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Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen, mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 1. Altenburg, 1787.

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Von den souverainen Staaten überhaupt,
Sprache und letzteres ward von ersterm beschuldigt, daß
es zwar unter dem Schutz des Reichs stehn, aber dessen
Grundgesetze nicht anerkennen wolle.

*] Ant. Viriheri Vindiciae Bohemicae, sive compendiosa
deductio famosae questionis super nexu S. R. I. ger-
manicum et inclytum regnum Bohemiae intercedente,
Nor. et Prag.
1740. 8.
Ioh. Nic. Hertii diss. de renovato S. R. I. G. et regni
Bohemici nexu. Gieß.
1709. und in seinen Opusc. 4.
J. J. Moser von Teutschland, 2 Kap. §. 5. S. 25.

2] Das Preussische Schlesien. Schlesien, sonst
ein Theil Polens, bekam seit 1140 eigne Regenten,
meistens aus dem piastischen Hause, die dem teutschen
Reiche iedoch zinsbar waren. In den Kriegen zwischen
Polen und Böhmen, begaben sich diese Herzoge gewön-
lich unter Böhmischen Schutz. So kam Schlesien end-
lich an das Haus Habsburg. Kaiser Karl IV. erhielt
den schlesischen Tribut zum Geschenk vom Reiche, und
vereinigte Schlesien, mit Bewilligung der Kurfürsten,
im Jahr 1355 auf immer mit Böhmen. Dadurch soll,
dem Vorgeben nach, die Verbindung mit dem teutschen
Reiche aufgehaben worden seyn, weil Schlesien seitdem
nichts mehr zu den Reichsanlagen beitragen oder an den
übrigen Reichsangelegenheiten Theil genommen habe.
Andere hingegen behaupten, daß die damalige Einverlei-
bung ohne Lösung des bisherigen Bandes zwischen Teutsch-
land geschehen, zumal da Böhmen selbst ein Reichsland
sey. In dem Breslauer Frieden 1742, Art. 5. ward
indes ein großer Theil Schlesiens mit völliger Souverai-
netät an den König von Preussen abgetreten, und solches
in dem Dresdner Frieden 1745 bestättigt. Der König
nahm hierauf auch den Titel eines souverainen Herzogs
von Schlesien an, und erhält denselben von dem Hause

Oester-

Von den ſouverainen Staaten uͤberhaupt,
Sprache und letzteres ward von erſterm beſchuldigt, daß
es zwar unter dem Schutz des Reichs ſtehn, aber deſſen
Grundgeſetze nicht anerkennen wolle.

*] Ant. Viriheri Vindiciae Bohemicae, ſive compendioſa
deductio famoſae queſtionis ſuper nexu S. R. I. ger-
manicum et inclytum regnum Bohemiae intercedente,
Nor. et Prag.
1740. 8.
Ioh. Nic. Hertii diſſ. de renovato S. R. I. G. et regni
Bohemici nexu. Gieß.
1709. und in ſeinen Opuſc. 4.
J. J. Moſer von Teutſchland, 2 Kap. §. 5. S. 25.

2] Das Preuſſiſche Schleſien. Schleſien, ſonſt
ein Theil Polens, bekam ſeit 1140 eigne Regenten,
meiſtens aus dem piaſtiſchen Hauſe, die dem teutſchen
Reiche iedoch zinsbar waren. In den Kriegen zwiſchen
Polen und Boͤhmen, begaben ſich dieſe Herzoge gewoͤn-
lich unter Boͤhmiſchen Schutz. So kam Schleſien end-
lich an das Haus Habsburg. Kaiſer Karl IV. erhielt
den ſchleſiſchen Tribut zum Geſchenk vom Reiche, und
vereinigte Schleſien, mit Bewilligung der Kurfuͤrſten,
im Jahr 1355 auf immer mit Boͤhmen. Dadurch ſoll,
dem Vorgeben nach, die Verbindung mit dem teutſchen
Reiche aufgehaben worden ſeyn, weil Schleſien ſeitdem
nichts mehr zu den Reichsanlagen beitragen oder an den
uͤbrigen Reichsangelegenheiten Theil genommen habe.
Andere hingegen behaupten, daß die damalige Einverlei-
bung ohne Loͤſung des bisherigen Bandes zwiſchen Teutſch-
land geſchehen, zumal da Boͤhmen ſelbſt ein Reichsland
ſey. In dem Breslauer Frieden 1742, Art. 5. ward
indes ein großer Theil Schleſiens mit voͤlliger Souverai-
netaͤt an den Koͤnig von Preuſſen abgetreten, und ſolches
in dem Dresdner Frieden 1745 beſtaͤttigt. Der Koͤnig
nahm hierauf auch den Titel eines ſouverainen Herzogs
von Schleſien an, und erhaͤlt denſelben von dem Hauſe

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[112/0138] Von den ſouverainen Staaten uͤberhaupt, Sprache und letzteres ward von erſterm beſchuldigt, daß es zwar unter dem Schutz des Reichs ſtehn, aber deſſen Grundgeſetze nicht anerkennen wolle. *] Ant. Viriheri Vindiciae Bohemicae, ſive compendioſa deductio famoſae queſtionis ſuper nexu S. R. I. ger- manicum et inclytum regnum Bohemiae intercedente, Nor. et Prag. 1740. 8. Ioh. Nic. Hertii diſſ. de renovato S. R. I. G. et regni Bohemici nexu. Gieß. 1709. und in ſeinen Opuſc. 4. J. J. Moſer von Teutſchland, 2 Kap. §. 5. S. 25. 2] Das Preuſſiſche Schleſien. Schleſien, ſonſt ein Theil Polens, bekam ſeit 1140 eigne Regenten, meiſtens aus dem piaſtiſchen Hauſe, die dem teutſchen Reiche iedoch zinsbar waren. In den Kriegen zwiſchen Polen und Boͤhmen, begaben ſich dieſe Herzoge gewoͤn- lich unter Boͤhmiſchen Schutz. So kam Schleſien end- lich an das Haus Habsburg. Kaiſer Karl IV. erhielt den ſchleſiſchen Tribut zum Geſchenk vom Reiche, und vereinigte Schleſien, mit Bewilligung der Kurfuͤrſten, im Jahr 1355 auf immer mit Boͤhmen. Dadurch ſoll, dem Vorgeben nach, die Verbindung mit dem teutſchen Reiche aufgehaben worden ſeyn, weil Schleſien ſeitdem nichts mehr zu den Reichsanlagen beitragen oder an den uͤbrigen Reichsangelegenheiten Theil genommen habe. Andere hingegen behaupten, daß die damalige Einverlei- bung ohne Loͤſung des bisherigen Bandes zwiſchen Teutſch- land geſchehen, zumal da Boͤhmen ſelbſt ein Reichsland ſey. In dem Breslauer Frieden 1742, Art. 5. ward indes ein großer Theil Schleſiens mit voͤlliger Souverai- netaͤt an den Koͤnig von Preuſſen abgetreten, und ſolches in dem Dresdner Frieden 1745 beſtaͤttigt. Der Koͤnig nahm hierauf auch den Titel eines ſouverainen Herzogs von Schleſien an, und erhaͤlt denſelben von dem Hauſe Oeſter-

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Zitationshilfe: Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen, mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 1. Altenburg, 1787, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht01_1787/138>, abgerufen am 21.11.2024.