Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792.Von Erlangung des Eigenthums von andern Erzhauses, sondern nur davon die Frage, daß das,was es auf einer Seite erhält, auf einer andern nicht nur durch ein volständiges, sondern sogar den Empfang weit überwiegendes Aequivalent wieder hergegeben wer- den solte. Wie nun hierinn eine nicht nur für Teutsch- land sondern für ganz Europa schreckbare Acquisition zu finden sey, ist eben so unbegreiflich, als die Wahrheit des Satzes unwidersprechlich, daß, sobald von dem vor- liegenden Austausche die Rede ist, das Haus Pfalz bey dem ihm angebotenen Aeqvivalente seine Rechnung ent- weder finden müsse, oder nicht. Ist das letztere, so fält alle Idee des Austausches von selbst hinweg; ist das erstere, so stehet doch wohl weder Oesterreich noch das Kurhaus Pfalz unter irgend einer fremden Vormund- schaft um über ihre beiderseitige Vortheile im Geben und Empfangen nicht nach ihren selbst eigenen Einsichten urteilen, vergleichen und sich entscheiden zu können -- Dem wahren und wesentlichen Gleich- gewichte im teutschen Reiche stehet keinesweges die allen Ständen desselben gebührende Befugnis entgegen, so viele Reichslande an sich zu bringen, als ihnen verliehen werden, oder in rechtlicher Ordnung an sie fallen oder sonst auf eine in den Gesetzen gemässe Art durch Tausch und andere erlaubte Wege von ihnen erworben werden können -- Der Kaiser erklärt es daher für eine offenbare Illegalität und Nichtigkeit, die freundschaftlichen, freiwilligen und auf eine der gesamten Reichs- Krais- und Ständischen Verfassung unschädliche Art vorzunehmende Austausche und sonstige Arrangemens durch derley Verbindungen hindern zu wollen, daß sich solchergestalt der sogenante Unionstractat als ein Werk darstelt, welches nach seiner ganzen vorliegenden Veranlassung, Absicht und Bestim- mung der Grundverfassung des Reichs, dem westphäli- schen Frieden, den kaiserlichen Wahlkapitulationen offen- Von Erlangung des Eigenthums von andern Erzhauſes, ſondern nur davon die Frage, daß das,was es auf einer Seite erhaͤlt, auf einer andern nicht nur durch ein volſtaͤndiges, ſondern ſogar den Empfang weit uͤberwiegendes Aequivalent wieder hergegeben wer- den ſolte. Wie nun hierinn eine nicht nur fuͤr Teutſch- land ſondern fuͤr ganz Europa ſchreckbare Acquiſition zu finden ſey, iſt eben ſo unbegreiflich, als die Wahrheit des Satzes unwiderſprechlich, daß, ſobald von dem vor- liegenden Austauſche die Rede iſt, das Haus Pfalz bey dem ihm angebotenen Aeqvivalente ſeine Rechnung ent- weder finden muͤſſe, oder nicht. Iſt das letztere, ſo faͤlt alle Idee des Austauſches von ſelbſt hinweg; iſt das erſtere, ſo ſtehet doch wohl weder Oeſterreich noch das Kurhaus Pfalz unter irgend einer fremden Vormund- ſchaft um uͤber ihre beiderſeitige Vortheile im Geben und Empfangen nicht nach ihren ſelbſt eigenen Einſichten urteilen, vergleichen und ſich entſcheiden zu koͤnnen — Dem wahren und weſentlichen Gleich- gewichte im teutſchen Reiche ſtehet keinesweges die allen Staͤnden deſſelben gebuͤhrende Befugnis entgegen, ſo viele Reichslande an ſich zu bringen, als ihnen verliehen werden, oder in rechtlicher Ordnung an ſie fallen oder ſonſt auf eine in den Geſetzen gemaͤſſe Art durch Tauſch und andere erlaubte Wege von ihnen erworben werden koͤnnen — Der Kaiſer erklaͤrt es daher fuͤr eine offenbare Illegalitaͤt und Nichtigkeit, die freundſchaftlichen, freiwilligen und auf eine der geſamten Reichs- Krais- und Staͤndiſchen Verfaſſung unſchaͤdliche Art vorzunehmende Austauſche und ſonſtige Arrangemens durch derley Verbindungen hindern zu wollen, daß ſich ſolchergeſtalt der ſogenante Unionstractat als ein Werk darſtelt, welches nach ſeiner ganzen vorliegenden Veranlaſſung, Abſicht und Beſtim- mung der Grundverfaſſung des Reichs, dem weſtphaͤli- ſchen Frieden, den kaiſerlichen Wahlkapitulationen offen- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <note place="end" n="f]"> <pb facs="#f0158" n="144"/> <fw place="top" type="header">Von Erlangung des Eigenthums von andern</fw><lb/> <hi rendition="#et">Erzhauſes, ſondern nur davon die Frage, daß das,<lb/> was es auf einer Seite erhaͤlt, auf einer andern nicht<lb/> nur durch ein volſtaͤndiges, ſondern ſogar den Empfang<lb/> weit uͤberwiegendes Aequivalent wieder hergegeben wer-<lb/> den ſolte. 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Erzhauſes, ſondern nur davon die Frage, daß das,
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weit uͤberwiegendes Aequivalent wieder hergegeben wer-
den ſolte. Wie nun hierinn eine nicht nur fuͤr Teutſch-
land ſondern fuͤr ganz Europa ſchreckbare Acquiſition zu
finden ſey, iſt eben ſo unbegreiflich, als die Wahrheit
des Satzes unwiderſprechlich, daß, ſobald von dem vor-
liegenden Austauſche die Rede iſt, das Haus Pfalz bey
dem ihm angebotenen Aeqvivalente ſeine Rechnung ent-
weder finden muͤſſe, oder nicht. Iſt das letztere, ſo
faͤlt alle Idee des Austauſches von ſelbſt hinweg; iſt das
erſtere, ſo ſtehet doch wohl weder Oeſterreich noch das
Kurhaus Pfalz unter irgend einer fremden Vormund-
ſchaft um uͤber ihre beiderſeitige Vortheile im Geben
und Empfangen nicht nach ihren ſelbſt eigenen
Einſichten urteilen, vergleichen und ſich entſcheiden
zu koͤnnen — Dem wahren und weſentlichen Gleich-
gewichte im teutſchen Reiche ſtehet keinesweges die allen
Staͤnden deſſelben gebuͤhrende Befugnis entgegen, ſo
viele Reichslande an ſich zu bringen, als ihnen
verliehen werden, oder in rechtlicher Ordnung
an ſie fallen oder ſonſt auf eine in den Geſetzen
gemaͤſſe Art durch Tauſch und andere erlaubte
Wege von ihnen erworben werden koͤnnen —
Der Kaiſer erklaͤrt es daher fuͤr eine offenbare Illegalitaͤt
und Nichtigkeit, die freundſchaftlichen, freiwilligen und
auf eine der geſamten Reichs- Krais- und Staͤndiſchen
Verfaſſung unſchaͤdliche Art vorzunehmende Austauſche
und ſonſtige Arrangemens durch derley Verbindungen
hindern zu wollen, daß ſich ſolchergeſtalt der ſogenante
Unionstractat als ein Werk darſtelt, welches nach ſeiner
ganzen vorliegenden Veranlaſſung, Abſicht und Beſtim-
mung der Grundverfaſſung des Reichs, dem weſtphaͤli-
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