Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gryphius, Andreas: Großmüttiger Rechts-Gelehrter/ Oder Sterbender Æmilius Paulus Papinianus. Breslau, 1659.

Bild:
<< vorherige Seite
PAPINIANUS.
275.
Bassian. Beständig/ wenn dein Sohn in eignem Blutte
badet.
Papinian. Dem weder Beil noch Grimm deß Fürsten hat
geschadet.
Bassian. Geschadet? Bringt hervor sein abgeschmissen
Haubt!
Papinian. Nun seh Jch/ O mein Kind! was Jch von dir
geglaubt!
Jch schaw den hohen Mutt! die unverzagten Sinnen!
Die nicht durch Furcht/ durch Angst/ durch dräuen zu gewinnen/
280.Die in den frechen Tod sich unerschreckt gewagt.
Die/ ob dem alles bebt/ und zittert/ nicht verzagt.
Die standhafft/ ob wol zart! vor Threnen/ Blutt vergossen/
Und engen Lebens-Zil/ mit weitem Ruhm beschlossen.
285.Rühmt Eltern eure Frucht die umb deß Landes Heil/
Für Wund und sterben bot das edle Leben feil!
Mir bleib es unverwehrt den Sohn recht außzustreichen/
Der für Recht/ Gott/ und Land und Vater wolt erbleichen!
Der meine blühend Ehr ergetzt durch disen Preis!
290.Und seine fest gestellt! wie grosser Väter Fleiß/
Und Glück/ und Ruhm ist nicht auff erstes Kind abkommen!
Durch das der Ahnen Licht beschwärtzt und abgenommen!
Wie wenn Diane sich vor Jhren Phoebus stellt/
Und den durchlauchten Glantz entzeucht der trüben Welt.
295.Den grausen Kummer kan mir der Verlust benebmen.
Jch darff deß meinen mich weil Menschen sind nicht schämen
*
Bassian. Was rath! deß theuren Manns standhafft
Tapfferkeit
Lockt aller Hertzen an! uns zwingt die raue Zeit
Auff Heil und Reich zu sehn. Soll unser Land denn sagen
300.Wie steiff Papinian sich gegen uns getragen!
Der ob die Lippe schweigt; uns raw und herb auffrückt/
(Entschuldigt ers nicht selbst) was unser Hertze drückt!
So
*
Redet allein/ indessen treten die Hofe-Leute so dem
Käyser auffwarten zu
Papiniano und reden [n][unleserliches Material - 2 Zeichen fehlen]
der stille mit Jhm.
F jv
PAPINIANUS.
275.
Basſian. Beſtaͤndig/ wenn dein Sohn in eignem Blutte
badet.
Papinian. Dem weder Beil noch Grim̃ deß Fuͤrſten hat
geſchadet.
Basſian. Geſchadet? Bringt hervor ſein abgeſchmiſſen
Haubt!
Papinian. Nun ſeh Jch/ O mein Kind! was Jch von dir
geglaubt!
Jch ſchaw den hohen Mutt! die unverzagten Sinnen!
Die nicht durch Furcht/ durch Angſt/ durch draͤuen zu gewinnen/
280.Die in den frechen Tod ſich unerſchreckt gewagt.
Die/ ob dem alles bebt/ und zittert/ nicht verzagt.
Die ſtandhafft/ ob wol zart! vor Threnen/ Blutt vergoſſen/
Und engen Lebens-Zil/ mit weitem Ruhm beſchloſſen.
285.Ruͤhmt Eltern eure Frucht die umb deß Landes Heil/
Fuͤr Wund und ſterben bot das edle Leben feil!
Mir bleib es unverwehrt den Sohn recht außzuſtreichen/
Der fuͤr Recht/ Gott/ und Land und Vater wolt erbleichen!
Der meine bluͤhend Ehr ergetzt durch diſen Preis!
290.Und ſeine feſt geſtellt! wie groſſer Vaͤter Fleiß/
Und Gluͤck/ und Ruhm iſt nicht auff erſtes Kind abkommen!
Durch das der Ahnen Licht beſchwaͤrtzt und abgenommen!
Wie wenn Diane ſich vor Jhren Phœbus ſtellt/
Und den durchlauchten Glantz entzeucht der truͤben Welt.
295.Den grauſen Kummer kan mir der Verluſt benebmen.
Jch darff deß meinen mich weil Menſchen ſind nicht ſchaͤmen
*
Basſian. Was rath! deß theuren Manns ſtandhafft
Tapfferkeit
Lockt aller Hertzen an! uns zwingt die raue Zeit
Auff Heil und Reich zu ſehn. Soll unſer Land denn ſagen
300.Wie ſteiff Papinian ſich gegen uns getragen!
Der ob die Lippe ſchweigt; uns raw und herb auffruͤckt/
(Entſchuldigt ers nicht ſelbſt) was unſer Hertze druͤckt!
So
*
Redet allein/ indeſſen treten die Hofe-Leute ſo dem
Kaͤyſer auffwarten zu
Papiniano und reden [n][unleserliches Material – 2 Zeichen fehlen]
der ſtille mit Jhm.
F jv
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0115"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g">PAPINIANUS.</hi> </hi> </fw><lb/>
          <note place="left">275.</note>
          <sp who="#ABC">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Bas&#x017F;ian.</hi> </speaker>
            <p>Be&#x017F;ta&#x0364;ndig/ wenn dein Sohn in eignem Blutte<lb/><hi rendition="#et">badet.</hi></p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MPP">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Papinian.</hi> </speaker>
            <p>Dem weder Beil noch Grim&#x0303; deß Fu&#x0364;r&#x017F;ten hat<lb/><hi rendition="#et">ge&#x017F;chadet.</hi></p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ABC">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Bas&#x017F;ian.</hi> </speaker>
            <p>Ge&#x017F;chadet? Bringt hervor &#x017F;ein abge&#x017F;chmi&#x017F;&#x017F;en<lb/><hi rendition="#et">Haubt!</hi></p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MPP">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Papinian.</hi> </speaker>
            <p>Nun &#x017F;eh Jch/ O mein Kind! was Jch von dir<lb/><hi rendition="#et">geglaubt!</hi><lb/>
Jch &#x017F;chaw den hohen Mutt! die unverzagten Sinnen!<lb/>
Die nicht durch Furcht/ durch Ang&#x017F;t/ durch dra&#x0364;uen zu gewinnen/<lb/><note place="left">280.</note>Die in den frechen Tod &#x017F;ich uner&#x017F;chreckt gewagt.<lb/>
Die/ ob dem alles bebt/ und zittert/ nicht verzagt.<lb/>
Die &#x017F;tandhafft/ ob wol zart! vor Threnen/ Blutt vergo&#x017F;&#x017F;en/<lb/><hi rendition="#fr">U</hi>nd engen Lebens-Zil/ mit weitem Ruhm be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en.<lb/><note place="left">285.</note>Ru&#x0364;hmt Eltern eure Frucht die umb deß Landes Heil/<lb/>
Fu&#x0364;r Wund und &#x017F;terben bot das edle Leben feil!<lb/>
Mir bleib es unverwehrt den Sohn recht außzu&#x017F;treichen/<lb/>
Der fu&#x0364;r Recht/ Gott/ und Land und Vater wolt erbleichen!<lb/>
Der meine blu&#x0364;hend Ehr ergetzt durch di&#x017F;en Preis!<lb/><note place="left">290.</note><hi rendition="#fr">U</hi>nd &#x017F;eine fe&#x017F;t ge&#x017F;tellt! wie gro&#x017F;&#x017F;er Va&#x0364;ter Fleiß/<lb/><hi rendition="#fr">U</hi>nd Glu&#x0364;ck/ und Ruhm i&#x017F;t nicht auff er&#x017F;tes Kind abkommen!<lb/>
Durch das der Ahnen Licht be&#x017F;chwa&#x0364;rtzt und abgenommen!<lb/>
Wie wenn <hi rendition="#aq">Diane</hi> &#x017F;ich vor Jhren <hi rendition="#aq">Ph&#x0153;bus</hi> &#x017F;tellt/<lb/><hi rendition="#fr">U</hi>nd den durchlauchten Glantz entzeucht der tru&#x0364;ben Welt.<lb/><note place="left">295.</note>Den grau&#x017F;en Kummer kan mir der Verlu&#x017F;t benebmen.<lb/>
Jch darff deß meinen mich weil Men&#x017F;chen &#x017F;ind nicht &#x017F;cha&#x0364;men</p>
          </sp><lb/>
          <note place="foot" n="*">
            <stage> <hi rendition="#fr">Redet allein/ inde&#x017F;&#x017F;en treten die Hofe-Leute &#x017F;o dem<lb/>
Ka&#x0364;y&#x017F;er auffwarten zu</hi> <hi rendition="#aq">Papiniano</hi> <hi rendition="#fr">und reden <supplied>n</supplied><gap reason="illegible" unit="chars" quantity="2"/><lb/>
der &#x017F;tille mit Jhm.</hi> </stage>
          </note>
          <sp who="#ABC">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Bas&#x017F;ian.</hi> </speaker>
            <p>Was rath! deß theuren Manns &#x017F;tandhafft<lb/><hi rendition="#et">Tapfferkeit</hi><lb/>
Lockt aller Hertzen an! uns zwingt die raue Zeit<lb/>
Auff Heil und Reich zu &#x017F;ehn. Soll un&#x017F;er Land denn &#x017F;agen<lb/><note place="left">300.</note>Wie &#x017F;teiff <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Papinian</hi></hi> &#x017F;ich gegen uns getragen!<lb/>
Der ob die Lippe &#x017F;chweigt; uns raw und herb auffru&#x0364;ckt/<lb/>
(Ent&#x017F;chuldigt ers nicht &#x017F;elb&#x017F;t) was un&#x017F;er Hertze dru&#x0364;ckt!<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">F jv</fw><fw place="bottom" type="catch">So</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0115] PAPINIANUS. Basſian. Beſtaͤndig/ wenn dein Sohn in eignem Blutte badet. Papinian. Dem weder Beil noch Grim̃ deß Fuͤrſten hat geſchadet. Basſian. Geſchadet? Bringt hervor ſein abgeſchmiſſen Haubt! Papinian. Nun ſeh Jch/ O mein Kind! was Jch von dir geglaubt! Jch ſchaw den hohen Mutt! die unverzagten Sinnen! Die nicht durch Furcht/ durch Angſt/ durch draͤuen zu gewinnen/ Die in den frechen Tod ſich unerſchreckt gewagt. Die/ ob dem alles bebt/ und zittert/ nicht verzagt. Die ſtandhafft/ ob wol zart! vor Threnen/ Blutt vergoſſen/ Und engen Lebens-Zil/ mit weitem Ruhm beſchloſſen. Ruͤhmt Eltern eure Frucht die umb deß Landes Heil/ Fuͤr Wund und ſterben bot das edle Leben feil! Mir bleib es unverwehrt den Sohn recht außzuſtreichen/ Der fuͤr Recht/ Gott/ und Land und Vater wolt erbleichen! Der meine bluͤhend Ehr ergetzt durch diſen Preis! Und ſeine feſt geſtellt! wie groſſer Vaͤter Fleiß/ Und Gluͤck/ und Ruhm iſt nicht auff erſtes Kind abkommen! Durch das der Ahnen Licht beſchwaͤrtzt und abgenommen! Wie wenn Diane ſich vor Jhren Phœbus ſtellt/ Und den durchlauchten Glantz entzeucht der truͤben Welt. Den grauſen Kummer kan mir der Verluſt benebmen. Jch darff deß meinen mich weil Menſchen ſind nicht ſchaͤmen * Basſian. Was rath! deß theuren Manns ſtandhafft Tapfferkeit Lockt aller Hertzen an! uns zwingt die raue Zeit Auff Heil und Reich zu ſehn. Soll unſer Land denn ſagen Wie ſteiff Papinian ſich gegen uns getragen! Der ob die Lippe ſchweigt; uns raw und herb auffruͤckt/ (Entſchuldigt ers nicht ſelbſt) was unſer Hertze druͤckt! So * Redet allein/ indeſſen treten die Hofe-Leute ſo dem Kaͤyſer auffwarten zu Papiniano und reden n__ der ſtille mit Jhm. F jv

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_rechtsgelehrter_1659
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_rechtsgelehrter_1659/115
Zitationshilfe: Gryphius, Andreas: Großmüttiger Rechts-Gelehrter/ Oder Sterbender Æmilius Paulus Papinianus. Breslau, 1659, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_rechtsgelehrter_1659/115>, abgerufen am 30.11.2024.