b] Am ang O. S. 9. heißt es: Cette balance politique n' est autre chose que l' union contractee soit formelle- ment soit tacitement entre certains Etats d'une moin- dre puissance, pour mettre en saurete leur existence, leur liberte et leurs possessions en empechant par leurs forces reunies les progres ulterieurs et les dessins trop vastes, reels ou possibles, de telle autre puissance qui est deja devenue preponderante par toutes sortes de chances et d' evenemens, ou qui veut le devenir encore davantage.
c] S. 141. u. f.
d]Neyron L. I. c. 2. Art. 3. §. 37. u. f.
§. 6. Bestimmung der Uebermacht.
Macht und Uebermacht sind sehr relative Begriffe, die blos in Vergleichung mit Mindermächtigen bestimt werden können. Der Maasstab, wornach man die vermeintliche Uebermacht einer Nazion aus der großen Völkergeselschaft beurteilen muß, sind die Kräfte der übrigen mindermächtigen Staaten, deren Erhaltung, Freiheit und Sicherheit erfodert, gemeinschaftliche Sache gegen iene zu machen, wenn Gefahr der Unter- drückung ihnen bevorstehn solte. Uebertrift die Macht der erstern Nazion und ihrer Bundsgenossen die verei- nigte Macht mehrerer geringern Völker dergestalt, daß sie bei einem ienseitigen gewaltsamen Angriffe nothwen- dig unterliegen müsten, so ist das Gleichgewicht aufge- hoben und offenbar eine Uebermacht vorhanden. Die Gegner dieses Systems nehmen von den Schwierig- keiten in Bestimmung der Machtverhältnisse einen Haupteinwand her, der iedoch auf irrigen Voraussetz- ungen beruht a].
Die
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und deren Gleichgewicht.
b] Am ang O. S. 9. heißt es: Cette balance politique n’ eſt autre choſe que l’ union contractée ſoit formelle- ment ſoit tacitement entre certains Etats d’une moin- dre puiſſance, pour mettre en ſûreté leur exiſtence, leur liberté et leurs poſſeſſions en empêchant par leurs forces réunies les progrès ulterieurs et les deſſins trop vaſtes, réels ou poſſibles, de telle autre puiſſance qui eſt déja devenue preponderante par toutes ſortes de chances et d’ événemens, ou qui veut le devenir encore davantage.
c] S. 141. u. f.
d]Neyron L. I. c. 2. Art. 3. §. 37. u. f.
§. 6. Beſtimmung der Uebermacht.
Macht und Uebermacht ſind ſehr relative Begriffe, die blos in Vergleichung mit Mindermaͤchtigen beſtimt werden koͤnnen. Der Maasſtab, wornach man die vermeintliche Uebermacht einer Nazion aus der großen Voͤlkergeſelſchaft beurteilen muß, ſind die Kraͤfte der uͤbrigen mindermaͤchtigen Staaten, deren Erhaltung, Freiheit und Sicherheit erfodert, gemeinſchaftliche Sache gegen iene zu machen, wenn Gefahr der Unter- druͤckung ihnen bevorſtehn ſolte. Uebertrift die Macht der erſtern Nazion und ihrer Bundsgenoſſen die verei- nigte Macht mehrerer geringern Voͤlker dergeſtalt, daß ſie bei einem ienſeitigen gewaltſamen Angriffe nothwen- dig unterliegen muͤſten, ſo iſt das Gleichgewicht aufge- hoben und offenbar eine Uebermacht vorhanden. Die Gegner dieſes Syſtems nehmen von den Schwierig- keiten in Beſtimmung der Machtverhaͤltniſſe einen Haupteinwand her, der iedoch auf irrigen Vorausſetz- ungen beruht a].
Die
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und deren Gleichgewicht.
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n’ eſt autre choſe que l’ union contractée ſoit formelle-
ment ſoit tacitement entre certains Etats d’une moin-
dre puiſſance, pour mettre en ſûreté leur exiſtence,
leur liberté et leurs poſſeſſions en empêchant par leurs
forces réunies les progrès ulterieurs et les deſſins trop
vaſtes, réels ou poſſibles, de telle autre puiſſance qui
eſt déja devenue preponderante par toutes ſortes de
chances et d’ événemens, ou qui veut le devenir
encore davantage.
c] S. 141. u. f.
d] Neyron L. I. c. 2. Art. 3. §. 37. u. f.
§. 6.
Beſtimmung der Uebermacht.
Macht und Uebermacht ſind ſehr relative Begriffe,
die blos in Vergleichung mit Mindermaͤchtigen beſtimt
werden koͤnnen. Der Maasſtab, wornach man die
vermeintliche Uebermacht einer Nazion aus der großen
Voͤlkergeſelſchaft beurteilen muß, ſind die Kraͤfte der
uͤbrigen mindermaͤchtigen Staaten, deren Erhaltung,
Freiheit und Sicherheit erfodert, gemeinſchaftliche
Sache gegen iene zu machen, wenn Gefahr der Unter-
druͤckung ihnen bevorſtehn ſolte. Uebertrift die Macht
der erſtern Nazion und ihrer Bundsgenoſſen die verei-
nigte Macht mehrerer geringern Voͤlker dergeſtalt, daß
ſie bei einem ienſeitigen gewaltſamen Angriffe nothwen-
dig unterliegen muͤſten, ſo iſt das Gleichgewicht aufge-
hoben und offenbar eine Uebermacht vorhanden. Die
Gegner dieſes Syſtems nehmen von den Schwierig-
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Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen, mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 1. Altenburg, 1787, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht01_1787/355>, abgerufen am 16.07.2024.
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