Günther, Johann: Send-Schreiben an einen S. Theologum. Leipzig, 1711.Principio, daß GOtt weise und gütig sey / gleichwohl aber auch Gesetze gegeben habe / die wir nach unserer Lehre nicht halten könten / schliessen wil / daß wir seine Weißheit und Gütigkeit damit leugneten / so ist weder das Principium noch der Schluß richtig: nicht jenes / denn GOtt ist nicht nur weise und gütig / sondern auch gerecht; nicht dieses / denn wir glauben eine solche Weißheit und Gütigkeit / die die Gerechtigkeit nicht aufhebet / sondern mit derselben stimmet. GOttes Gesetz ist zweyerley / das Gesetz der Gebothe / und das Gesetz des Glaubens. Jenes hat GOtt dem vollkommenen Menschen gegeben: nachdem er sich aber untüchtig gemacht / so ist dieses Gesetze zufälliger Weise nicht gut / Ezech. 20 / 25. das in sich gut ist / Rom. 8 / 3. Drum gab er uns des Glaubens Gesetz: welches uns lehret aus Christo nehmen das gantze Heyl / Vergebung der Sünden / und den Heil. Geist. Und ob gleich GOtt nachmals am Berge Sinai das Gesetze wiederholete; so ist es doch gar nicht darum geschehen / daß die Verheissung solte aufhören / Gal. 3. sondern daß es uns nur die Sünde solte offenbahren. Und ist uns also das Gesetze nach den Sündenfall nicht darum gege- Principio, daß GOtt weise und gütig sey / gleichwohl aber auch Gesetze gegeben habe / die wir nach unserer Lehre nicht halten könten / schliessen wil / daß wir seine Weißheit und Gütigkeit damit leugneten / so ist weder das Principium noch der Schluß richtig: nicht jenes / denn GOtt ist nicht nur weise und gütig / sondern auch gerecht; nicht dieses / denn wir glauben eine solche Weißheit und Gütigkeit / die die Gerechtigkeit nicht aufhebet / sondern mit derselben stimmet. GOttes Gesetz ist zweyerley / das Gesetz der Gebothe / und das Gesetz des Glaubens. Jenes hat GOtt dem vollkommenen Menschen gegeben: nachdem er sich aber untüchtig gemacht / so ist dieses Gesetze zufälliger Weise nicht gut / Ezech. 20 / 25. das in sich gut ist / Rom. 8 / 3. Drum gab er uns des Glaubens Gesetz: welches uns lehret aus Christo nehmen das gantze Heyl / Vergebung der Sünden / und den Heil. Geist. Und ob gleich GOtt nachmals am Berge Sinai das Gesetze wiederholete; so ist es doch gar nicht darum geschehen / daß die Verheissung solte aufhören / Gal. 3. sondern daß es uns nur die Sünde solte offenbahren. Und ist uns also das Gesetze nach den Sündenfall nicht darum gege- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0034" n="34"/> Principio, daß GOtt weise und gütig sey / gleichwohl aber auch Gesetze gegeben habe / die wir nach unserer Lehre nicht halten könten / schliessen wil / daß wir seine Weißheit und Gütigkeit damit leugneten / so ist weder das Principium noch der Schluß richtig: nicht jenes / denn GOtt ist nicht nur weise und gütig / sondern auch gerecht; nicht dieses / denn wir glauben eine solche Weißheit und Gütigkeit / die die Gerechtigkeit nicht aufhebet / sondern mit derselben stimmet. GOttes Gesetz ist zweyerley / das Gesetz der Gebothe / und das Gesetz des Glaubens. Jenes hat GOtt dem vollkommenen Menschen gegeben: nachdem er sich aber untüchtig gemacht / so ist dieses Gesetze zufälliger Weise nicht gut / Ezech. 20 / 25. das in sich gut ist / Rom. 8 / 3. Drum gab er uns des Glaubens Gesetz: welches uns lehret aus Christo nehmen das gantze Heyl / Vergebung der Sünden / und den Heil. Geist. Und ob gleich GOtt nachmals am Berge Sinai das Gesetze wiederholete; so ist es doch gar nicht darum geschehen / daß die Verheissung solte aufhören / Gal. 3. sondern daß es uns nur die Sünde solte offenbahren. Und ist uns also das Gesetze nach den Sündenfall nicht darum gege- </p> </div> </body> </text> </TEI> [34/0034]
Principio, daß GOtt weise und gütig sey / gleichwohl aber auch Gesetze gegeben habe / die wir nach unserer Lehre nicht halten könten / schliessen wil / daß wir seine Weißheit und Gütigkeit damit leugneten / so ist weder das Principium noch der Schluß richtig: nicht jenes / denn GOtt ist nicht nur weise und gütig / sondern auch gerecht; nicht dieses / denn wir glauben eine solche Weißheit und Gütigkeit / die die Gerechtigkeit nicht aufhebet / sondern mit derselben stimmet. GOttes Gesetz ist zweyerley / das Gesetz der Gebothe / und das Gesetz des Glaubens. Jenes hat GOtt dem vollkommenen Menschen gegeben: nachdem er sich aber untüchtig gemacht / so ist dieses Gesetze zufälliger Weise nicht gut / Ezech. 20 / 25. das in sich gut ist / Rom. 8 / 3. Drum gab er uns des Glaubens Gesetz: welches uns lehret aus Christo nehmen das gantze Heyl / Vergebung der Sünden / und den Heil. Geist. Und ob gleich GOtt nachmals am Berge Sinai das Gesetze wiederholete; so ist es doch gar nicht darum geschehen / daß die Verheissung solte aufhören / Gal. 3. sondern daß es uns nur die Sünde solte offenbahren. Und ist uns also das Gesetze nach den Sündenfall nicht darum gege-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_sendschreiben_1711 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_sendschreiben_1711/34 |
Zitationshilfe: | Günther, Johann: Send-Schreiben an einen S. Theologum. Leipzig, 1711, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_sendschreiben_1711/34>, abgerufen am 16.07.2024. |