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Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen, mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 1. Altenburg, 1787.

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der Nazionen.
bey frembden Nation also bedacht werden etc. Olenschlager
Erläut. der gold. Bulle. Urkundenbuch S. 15. In dem
zwischen Kaiser Karl V. als König von Spanien und der
Kron Frankreich 1526 zu Madrit geschlossenem Frieden
wird iedoch Art. 26. noch festgesetzt daß der Kaiser und
König von Frankreich den Papst ersuchen sollen, daß er
an alle Könige und Fürsten der Christenheit eine algemeine
Kreutzfahrt gegen den Türken zu Wasser und zu Land ver-
kündige, welcher der Kaiser als Haupt der weltlichen
Fürsten der Christenheit, dem vornemlich die Be-
schützung derselben zustehet -- persönlich beiwohnen
oder einen Generalkapitän hiezu bestellen wird
.
u] So heißt es z. B. in einem Patent Kaiser Karls VI. vom
28. Jun. 1716 in Betref des Marquis de Langallerie:
Nachdem uns -- von des Marquis de Langallerie Vor-
haben umständliche Nachricht zugekommen, daß er sich in
Gott- und Ehrvergessene Anschläge gegen die werthe Chri-
stenheit vertiefe und zu deren Ausführung mit dem Erbfeinde
des christlichen Glaubens und Namens gewisse Bündnis er-
richtet, wir als Haupt der Christenheit aus unserer der-
selben schuldigen väterlichen Vorsorge und Beschützung - die
Kaiserliche Verordnung ergehen lassen etc. Fabers Staats-
kanzl. T. XXVII. p. 815. Noch ietzt schwören zwar die
Kurfürsten, vermöge der goldenen Bulle, vor der Wahl
eines römischen Königs: Daß sie ein weltliches Haupt
dem christlichen Volke
, d. i. einen römischen König in
künftigen Kaiser zu erheben wählen wollen; allein die Kai-
ser selbst massen sich aus dieser von ienen Zeiten übriggeblie-
benen Formel keine weitere Rechte deshalb an, und die
übrigen christlichen Nazionen haben nicht Ursach Notitz da-
von zu nehmen. In dem vorangeführten Gutachten beim
Lünig p. 120. werden dem Kaiser, vermöge seiner Advo-
catiae in ecclesiam Romanam,
auch noch heutzutage gewis-
se Gerechtsame in andern Staaten zugeschrieben. "Obwohl
verschiedene Reiche und Lande, heißt es, von dem römi-
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der Nazionen.
bey frembden Nation alſo bedacht werden ꝛc. Olenſchlager
Erlaͤut. der gold. Bulle. Urkundenbuch S. 15. In dem
zwiſchen Kaiſer Karl V. als Koͤnig von Spanien und der
Kron Frankreich 1526 zu Madrit geſchloſſenem Frieden
wird iedoch Art. 26. noch feſtgeſetzt daß der Kaiſer und
Koͤnig von Frankreich den Papſt erſuchen ſollen, daß er
an alle Koͤnige und Fuͤrſten der Chriſtenheit eine algemeine
Kreutzfahrt gegen den Tuͤrken zu Waſſer und zu Land ver-
kuͤndige, welcher der Kaiſer als Haupt der weltlichen
Fuͤrſten der Chriſtenheit, dem vornemlich die Be-
ſchuͤtzung derſelben zuſtehet — perſoͤnlich beiwohnen
oder einen Generalkapitaͤn hiezu beſtellen wird
.
u] So heißt es z. B. in einem Patent Kaiſer Karls VI. vom
28. Jun. 1716 in Betref des Marquis de Langallerie:
Nachdem uns — von des Marquis de Langallerie Vor-
haben umſtaͤndliche Nachricht zugekommen, daß er ſich in
Gott- und Ehrvergeſſene Anſchlaͤge gegen die werthe Chri-
ſtenheit vertiefe und zu deren Ausfuͤhrung mit dem Erbfeinde
des chriſtlichen Glaubens und Namens gewiſſe Buͤndnis er-
richtet, wir als Haupt der Chriſtenheit aus unſerer der-
ſelben ſchuldigen vaͤterlichen Vorſorge und Beſchuͤtzung ‒ die
Kaiſerliche Verordnung ergehen laſſen ꝛc. Fabers Staats-
kanzl. T. XXVII. p. 815. Noch ietzt ſchwoͤren zwar die
Kurfuͤrſten, vermoͤge der goldenen Bulle, vor der Wahl
eines roͤmiſchen Koͤnigs: Daß ſie ein weltliches Haupt
dem chriſtlichen Volke
, d. i. einen roͤmiſchen Koͤnig in
kuͤnftigen Kaiſer zu erheben waͤhlen wollen; allein die Kai-
ſer ſelbſt maſſen ſich aus dieſer von ienen Zeiten uͤbriggeblie-
benen Formel keine weitere Rechte deshalb an, und die
uͤbrigen chriſtlichen Nazionen haben nicht Urſach Notitz da-
von zu nehmen. In dem vorangefuͤhrten Gutachten beim
Luͤnig p. 120. werden dem Kaiſer, vermoͤge ſeiner Advo-
catiae in eccleſiam Romanam,
auch noch heutzutage gewiſ-
ſe Gerechtſame in andern Staaten zugeſchrieben. “Obwohl
verſchiedene Reiche und Lande, heißt es, von dem roͤmi-
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[185/0211] der Nazionen. t] bey frembden Nation alſo bedacht werden ꝛc. Olenſchlager Erlaͤut. der gold. Bulle. Urkundenbuch S. 15. In dem zwiſchen Kaiſer Karl V. als Koͤnig von Spanien und der Kron Frankreich 1526 zu Madrit geſchloſſenem Frieden wird iedoch Art. 26. noch feſtgeſetzt daß der Kaiſer und Koͤnig von Frankreich den Papſt erſuchen ſollen, daß er an alle Koͤnige und Fuͤrſten der Chriſtenheit eine algemeine Kreutzfahrt gegen den Tuͤrken zu Waſſer und zu Land ver- kuͤndige, welcher der Kaiſer als Haupt der weltlichen Fuͤrſten der Chriſtenheit, dem vornemlich die Be- ſchuͤtzung derſelben zuſtehet — perſoͤnlich beiwohnen oder einen Generalkapitaͤn hiezu beſtellen wird. u] So heißt es z. B. in einem Patent Kaiſer Karls VI. vom 28. Jun. 1716 in Betref des Marquis de Langallerie: Nachdem uns — von des Marquis de Langallerie Vor- haben umſtaͤndliche Nachricht zugekommen, daß er ſich in Gott- und Ehrvergeſſene Anſchlaͤge gegen die werthe Chri- ſtenheit vertiefe und zu deren Ausfuͤhrung mit dem Erbfeinde des chriſtlichen Glaubens und Namens gewiſſe Buͤndnis er- richtet, wir als Haupt der Chriſtenheit aus unſerer der- ſelben ſchuldigen vaͤterlichen Vorſorge und Beſchuͤtzung ‒ die Kaiſerliche Verordnung ergehen laſſen ꝛc. Fabers Staats- kanzl. T. XXVII. p. 815. Noch ietzt ſchwoͤren zwar die Kurfuͤrſten, vermoͤge der goldenen Bulle, vor der Wahl eines roͤmiſchen Koͤnigs: Daß ſie ein weltliches Haupt dem chriſtlichen Volke, d. i. einen roͤmiſchen Koͤnig in kuͤnftigen Kaiſer zu erheben waͤhlen wollen; allein die Kai- ſer ſelbſt maſſen ſich aus dieſer von ienen Zeiten uͤbriggeblie- benen Formel keine weitere Rechte deshalb an, und die uͤbrigen chriſtlichen Nazionen haben nicht Urſach Notitz da- von zu nehmen. In dem vorangefuͤhrten Gutachten beim Luͤnig p. 120. werden dem Kaiſer, vermoͤge ſeiner Advo- catiae in eccleſiam Romanam, auch noch heutzutage gewiſ- ſe Gerechtſame in andern Staaten zugeſchrieben. “Obwohl verſchiedene Reiche und Lande, heißt es, von dem roͤmi- ſchen M 5

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Zitationshilfe: Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen, mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 1. Altenburg, 1787, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht01_1787/211>, abgerufen am 21.11.2024.