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Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen, mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 1. Altenburg, 1787.

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Von der Freiheit der Nazionen, ihre
Vorstellungen, seine Escadern zu Brest und Toulon aus-
laufen ließ, ward in der Anzeige der Ursachen etc. geäus-
sert: weil der grosbritannische Abgesandte keine Antwort
auf eine so wichtige Sache gab, erachtete der König für
nöthig, es nicht länger zu verschieben, seine Schiffe aus-
zurüsten, um sich in den Stand zu setzen, einer Gefahr
zuvorzukommen, die alle Tage dringender ward. Fr. C.
v. Moser a. a. O. S. 345. In dem letztern Kriege
zwischen Frankreich und Grosbritannien gab ersterer Hof in
dem Expose des motifs etc. vom 13. Jul. 1779 zu
erkennen: La Cour de Londres faisoit dans ses Ports
des preparatifs et des armemens, qui ne pouvoient
avoir l' Amerique pour objet. Leur but etoit par
consequent trop determine, pour que le roi put s'y
meprendre; et des-lors il devint d' un devoir rigou-
reux pour S. Majeste de faire des dispositions ca-
pables de prevenir les mauvais dessins
de Son ennemi
et des depredations et des insultes pareilles a celles
de
1755.
§. 29.
Ob eine Nazion gewisse Vorrechte verlan-
gen könne
?

So wie unabhängige Nazionen, der Regel nach,
kein Recht haben, einander in ihren Handlungen Ein-
halt zu thun, so gehört es auch zu ihrer natürlichen Frei-
heit, nach Gefallen, einem Volke gewisse Vorrechte im
Ceremoniel, in der Handlung etc. vor andern zu gestat-
ten, ohne daß diese, wenn sonst ihren Rechten dadurch
nicht zu nahe getreten wird, befugt wären, ein Glei-
ches zu verlangen
: denn die Nazionen sind zwar ein-
ander gleich; aber diese Gleichheit erstreckt sich nicht
weiter, als auf die natürlichen Rechte. Jeder ist es
übrigens unverwehrt, solche durch Verträge etc. zu erwei-

tern
Von der Freiheit der Nazionen, ihre
Vorſtellungen, ſeine Eſcadern zu Breſt und Toulon aus-
laufen ließ, ward in der Anzeige der Urſachen ꝛc. geaͤuſ-
ſert: weil der grosbritanniſche Abgeſandte keine Antwort
auf eine ſo wichtige Sache gab, erachtete der Koͤnig fuͤr
noͤthig, es nicht laͤnger zu verſchieben, ſeine Schiffe aus-
zuruͤſten, um ſich in den Stand zu ſetzen, einer Gefahr
zuvorzukommen, die alle Tage dringender ward. Fr. C.
v. Moſer a. a. O. S. 345. In dem letztern Kriege
zwiſchen Frankreich und Grosbritannien gab erſterer Hof in
dem Expoſé des motifs etc. vom 13. Jul. 1779 zu
erkennen: La Cour de Londres faiſoit dans ſes Ports
des préparatifs et des armemens, qui ne pouvoient
avoir l’ Amerique pour objet. Leur but etoit par
conſequent trop determiné, pour que le roi put ſ’y
meprendre; et dès-lors il devint d’ un devoir rigou-
reux pour S. Majeſté de faire des diſpoſitions ca-
pables de prevenir les mauvais deſſins
de Son ennemi
et des depredations et des inſultes pareilles à celles
de
1755.
§. 29.
Ob eine Nazion gewiſſe Vorrechte verlan-
gen koͤnne
?

So wie unabhaͤngige Nazionen, der Regel nach,
kein Recht haben, einander in ihren Handlungen Ein-
halt zu thun, ſo gehoͤrt es auch zu ihrer natuͤrlichen Frei-
heit, nach Gefallen, einem Volke gewiſſe Vorrechte im
Ceremoniel, in der Handlung ꝛc. vor andern zu geſtat-
ten, ohne daß dieſe, wenn ſonſt ihren Rechten dadurch
nicht zu nahe getreten wird, befugt waͤren, ein Glei-
ches zu verlangen
: denn die Nazionen ſind zwar ein-
ander gleich; aber dieſe Gleichheit erſtreckt ſich nicht
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[316/0342] Von der Freiheit der Nazionen, ihre f] Vorſtellungen, ſeine Eſcadern zu Breſt und Toulon aus- laufen ließ, ward in der Anzeige der Urſachen ꝛc. geaͤuſ- ſert: weil der grosbritanniſche Abgeſandte keine Antwort auf eine ſo wichtige Sache gab, erachtete der Koͤnig fuͤr noͤthig, es nicht laͤnger zu verſchieben, ſeine Schiffe aus- zuruͤſten, um ſich in den Stand zu ſetzen, einer Gefahr zuvorzukommen, die alle Tage dringender ward. Fr. C. v. Moſer a. a. O. S. 345. In dem letztern Kriege zwiſchen Frankreich und Grosbritannien gab erſterer Hof in dem Expoſé des motifs etc. vom 13. Jul. 1779 zu erkennen: La Cour de Londres faiſoit dans ſes Ports des préparatifs et des armemens, qui ne pouvoient avoir l’ Amerique pour objet. Leur but etoit par conſequent trop determiné, pour que le roi put ſ’y meprendre; et dès-lors il devint d’ un devoir rigou- reux pour S. Majeſté de faire des diſpoſitions ca- pables de prevenir les mauvais deſſins de Son ennemi et des depredations et des inſultes pareilles à celles de 1755. §. 29. Ob eine Nazion gewiſſe Vorrechte verlan- gen koͤnne? So wie unabhaͤngige Nazionen, der Regel nach, kein Recht haben, einander in ihren Handlungen Ein- halt zu thun, ſo gehoͤrt es auch zu ihrer natuͤrlichen Frei- heit, nach Gefallen, einem Volke gewiſſe Vorrechte im Ceremoniel, in der Handlung ꝛc. vor andern zu geſtat- ten, ohne daß dieſe, wenn ſonſt ihren Rechten dadurch nicht zu nahe getreten wird, befugt waͤren, ein Glei- ches zu verlangen: denn die Nazionen ſind zwar ein- ander gleich; aber dieſe Gleichheit erſtreckt ſich nicht weiter, als auf die natuͤrlichen Rechte. Jeder iſt es uͤbrigens unverwehrt, ſolche durch Vertraͤge ꝛc. zu erwei- tern

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Zitationshilfe: Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen, mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 1. Altenburg, 1787, S. 316. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht01_1787/342>, abgerufen am 22.11.2024.