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Gryphius, Andreas: Großmüttiger Rechts-Gelehrter/ Oder Sterbender Æmilius Paulus Papinianus. Breslau, 1659.

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Sterbender
Soll Rom und Läger denn stets auff uns beyde sehen?
Und weil es jenen lobt: Uns höchst-empfindlich schmähen?
305.O Götter! hätt Er uns nicht tausendfach verpflicht.
Doch wenns an Zepter geht/ gilt Dinst und Freundschafft
nicht.
Man muß! wir haben schon sein Blutt vergissen lassen!
Man gab/ Jhm anlaß sich zu rächen/ uns zu hassen!
Solt Jhm/ was wir verübt nicht zu Gemüte gehn:
310.So must in seiner Brust kein Vater-Hertze stehn?
Ach! müssen wir die Faust in seinem Blutte färben!
Wir müssen! ach! es sey! PAPINIAN soll sterben.
Papinian. Gar willig! grosser Fürst! diß kan/ diß wil Jch
Es müsse von nu an die lange Zancksucht ruhn/ (thun!
315.Die Hof und Hof zertheilt/ und Freund auff Freund verhetzet!
Es falle was bißher/ dir Rom/ sich widersetzet!
Last Götter mich vor Fürst/ vor Rath/ Volck und Gemein/
Vor Läger/ Land und Reich/ ein rein Sün-opffer seyn!
Ade gelibte Stadt! Beherrscherin der Erden!
320.Es müsse deine Macht umb so vil grösser werden;
Als Jch mich vor dein Heil auffrichtig stets bemüht!
Ade sigreicher Fürst! der ins verborgen siht;
Siht das sein Ruhm allein der Zweck sey meiner Thaten.
Gebt Götter/ die dem Thron so wol und besser rathen;
325.Als Mir je möglich war. Kommt Diner! kommt herzu!
Versichert Plautien daß Jch in lange Ruh/
Auß langer Noth versetzt! sie mässig' jhre Zehren!
(Die wo was nach uns bleibt die Geister mehr beschweren/
Als wol der Pövel meynt) Sie glaub! ob wir geschwind
330.Doch/ durch der Parcen Schluß/ auff kurtz getrennet sind!
Sie halt ob dem was uns kan nach dem End erheben!
Sie ehre meinen Tod/ und folge meinem Leben!
Erinnert die/ die mich in dises Licht gebracht;
Daß ein durchlauchter Tod uns reiss' auß langer Nacht.
335.Nemt Kleid und Mantel hin! wenn sich das Schaw-Spil
endet/
Wird der geborgte Schmuck/ wohin er soll/ gesendet.
Man
Sterbender
Soll Rom und Laͤger denn ſtets auff uns beyde ſehen?
Und weil es jenen lobt: Uns hoͤchſt-empfindlich ſchmaͤhen?
305.O Goͤtter! haͤtt Er uns nicht tauſendfach verpflicht.
Doch wenns an Zepter geht/ gilt Dinſt und Freundſchafft
nicht.
Man muß! wir haben ſchon ſein Blutt vergiſſen laſſen!
Man gab/ Jhm anlaß ſich zu raͤchen/ uns zu haſſen!
Solt Jhm/ was wir veruͤbt nicht zu Gemuͤte gehn:
310.So muſt in ſeiner Bruſt kein Vater-Hertze ſtehn?
Ach! muͤſſen wir die Fauſt in ſeinem Blutte faͤrben!
Wir muͤſſen! ach! es ſey! PAPINIAN ſoll ſterben.
Papinian. Gar willig! groſſer Fuͤrſt! diß kan/ diß wil Jch
Es muͤſſe von nu an die lange Zanckſucht ruhn/ (thun!
315.Die Hof und Hof zertheilt/ und Freund auff Freund verhetzet!
Es falle was bißher/ dir Rom/ ſich widerſetzet!
Laſt Goͤtter mich vor Fuͤrſt/ vor Rath/ Volck und Gemein/
Vor Laͤger/ Land und Reich/ ein rein Suͤn-opffer ſeyn!
Ade gelibte Stadt! Beherꝛſcherin der Erden!
320.Es muͤſſe deine Macht umb ſo vil groͤſſer werden;
Als Jch mich vor dein Heil auffrichtig ſtets bemuͤht!
Ade ſigreicher Fuͤrſt! der ins verborgen ſiht;
Siht das ſein Ruhm allein der Zweck ſey meiner Thaten.
Gebt Goͤtter/ die dem Thron ſo wol und beſſer rathen;
325.Als Mir je moͤglich war. Kom̃t Diner! kom̃t herzu!
Verſichert Plautien daß Jch in lange Ruh/
Auß langer Noth verſetzt! ſie maͤſſig’ jhre Zehren!
(Die wo was nach uns bleibt die Geiſter mehr beſchweren/
Als wol der Poͤvel meynt) Sie glaub! ob wir geſchwind
330.Doch/ durch der Parcen Schluß/ auff kurtz getrennet ſind!
Sie halt ob dem was uns kan nach dem End erheben!
Sie ehre meinen Tod/ und folge meinem Leben!
Erinnert die/ die mich in diſes Licht gebracht;
Daß ein durchlauchter Tod uns reiſſ’ auß langer Nacht.
335.Nemt Kleid und Mantel hin! wenn ſich das Schaw-Spil
endet/
Wird der geborgte Schmuck/ wohin er ſoll/ geſendet.
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[0116] Sterbender Soll Rom und Laͤger denn ſtets auff uns beyde ſehen? Und weil es jenen lobt: Uns hoͤchſt-empfindlich ſchmaͤhen? O Goͤtter! haͤtt Er uns nicht tauſendfach verpflicht. Doch wenns an Zepter geht/ gilt Dinſt und Freundſchafft nicht. Man muß! wir haben ſchon ſein Blutt vergiſſen laſſen! Man gab/ Jhm anlaß ſich zu raͤchen/ uns zu haſſen! Solt Jhm/ was wir veruͤbt nicht zu Gemuͤte gehn: So muſt in ſeiner Bruſt kein Vater-Hertze ſtehn? Ach! muͤſſen wir die Fauſt in ſeinem Blutte faͤrben! Wir muͤſſen! ach! es ſey! PAPINIAN ſoll ſterben. Papinian. Gar willig! groſſer Fuͤrſt! diß kan/ diß wil Jch Es muͤſſe von nu an die lange Zanckſucht ruhn/ (thun! Die Hof und Hof zertheilt/ und Freund auff Freund verhetzet! Es falle was bißher/ dir Rom/ ſich widerſetzet! Laſt Goͤtter mich vor Fuͤrſt/ vor Rath/ Volck und Gemein/ Vor Laͤger/ Land und Reich/ ein rein Suͤn-opffer ſeyn! Ade gelibte Stadt! Beherꝛſcherin der Erden! Es muͤſſe deine Macht umb ſo vil groͤſſer werden; Als Jch mich vor dein Heil auffrichtig ſtets bemuͤht! Ade ſigreicher Fuͤrſt! der ins verborgen ſiht; Siht das ſein Ruhm allein der Zweck ſey meiner Thaten. Gebt Goͤtter/ die dem Thron ſo wol und beſſer rathen; Als Mir je moͤglich war. Kom̃t Diner! kom̃t herzu! Verſichert Plautien daß Jch in lange Ruh/ Auß langer Noth verſetzt! ſie maͤſſig’ jhre Zehren! (Die wo was nach uns bleibt die Geiſter mehr beſchweren/ Als wol der Poͤvel meynt) Sie glaub! ob wir geſchwind Doch/ durch der Parcen Schluß/ auff kurtz getrennet ſind! Sie halt ob dem was uns kan nach dem End erheben! Sie ehre meinen Tod/ und folge meinem Leben! Erinnert die/ die mich in diſes Licht gebracht; Daß ein durchlauchter Tod uns reiſſ’ auß langer Nacht. Nemt Kleid und Mantel hin! wenn ſich das Schaw-Spil endet/ Wird der geborgte Schmuck/ wohin er ſoll/ geſendet. Man

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Zitationshilfe: Gryphius, Andreas: Großmüttiger Rechts-Gelehrter/ Oder Sterbender Æmilius Paulus Papinianus. Breslau, 1659, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_rechtsgelehrter_1659/116>, abgerufen am 23.05.2024.