Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gryphius, Andreas: Großmüttiger Rechts-Gelehrter/ Oder Sterbender Æmilius Paulus Papinianus. Breslau, 1659.

Bild:
<< vorherige Seite
PAPINIANUS.
Was Laetus vor jhn spinnt/ doch endlich unsern Rath/
(Helfft Götter! daß nicht nur nach schon verübter That!)
Wird/ ob wir auß der Welt/ vor Welt und Göttern preisen.
160.Geht! geht! tragt Getam fort! der Feind schleifft Dolch und
Eisen!
Auff dich mein Antonin! geht! Geta! gute Nacht!
Nim Antonin dich selbst/ (weil Geta fällt/) in acht!
Sie wolte noch was mehr/ als Sie vor Threnen-rinnen;
Vor seuffzen und geschluck kein Wort außdrucken können.
165.Doch da der Diner Schaar/ das Leich-Bett jtzt ergriff:
Wand Sie sich umb die Baar. Küst Getam offt und riff:
Mein Kind! Mein Sohn! Ade! Was muß Jch nicht verliren!
Man soll dich/ werther Fürst/ in dein Begräbnüß führen!
Und dich mein Antonin verführt der falsche Geist!
170.Zu beyder Untergang! geht die Jhr trew/ und reist
Deß Ertz-Verräthers Hertz in tausend/ tausend Stücke/
Geht! greifft den Mörder an: Er fall in seine Stricke/
Die er Sever dir noch in deinen Söhnen legt/
Geht! wo euch unser Angst unds Fürsten Ruhm bewegt;
175.Und bringt statt diser Leich' und nun erstarrten Glider/
Mir/ auff deß Fürsten Wort/ den Ertz-Verräther wieder.
So zehle Bassian unendlich lange Jahr!
Der Himmel leg' Jhm zu was uns noch übrig war!
Und was der Parcen Faust dem Bruder abgerissen/
180.Er herrsche! daß Jhm Schyt und Parthen dinen müssen!
Und daß die Welt von Jhm mit vollem Ruhm außschrey:
Daß Er selbst herrsch' und nicht der Knechte Diner sey.
Bassian. Ob Rache zwar und Furcht die strengen Worte
führen:
Doch können wir so vil an Laetus Werck verspüren/
185.Daß er was ferner such' als seines Fürsten Heil.
Drumb hat er jtzt von uns schon sein bescheiden theil.
Weil dennoch Julie so embsig es begehret;
So werd Er (wo Er lebt) zur Straff Jhr stracks gewehret.
Hat aber Er der Zeit sich etwa schon beraubt:
190.So legt vor Jhreu Fuß sein abgeschmissen Haubt.
Eilt
C v
PAPINIANUS.
Was Lætus vor jhn ſpinnt/ doch endlich unſern Rath/
(Helfft Goͤtter! daß nicht nur nach ſchon veruͤbter That!)
Wird/ ob wir auß der Welt/ vor Welt und Goͤttern preiſen.
160.Geht! geht! tragt Getam fort! der Feind ſchleifft Dolch und
Eiſen!
Auff dich mein Antonin! geht! Geta! gute Nacht!
Nim Antonin dich ſelbſt/ (weil Geta faͤllt/) in acht!
Sie wolte noch was mehr/ als Sie vor Threnen-rinnen;
Vor ſeuffzen und geſchluck kein Wort außdrucken koͤnnen.
165.Doch da der Diner Schaar/ das Leich-Bett jtzt ergriff:
Wand Sie ſich umb die Baar. Kuͤſt Getam offt und riff:
Mein Kind! Mein Sohn! Ade! Was muß Jch nicht verliren!
Man ſoll dich/ werther Fuͤrſt/ in dein Begraͤbnuͤß fuͤhren!
Und dich mein Antonin verfuͤhrt der falſche Geiſt!
170.Zu beyder Untergang! geht die Jhr trew/ und reiſt
Deß Ertz-Verraͤthers Hertz in tauſend/ tauſend Stuͤcke/
Geht! greifft den Moͤrder an: Er fall in ſeine Stricke/
Die er Sever dir noch in deinen Soͤhnen legt/
Geht! wo euch unſer Angſt unds Fuͤrſten Ruhm bewegt;
175.Und bringt ſtatt diſer Leich’ und nun erſtarrten Glider/
Mir/ auff deß Fuͤrſten Wort/ den Ertz-Verraͤther wieder.
So zehle Basſian unendlich lange Jahr!
Der Himmel leg’ Jhm zu was uns noch uͤbrig war!
Und was der Parcen Fauſt dem Bruder abgeriſſen/
180.Er herꝛſche! daß Jhm Schyt und Parthen dinen muͤſſen!
Und daß die Welt von Jhm mit vollem Ruhm außſchrey:
Daß Er ſelbſt herꝛſch’ und nicht der Knechte Diner ſey.
Basſian. Ob Rache zwar und Furcht die ſtrengen Worte
fuͤhren:
Doch koͤnnen wir ſo vil an Lætus Werck verſpuͤren/
185.Daß er was ferner ſuch’ als ſeines Fuͤrſten Heil.
Drumb hat er jtzt von uns ſchon ſein beſcheiden theil.
Weil dennoch Julie ſo embſig es begehret;
So werd Er (wo Er lebt) zur Straff Jhr ſtracks gewehret.
Hat aber Er der Zeit ſich etwa ſchon beraubt:
190.So legt vor Jhreu Fuß ſein abgeſchmiſſen Haubt.
Eilt
C v
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#CLE">
            <p><pb facs="#f0069"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">PAPINIANUS.</hi></hi></fw><lb/>
Was <hi rendition="#aq">Lætus</hi> vor jhn &#x017F;pinnt/ doch endlich un&#x017F;ern Rath/<lb/>
(Helfft Go&#x0364;tter! daß nicht nur nach &#x017F;chon veru&#x0364;bter That!)<lb/>
Wird/ ob wir auß der Welt/ vor Welt und Go&#x0364;ttern prei&#x017F;en.<lb/><note place="left">160.</note>Geht! geht! tragt <hi rendition="#aq">Getam</hi> fort! der Feind &#x017F;chleifft Dolch und<lb/><hi rendition="#et">Ei&#x017F;en!</hi><lb/>
Auff dich mein <hi rendition="#aq">Antonin!</hi> geht! <hi rendition="#aq">Geta!</hi> gute Nacht!<lb/>
Nim <hi rendition="#aq">Antonin</hi> dich &#x017F;elb&#x017F;t/ (weil <hi rendition="#aq">Geta</hi> fa&#x0364;llt/) in acht!<lb/>
Sie wolte noch was mehr/ als Sie vor Threnen-rinnen;<lb/>
Vor &#x017F;euffzen und ge&#x017F;chluck kein Wort außdrucken ko&#x0364;nnen.<lb/><note place="left">165.</note>Doch da der Diner Schaar/ das Leich-Bett jtzt ergriff:<lb/>
Wand Sie &#x017F;ich umb die Baar. Ku&#x0364;&#x017F;t <hi rendition="#aq">Getam</hi> offt und riff:<lb/>
Mein Kind! Mein Sohn! Ade! Was muß Jch nicht verliren!<lb/>
Man &#x017F;oll dich/ werther Fu&#x0364;r&#x017F;t/ in dein Begra&#x0364;bnu&#x0364;ß fu&#x0364;hren!<lb/><hi rendition="#fr">U</hi>nd dich mein <hi rendition="#aq">Antonin</hi> verfu&#x0364;hrt der fal&#x017F;che Gei&#x017F;t!<lb/><note place="left">170.</note>Zu beyder <hi rendition="#fr">U</hi>ntergang! geht die Jhr trew/ und rei&#x017F;t<lb/>
Deß Ertz-Verra&#x0364;thers Hertz in tau&#x017F;end/ tau&#x017F;end Stu&#x0364;cke/<lb/>
Geht! greifft den Mo&#x0364;rder an: Er fall in &#x017F;eine Stricke/<lb/>
Die er <hi rendition="#aq">Sever</hi> dir noch in deinen So&#x0364;hnen legt/<lb/>
Geht! wo euch un&#x017F;er Ang&#x017F;t unds Fu&#x0364;r&#x017F;ten Ruhm bewegt;<lb/><note place="left">175.</note><hi rendition="#fr">U</hi>nd bringt &#x017F;tatt di&#x017F;er Leich&#x2019; und nun er&#x017F;tarrten Glider/<lb/>
Mir/ auff deß Fu&#x0364;r&#x017F;ten Wort/ den Ertz-Verra&#x0364;ther wieder.<lb/>
So zehle <hi rendition="#aq">Bas&#x017F;ian</hi> unendlich lange Jahr!<lb/>
Der Himmel leg&#x2019; Jhm zu was uns noch u&#x0364;brig war!<lb/><hi rendition="#fr">U</hi>nd was der Parcen Fau&#x017F;t dem Bruder abgeri&#x017F;&#x017F;en/<lb/><note place="left">180.</note>Er her&#xA75B;&#x017F;che! daß Jhm <hi rendition="#aq">Schyt</hi> und <hi rendition="#aq">Parthen</hi> dinen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en!<lb/><hi rendition="#fr">U</hi>nd daß die Welt von Jhm mit vollem Ruhm auß&#x017F;chrey:<lb/>
Daß Er &#x017F;elb&#x017F;t her&#xA75B;&#x017F;ch&#x2019; und nicht der Knechte Diner &#x017F;ey.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ABC">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Bas&#x017F;ian.</hi> </speaker>
            <p>Ob Rache zwar und Furcht die &#x017F;trengen Worte<lb/><hi rendition="#et">fu&#x0364;hren:</hi><lb/>
Doch ko&#x0364;nnen wir &#x017F;o vil an <hi rendition="#aq">Lætus</hi> Werck ver&#x017F;pu&#x0364;ren/<lb/><note place="left">185.</note>Daß er was ferner &#x017F;uch&#x2019; als &#x017F;eines Fu&#x0364;r&#x017F;ten Heil.<lb/>
Drumb hat er jtzt von uns &#x017F;chon &#x017F;ein be&#x017F;cheiden theil.<lb/>
Weil dennoch <hi rendition="#aq">Julie</hi> &#x017F;o emb&#x017F;ig es begehret;<lb/>
So werd Er (wo Er lebt) zur Straff Jhr &#x017F;tracks gewehret.<lb/>
Hat aber Er der Zeit &#x017F;ich etwa &#x017F;chon beraubt:<lb/><note place="left">190.</note>So legt vor Jhreu Fuß &#x017F;ein abge&#x017F;chmi&#x017F;&#x017F;en Haubt.<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">C v</fw><fw place="bottom" type="catch">Eilt</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0069] PAPINIANUS. Was Lætus vor jhn ſpinnt/ doch endlich unſern Rath/ (Helfft Goͤtter! daß nicht nur nach ſchon veruͤbter That!) Wird/ ob wir auß der Welt/ vor Welt und Goͤttern preiſen. Geht! geht! tragt Getam fort! der Feind ſchleifft Dolch und Eiſen! Auff dich mein Antonin! geht! Geta! gute Nacht! Nim Antonin dich ſelbſt/ (weil Geta faͤllt/) in acht! Sie wolte noch was mehr/ als Sie vor Threnen-rinnen; Vor ſeuffzen und geſchluck kein Wort außdrucken koͤnnen. Doch da der Diner Schaar/ das Leich-Bett jtzt ergriff: Wand Sie ſich umb die Baar. Kuͤſt Getam offt und riff: Mein Kind! Mein Sohn! Ade! Was muß Jch nicht verliren! Man ſoll dich/ werther Fuͤrſt/ in dein Begraͤbnuͤß fuͤhren! Und dich mein Antonin verfuͤhrt der falſche Geiſt! Zu beyder Untergang! geht die Jhr trew/ und reiſt Deß Ertz-Verraͤthers Hertz in tauſend/ tauſend Stuͤcke/ Geht! greifft den Moͤrder an: Er fall in ſeine Stricke/ Die er Sever dir noch in deinen Soͤhnen legt/ Geht! wo euch unſer Angſt unds Fuͤrſten Ruhm bewegt; Und bringt ſtatt diſer Leich’ und nun erſtarrten Glider/ Mir/ auff deß Fuͤrſten Wort/ den Ertz-Verraͤther wieder. So zehle Basſian unendlich lange Jahr! Der Himmel leg’ Jhm zu was uns noch uͤbrig war! Und was der Parcen Fauſt dem Bruder abgeriſſen/ Er herꝛſche! daß Jhm Schyt und Parthen dinen muͤſſen! Und daß die Welt von Jhm mit vollem Ruhm außſchrey: Daß Er ſelbſt herꝛſch’ und nicht der Knechte Diner ſey. Basſian. Ob Rache zwar und Furcht die ſtrengen Worte fuͤhren: Doch koͤnnen wir ſo vil an Lætus Werck verſpuͤren/ Daß er was ferner ſuch’ als ſeines Fuͤrſten Heil. Drumb hat er jtzt von uns ſchon ſein beſcheiden theil. Weil dennoch Julie ſo embſig es begehret; So werd Er (wo Er lebt) zur Straff Jhr ſtracks gewehret. Hat aber Er der Zeit ſich etwa ſchon beraubt: So legt vor Jhreu Fuß ſein abgeſchmiſſen Haubt. Eilt C v

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_rechtsgelehrter_1659
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_rechtsgelehrter_1659/69
Zitationshilfe: Gryphius, Andreas: Großmüttiger Rechts-Gelehrter/ Oder Sterbender Æmilius Paulus Papinianus. Breslau, 1659, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_rechtsgelehrter_1659/69>, abgerufen am 25.11.2024.