> </sp><lb/> <sp who="#KCC"> <speaker> <hi rendition="#b">Caͤmmerer.</hi> </speaker> <p>Laͤſt Er die ſo Jhn acht in Jhrer Angſt vergehn?</p> </sp><lb/> <sp who="#MPP"> <speaker> <hi rendition="#aq">Papinian.</hi> </speaker> <p>Sie wag Jhr Schiff nicht mehr auff die ergri<supplied>mmte</supplied><lb/><hi rendition="#et">Wellen.</hi></p> </sp><lb/> <sp who="#KCC"> <speaker> <hi rendition="#b">Caͤmmerer.</hi> </speaker> <p>Sie ſucht das Sein’ auß Sturm in ſichereu P<supplied>ort</supplied><lb/><hi rendition="#et">zu ſtellen.</hi></p> </sp><lb/> <sp who="#MPP"> <speaker> <hi rendition="#aq">Papinian.</hi> </speaker> <p>Sie leide ſich und ruh’ und meyde die Gefahr.</p> </sp><lb/> <note place="left">30.</note> <sp who="#KCC"> <speaker> <hi rendition="#b">Caͤmmerer.</hi> </speaker> <p>Sie rufft Jhn auff den Stul von ſchwartzer T<supplied>od-</supplied><lb/><hi rendition="#et">ten-Baar</hi></p> </sp><lb/> <sp who="#MPP"> <speaker> <hi rendition="#aq">Papinian.</hi> </speaker> <p>Die Mir die Tugend ſelbſt zum Ehren-B<supplied>ett</supplied><lb/><hi rendition="#et">auffſetzet/</hi><lb/> Die Jch weit uͤber Stuͤl und Lorber-Krantz geſchaͤtzet.<lb/> Man red uns nicht mehr ein/ und ob es wol gemeyni/<lb/> Taug doch die Meynung nichts! wer meinen Fall bewein<lb/><note place="left">35.</note>Siht nicht wie hoch Jch ſey durch diſen Fall geſtigen/</p> </sp><lb/> <sp who="#KCC"> <speaker> <hi rendition="#b">Caͤmmerer.</hi> </speaker> <p>Ach leider wenn ſein Haubt wird vor dem Ri<supplied>cht-</supplied><lb/><hi rendition="#et">Beil ligen.</hi></p> </sp><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">Eugenia</hi> </fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0106]
Sterbender
Beſteh’ auff beyder Trew. Jhm ſteht das Laͤger offen;
Sie hat durch Jhn den Thron und Er die Cron zu hoffen.
Nur muttig ſich erklaͤrt.
Papinian. Faͤllt unter ſo vil Pein
Der groſſen
Julien noch mein Gedaͤchtnuͤß ein:
So uͤberlege Sie wie Jch vorhin geſtanden/
Und glaube daß Jch noch (ob Pein und Tod verhanden)
Und nach der Seelen ziel) zu wancken nie gedacht.
Der Kaͤyſer blitz’ auff mich/ mißbrauch’ erhitzter Macht/
Und ſuche meinen Fall/ doch wil Jch treue ſterben.
Jch ſuche keinen Thron durch Meuchelmord zu erben.
Caͤmmerer. Wer leider hir zu trew hat Hals und Leib ver-
ſchertzt!
Papinian. Dem Fuͤrſten ward das Pfand der Trew hirauff
verſetzt.
Caͤmmerer. Dem Fuͤrſten! der numehr der Treuſten nicht
verſchonet.
Man iſt/ wenns Cronen gilt/ der Trew gar ungewohnet.
Papinian. Mir wird was ungewohnt bey frembder Noth
anſtehn.
Caͤmmerer. Laͤſt Er die ſo Jhn acht in Jhrer Angſt vergehn?
Papinian. Sie wag Jhr Schiff nicht mehr auff die ergrimmte
Wellen.
Caͤmmerer. Sie ſucht das Sein’ auß Sturm in ſichereu Port
zu ſtellen.
Papinian. Sie leide ſich und ruh’ und meyde die Gefahr.
Caͤmmerer. Sie rufft Jhn auff den Stul von ſchwartzer Tod-
ten-Baar
Papinian. Die Mir die Tugend ſelbſt zum Ehren-Bett
auffſetzet/
Die Jch weit uͤber Stuͤl und Lorber-Krantz geſchaͤtzet.
Man red uns nicht mehr ein/ und ob es wol gemeyni/
Taug doch die Meynung nichts! wer meinen Fall bewein
Siht nicht wie hoch Jch ſey durch diſen Fall geſtigen/
Caͤmmerer. Ach leider wenn ſein Haubt wird vor dem Richt-
Beil ligen.
Eugenia
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |