Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792.oder den abgeleiteten Erwerbungsarten. schlag eines Austausches der österreichischen Niederlandegegen Baiern zwischen den Häusern Oesterreich und Pfalz, welcher bekantlich den berufenen teutschen Fürstenbund veranlaßt hat. Auch hierüber sind eine Menge Schrif- ten erschienen, die man in Ren. Car. L. B. de Senken- berg Supplem. ad Lipenii Bibl. iurid. Lips. 1789. s. r. foedera principum Germaniae angezeigt findet. M. vergl. Polit. Journ. Januar 1786. S. 33. u. ff. ingl. Reuß teutsche Staatskanzley 9. Th. u. ss. Die Hauptgründe des preussischen Widerspruchs wa- ren, wie schon oben [§. 2. not. e. und §. 3. not. a.] erwähnt worden, das durch diesen Tausch in Gefahr kommende Gleichgewicht von Teutschland und ganz Eu- ropa [s. 1. Th. S. 384.], und dann die Verletzung der pfalzbaierischen Hausverträge, zu deren Aufrecht- haltung Preussen sich nicht nur durch den Teschner Frie- den, sondern auch durch das Gesuch des Herzogs von Zweibrücken für berechtigt und verbunden achtete. Ich will nur noch einige der vorzüglichsten Aeusserungen bei- der Theile hierüber anführen. Es würde, bemerkte man Königlich-Preussischer Seits, daraus augenschein- lich eine übergrosse Masse von Macht und ein in einer Strecke von 200. teutschen Meilen, fast vom schwarzen Meer bis an den Rhein zusammenhängender ungeheurer Staatskörper entstehen, gegen dessen zusammengedräng- te Stärke und Macht, die übrige viel kleinere weniger fruchtbare und so sehr vertheilte Kraise von Teutschland niemals würden Widerstand thun können -- Wo würde denn das gesetzmässige Gleichgewicht von Teutsch- land bleiben, wenn eine solche übergrosse Macht, als die ietzige Oesterreichische, wilkührlich vermehrt werden könte, und keinem Reichsstand erlaubt seyn solte, sich dagegen mit offenen Erklärungen und constitutionsmässi- gen Bündnissen zu verwahren? -- Oesterreich entgeg- nete zwar: Es war nie von einer Vergrösserung des oder den abgeleiteten Erwerbungsarten. ſchlag eines Austauſches der oͤſterreichiſchen Niederlandegegen Baiern zwiſchen den Haͤuſern Oeſterreich und Pfalz, welcher bekantlich den berufenen teutſchen Fuͤrſtenbund veranlaßt hat. Auch hieruͤber ſind eine Menge Schrif- ten erſchienen, die man in Ren. Car. L. B. de Senken- berg Supplem. ad Lipenii Bibl. iurid. Lipſ. 1789. ſ. r. foedera principum Germaniae angezeigt findet. M. vergl. Polit. Journ. Januar 1786. S. 33. u. ff. ingl. Reuß teutſche Staatskanzley 9. Th. u. ſſ. Die Hauptgruͤnde des preuſſiſchen Widerſpruchs wa- ren, wie ſchon oben [§. 2. not. e. und §. 3. not. a.] erwaͤhnt worden, das durch dieſen Tauſch in Gefahr kommende Gleichgewicht von Teutſchland und ganz Eu- ropa [ſ. 1. Th. S. 384.], und dann die Verletzung der pfalzbaieriſchen Hausvertraͤge, zu deren Aufrecht- haltung Preuſſen ſich nicht nur durch den Teſchner Frie- den, ſondern auch durch das Geſuch des Herzogs von Zweibruͤcken fuͤr berechtigt und verbunden achtete. Ich will nur noch einige der vorzuͤglichſten Aeuſſerungen bei- der Theile hieruͤber anfuͤhren. Es wuͤrde, bemerkte man Koͤniglich-Preuſſiſcher Seits, daraus augenſchein- lich eine uͤbergroſſe Maſſe von Macht und ein in einer Strecke von 200. teutſchen Meilen, faſt vom ſchwarzen Meer bis an den Rhein zuſammenhaͤngender ungeheurer Staatskoͤrper entſtehen, gegen deſſen zuſammengedraͤng- te Staͤrke und Macht, die uͤbrige viel kleinere weniger fruchtbare und ſo ſehr vertheilte Kraiſe von Teutſchland niemals wuͤrden Widerſtand thun koͤnnen — Wo wuͤrde denn das geſetzmaͤſſige Gleichgewicht von Teutſch- land bleiben, wenn eine ſolche uͤbergroſſe Macht, als die ietzige Oeſterreichiſche, wilkuͤhrlich vermehrt werden koͤnte, und keinem Reichsſtand erlaubt ſeyn ſolte, ſich dagegen mit offenen Erklaͤrungen und conſtitutionsmaͤſſi- gen Buͤndniſſen zu verwahren? — Oeſterreich entgeg- nete zwar: Es war nie von einer Vergroͤſſerung des <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <note place="end" n="f]"> <pb facs="#f0157" n="143"/> <fw place="top" type="header">oder den abgeleiteten Erwerbungsarten.</fw><lb/> <hi rendition="#et">ſchlag eines Austauſches der oͤſterreichiſchen Niederlande<lb/> gegen Baiern zwiſchen den Haͤuſern Oeſterreich und Pfalz,<lb/> welcher bekantlich den berufenen teutſchen Fuͤrſtenbund<lb/> veranlaßt hat. 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oder den abgeleiteten Erwerbungsarten.
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ſchlag eines Austauſches der oͤſterreichiſchen Niederlande
gegen Baiern zwiſchen den Haͤuſern Oeſterreich und Pfalz,
welcher bekantlich den berufenen teutſchen Fuͤrſtenbund
veranlaßt hat. Auch hieruͤber ſind eine Menge Schrif-
ten erſchienen, die man in Ren. Car. L. B. de Senken-
berg Supplem. ad Lipenii Bibl. iurid. Lipſ. 1789.
ſ. r. foedera principum Germaniae angezeigt findet.
M. vergl. Polit. Journ. Januar 1786. S. 33. u. ff.
ingl. Reuß teutſche Staatskanzley 9. Th. u. ſſ.
Die Hauptgruͤnde des preuſſiſchen Widerſpruchs wa-
ren, wie ſchon oben [§. 2. not. e. und §. 3. not. a.]
erwaͤhnt worden, das durch dieſen Tauſch in Gefahr
kommende Gleichgewicht von Teutſchland und ganz Eu-
ropa [ſ. 1. Th. S. 384.], und dann die Verletzung
der pfalzbaieriſchen Hausvertraͤge, zu deren Aufrecht-
haltung Preuſſen ſich nicht nur durch den Teſchner Frie-
den, ſondern auch durch das Geſuch des Herzogs von
Zweibruͤcken fuͤr berechtigt und verbunden achtete. Ich
will nur noch einige der vorzuͤglichſten Aeuſſerungen bei-
der Theile hieruͤber anfuͤhren. Es wuͤrde, bemerkte
man Koͤniglich-Preuſſiſcher Seits, daraus augenſchein-
lich eine uͤbergroſſe Maſſe von Macht und ein in einer
Strecke von 200. teutſchen Meilen, faſt vom ſchwarzen
Meer bis an den Rhein zuſammenhaͤngender ungeheurer
Staatskoͤrper entſtehen, gegen deſſen zuſammengedraͤng-
te Staͤrke und Macht, die uͤbrige viel kleinere weniger
fruchtbare und ſo ſehr vertheilte Kraiſe von Teutſchland
niemals wuͤrden Widerſtand thun koͤnnen — Wo
wuͤrde denn das geſetzmaͤſſige Gleichgewicht von Teutſch-
land bleiben, wenn eine ſolche uͤbergroſſe Macht, als
die ietzige Oeſterreichiſche, wilkuͤhrlich vermehrt werden
koͤnte, und keinem Reichsſtand erlaubt ſeyn ſolte, ſich
dagegen mit offenen Erklaͤrungen und conſtitutionsmaͤſſi-
gen Buͤndniſſen zu verwahren? — Oeſterreich entgeg-
nete zwar: Es war nie von einer Vergroͤſſerung des
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