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Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen, mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 1. Altenburg, 1787.

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Handlungen nach ihrem Gefallen einzurichten.
d] Bey Gelegenheit der russischen Kriegsrüstungen 1726 ließ
Dänemark durch seinen Gesandten vorstellen: "Die großen
Kriegsrüstungen, welche Rußland seit einigen Jahren auf
der Ostsee gemacht habe, sezten alle Benachbarte in Un-
ruhe. -- Weil annebst der Ruf durchgehends erschollen,
daß alle diese Kriegsrüstungen auf Dänemark angesehen
seyn; so habe der König nicht umhin gekont, seine Bey-
sorge hierüber zu erkennen zu geben, anbey zu versichern,
daß er der ewigen Allianz von anno 1709 in allen Stücken
getreulich nachzuleben gesonnen sey, und sich zu erkundi-
gen, ob die Czaarin gleicher Meinung sey?" Diese aber
antwortete: Daß die an die Czaarin geschehene An-
frage ihr sehr fremd und unter gekrönten Häuptern
ganz ungewönlich vorkomme. Gleichwie sie es vor
unanständig halte, den König in Dänemark um die Ursa-
che zu befragen: warum er alle seine Zurüstungen mache?
also glaubte sie auch nicht schuldig zu seyn, weder dem
König in Dänemark, noch andern, von ihrem Vorneh-
men Rechenschaft zu geben. Sie wolte indessen dennoch
dem König die Nachricht geben, daß Ihre Kriegsrüstun-
gen auf der Ostsee keinen andern Endzweck hätten, als
nach dem Exempel ihres verstorbenen Gemals, sich in dem
Stand zu erhalten, ihren Alliirten, denen mit ihnen ge-
troffenen Verbindungen gemäs, beizustehen, wie auch sich
und ihre Lande und Unterthanen gegen alle feindliche Un-
ternehmungen zu schützen, und sich denienigen, welche
Händel mit ihr anfangen wolten, zu widersetzen. Sie
fände sich im übrigen veranlaßt, den König in Dänemark
hinwiederum zu fragen: ob sie es nicht für eine öffentliche
Ruptur anzusehen habe, daß er eine Escadre Kriegsschif-
fe bis an die Rheede von Reval schicke, und mit der eng-
lischen vereinigt habe? F. C. v. Moser a. a. O. S. 301.
§. 20.
Handlungen nach ihrem Gefallen einzurichten.
d] Bey Gelegenheit der ruſſiſchen Kriegsruͤſtungen 1726 ließ
Daͤnemark durch ſeinen Geſandten vorſtellen: “Die großen
Kriegsruͤſtungen, welche Rußland ſeit einigen Jahren auf
der Oſtſee gemacht habe, ſezten alle Benachbarte in Un-
ruhe. — Weil annebſt der Ruf durchgehends erſchollen,
daß alle dieſe Kriegsruͤſtungen auf Daͤnemark angeſehen
ſeyn; ſo habe der Koͤnig nicht umhin gekont, ſeine Bey-
ſorge hieruͤber zu erkennen zu geben, anbey zu verſichern,
daß er der ewigen Allianz von anno 1709 in allen Stuͤcken
getreulich nachzuleben geſonnen ſey, und ſich zu erkundi-
gen, ob die Czaarin gleicher Meinung ſey?” Dieſe aber
antwortete: Daß die an die Czaarin geſchehene An-
frage ihr ſehr fremd und unter gekroͤnten Haͤuptern
ganz ungewoͤnlich vorkomme. Gleichwie ſie es vor
unanſtaͤndig halte, den Koͤnig in Daͤnemark um die Urſa-
che zu befragen: warum er alle ſeine Zuruͤſtungen mache?
alſo glaubte ſie auch nicht ſchuldig zu ſeyn, weder dem
Koͤnig in Daͤnemark, noch andern, von ihrem Vorneh-
men Rechenſchaft zu geben. Sie wolte indeſſen dennoch
dem Koͤnig die Nachricht geben, daß Ihre Kriegsruͤſtun-
gen auf der Oſtſee keinen andern Endzweck haͤtten, als
nach dem Exempel ihres verſtorbenen Gemals, ſich in dem
Stand zu erhalten, ihren Alliirten, denen mit ihnen ge-
troffenen Verbindungen gemaͤs, beizuſtehen, wie auch ſich
und ihre Lande und Unterthanen gegen alle feindliche Un-
ternehmungen zu ſchuͤtzen, und ſich denienigen, welche
Haͤndel mit ihr anfangen wolten, zu widerſetzen. Sie
faͤnde ſich im uͤbrigen veranlaßt, den Koͤnig in Daͤnemark
hinwiederum zu fragen: ob ſie es nicht fuͤr eine oͤffentliche
Ruptur anzuſehen habe, daß er eine Eſcadre Kriegsſchif-
fe bis an die Rheede von Reval ſchicke, und mit der eng-
liſchen vereinigt habe? F. C. v. Moſer a. a. O. S. 301.
§. 20.
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[301/0327] Handlungen nach ihrem Gefallen einzurichten. d] Bey Gelegenheit der ruſſiſchen Kriegsruͤſtungen 1726 ließ Daͤnemark durch ſeinen Geſandten vorſtellen: “Die großen Kriegsruͤſtungen, welche Rußland ſeit einigen Jahren auf der Oſtſee gemacht habe, ſezten alle Benachbarte in Un- ruhe. — Weil annebſt der Ruf durchgehends erſchollen, daß alle dieſe Kriegsruͤſtungen auf Daͤnemark angeſehen ſeyn; ſo habe der Koͤnig nicht umhin gekont, ſeine Bey- ſorge hieruͤber zu erkennen zu geben, anbey zu verſichern, daß er der ewigen Allianz von anno 1709 in allen Stuͤcken getreulich nachzuleben geſonnen ſey, und ſich zu erkundi- gen, ob die Czaarin gleicher Meinung ſey?” Dieſe aber antwortete: Daß die an die Czaarin geſchehene An- frage ihr ſehr fremd und unter gekroͤnten Haͤuptern ganz ungewoͤnlich vorkomme. Gleichwie ſie es vor unanſtaͤndig halte, den Koͤnig in Daͤnemark um die Urſa- che zu befragen: warum er alle ſeine Zuruͤſtungen mache? alſo glaubte ſie auch nicht ſchuldig zu ſeyn, weder dem Koͤnig in Daͤnemark, noch andern, von ihrem Vorneh- men Rechenſchaft zu geben. Sie wolte indeſſen dennoch dem Koͤnig die Nachricht geben, daß Ihre Kriegsruͤſtun- gen auf der Oſtſee keinen andern Endzweck haͤtten, als nach dem Exempel ihres verſtorbenen Gemals, ſich in dem Stand zu erhalten, ihren Alliirten, denen mit ihnen ge- troffenen Verbindungen gemaͤs, beizuſtehen, wie auch ſich und ihre Lande und Unterthanen gegen alle feindliche Un- ternehmungen zu ſchuͤtzen, und ſich denienigen, welche Haͤndel mit ihr anfangen wolten, zu widerſetzen. Sie faͤnde ſich im uͤbrigen veranlaßt, den Koͤnig in Daͤnemark hinwiederum zu fragen: ob ſie es nicht fuͤr eine oͤffentliche Ruptur anzuſehen habe, daß er eine Eſcadre Kriegsſchif- fe bis an die Rheede von Reval ſchicke, und mit der eng- liſchen vereinigt habe? F. C. v. Moſer a. a. O. S. 301. §. 20.

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Zitationshilfe: Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen, mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 1. Altenburg, 1787, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht01_1787/327>, abgerufen am 22.11.2024.