Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen, mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 1. Altenburg, 1787.der Nazionen. sich eine solche Oberherschaft zuzuschreiben. Die in neuernZeiten etwa noch vorkommenden Anspielungen darauf sind als ein leeres Ceremoniel zu betrachten u]. Jedoch äussern sich noch verschiedene Ueberbleibsel des Alterthums, besonders in Absicht der kaiserlichen Präcedenz vor andern europäischen Nazionen x]. a] Martial giebt Rom den Beinamen: terrarum Dea gen- tiumque und Petronius bedient sich folgender Ausdrücke: orbem iam totum victor Romanus habebat, qua mare, qua terrae, qua sidus currit utrumque. b] Antonin der Fromme sagt l. 9. p. ad leg. Rhod. de iactu von sich: Ego quidem mundi dominus. Man hat Münzen vom Kaiser Julian, worauf er stehend eine Weltkugel in der rechten Hand hält, mit der Aufschrift: Rector orbis. Justinian schreibt l. un. C. de Iustin. Cod. fac. -- felix Romanorum genus omnibus ante- poni nationibus omnibusque gentibus dominari; und wird von Bischöfen totius orbis post Deum dominus genant. c] Quirin Cubach in diß. an imperator Romanus recte dicatur dominus totius mundi? in Arumaei disc. de jure publ. Vol. 4. disc. 22. p. 94. scheint mir hierüber am richtigsten zu urteilen, wenn er sagt: dici imperatorem dominum mundi, non quod sit, vel umquam fuerit totius mundi dominus; sed quod vel eius potissimam partem habuerit, vel toti mundo timorem suam ob po- tentiam invictam incusserit. d] Wippo de vita Conradi Salici nent schon den Kaiser Heinrich III. in der Zuschrift: huius orbis dominum do- minantium; beim Pistorius in script Rer Germ. Kon- rad III. und die nachherigen Kaiser wurden gewönlich nur urbis et orbis domini genant. e] Pfalzgraf Ludewig überreichte dem Grafen Wilhelm von Holland bey der Krönung zum römischen König den Reichs- M 2
der Nazionen. ſich eine ſolche Oberherſchaft zuzuſchreiben. Die in neuernZeiten etwa noch vorkommenden Anſpielungen darauf ſind als ein leeres Ceremoniel zu betrachten u]. Jedoch aͤuſſern ſich noch verſchiedene Ueberbleibſel des Alterthums, beſonders in Abſicht der kaiſerlichen Praͤcedenz vor andern europaͤiſchen Nazionen x]. a] Martial giebt Rom den Beinamen: terrarum Dea gen- tiumque und Petronius bedient ſich folgender Ausdruͤcke: orbem iam totum victor Romanus habebat, qua mare, qua terrae, qua ſidus currit utrumque. b] Antonin der Fromme ſagt l. 9. π. ad leg. Rhod. de iactu von ſich: Ego quidem mundi dominus. Man hat Muͤnzen vom Kaiſer Julian, worauf er ſtehend eine Weltkugel in der rechten Hand haͤlt, mit der Aufſchrift: Rector orbis. Juſtinian ſchreibt l. un. C. de Iuſtin. Cod. fac. — felix Romanorum genus omnibus ante- poni nationibus omnibusque gentibus dominari; und wird von Biſchoͤfen totius orbis poſt Deum dominus genant. c] Quirin Cubach in diß. an imperator Romanus recte dicatur dominus totius mundi? in Arumaei diſc. de jure publ. Vol. 4. diſc. 22. p. 94. ſcheint mir hieruͤber am richtigſten zu urteilen, wenn er ſagt: dici imperatorem dominum mundi, non quod ſit, vel umquam fuerit totius mundi dominus; ſed quod vel eius potiſſimam partem habuerit, vel toti mundo timorem ſuam ob po- tentiam invictam incuſserit. d] Wippo de vita Conradi Salici nent ſchon den Kaiſer Heinrich III. in der Zuſchrift: huius orbis dominum do- minantium; beim Piſtorius in ſcript Rer Germ. Kon- rad III. und die nachherigen Kaiſer wurden gewoͤnlich nur urbis et orbis domini genant. e] Pfalzgraf Ludewig uͤberreichte dem Grafen Wilhelm von Holland bey der Kroͤnung zum roͤmiſchen Koͤnig den Reichs- M 2
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aͤuſſern ſich noch verſchiedene Ueberbleibſel des Alterthums,
beſonders in Abſicht der kaiſerlichen Praͤcedenz vor andern
europaͤiſchen Nazionen x].
a] Martial giebt Rom den Beinamen: terrarum Dea gen-
tiumque und Petronius bedient ſich folgender Ausdruͤcke:
orbem iam totum victor Romanus habebat, qua mare,
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b] Antonin der Fromme ſagt l. 9. π. ad leg. Rhod. de
iactu von ſich: Ego quidem mundi dominus. Man
hat Muͤnzen vom Kaiſer Julian, worauf er ſtehend eine
Weltkugel in der rechten Hand haͤlt, mit der Aufſchrift:
Rector orbis. Juſtinian ſchreibt l. un. C. de Iuſtin.
Cod. fac. — felix Romanorum genus omnibus ante-
poni nationibus omnibusque gentibus dominari; und
wird von Biſchoͤfen totius orbis poſt Deum dominus
genant.
c] Quirin Cubach in diß. an imperator Romanus recte
dicatur dominus totius mundi? in Arumaei diſc. de
jure publ. Vol. 4. diſc. 22. p. 94. ſcheint mir hieruͤber am
richtigſten zu urteilen, wenn er ſagt: dici imperatorem
dominum mundi, non quod ſit, vel umquam fuerit
totius mundi dominus; ſed quod vel eius potiſſimam
partem habuerit, vel toti mundo timorem ſuam ob po-
tentiam invictam incuſserit.
d] Wippo de vita Conradi Salici nent ſchon den Kaiſer
Heinrich III. in der Zuſchrift: huius orbis dominum do-
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rad III. und die nachherigen Kaiſer wurden gewoͤnlich nur
urbis et orbis domini genant.
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