Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite
und eingeschränkten Eigenthum der Lande.
c] de rester dans la possession de la fortresse de Choczim --
comme d'vn depot neutre aussi longtems et jusqu'a
ce que la paix sera conclue entre la Russie et la
Porte. de Martens Recueil des traites T. III.
p.
171. M. vergl. den Definitivfrieden v. 4. Aug.
1791. Art. 5. im Polit. Journ. Septbr. 1791.
S. 946.
§. 7.
Seqvestration.

Eine mit der vorigen verwandte Besitzart ohne Ei-
genthum ist die Scqvestration, wenn ein zwischen
mehrern im Streite befangenes Land einem dritten bis
zu Austrag der Sache, mit Einwilligung der Theil-
haber a], in Besitz gegeben wird. Auch hiervon kom-
men Beispiele in der europäischen Staatengeschichte vor.
Als man in den Streitigkeiten zwischen Polen und
Kurbrandenburg wegen Elbingen verlangte, daß vor
Angehung der Tractaten, diese Stadt zuförderst resti-
tuirt werden solte, wolte Kurbrandenburg sich dieses
nicht gefallen lassen, sondern allenfals die Stadt den
Mediatorn als ein Seqvestrum einstweilen einräu-
men b]. Dem König von Preussen wurde 1713. von
den nordischen Alliirten das von Schweden eroberte
Stettin in Seqvestration gegeben c].

a] Ein in den bürgerlichen Gesetzen vorkommendes sogenan-
tes sequestrum necessarium, findet untern Völkern ei-
gentlich nicht Statt, da sie hier keinen höhern Richter
über sich erkennen. Gleichwohl wurde unter den Con-
trahenten über die spanische Erbfolge 1698. festgesetzt:
que si l'Empereur, le roi des Romains ou l'Electeur
de Baviere refusent d'y entrer, les deux Seigneurs
Rois et les Seigneurs Etats Generaux empecheront

und eingeſchraͤnkten Eigenthum der Lande.
c] de reſter dans la poſſeſſion de la fortreſſe de Choczim —
comme d’vn depot neutre auſſi longtems et jusqu’à
ce que la paix ſera conclue entre la Ruſſie et la
Porte. de Martens Recueil des traités T. III.
p.
171. M. vergl. den Definitivfrieden v. 4. Aug.
1791. Art. 5. im Polit. Journ. Septbr. 1791.
S. 946.
§. 7.
Seqveſtration.

Eine mit der vorigen verwandte Beſitzart ohne Ei-
genthum iſt die Scqveſtration, wenn ein zwiſchen
mehrern im Streite befangenes Land einem dritten bis
zu Austrag der Sache, mit Einwilligung der Theil-
haber a], in Beſitz gegeben wird. Auch hiervon kom-
men Beiſpiele in der europaͤiſchen Staatengeſchichte vor.
Als man in den Streitigkeiten zwiſchen Polen und
Kurbrandenburg wegen Elbingen verlangte, daß vor
Angehung der Tractaten, dieſe Stadt zufoͤrderſt reſti-
tuirt werden ſolte, wolte Kurbrandenburg ſich dieſes
nicht gefallen laſſen, ſondern allenfals die Stadt den
Mediatorn als ein Seqveſtrum einſtweilen einraͤu-
men b]. Dem Koͤnig von Preuſſen wurde 1713. von
den nordiſchen Alliirten das von Schweden eroberte
Stettin in Seqveſtration gegeben c].

a] Ein in den buͤrgerlichen Geſetzen vorkommendes ſogenan-
tes ſequeſtrum neceſſarium, findet untern Voͤlkern ei-
gentlich nicht Statt, da ſie hier keinen hoͤhern Richter
uͤber ſich erkennen. Gleichwohl wurde unter den Con-
trahenten uͤber die ſpaniſche Erbfolge 1698. feſtgeſetzt:
que ſi l’Empereur, le roi des Romains ou l’Electeur
de Bavière refuſent d’y entrer, les deux Seigneurs
Rois et les Seigneurs Etats Généraux empêcheront

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0171" n="157"/>
            <fw place="top" type="header">und einge&#x017F;chra&#x0364;nkten Eigenthum der Lande.</fw><lb/>
            <note place="end" n="c]"><hi rendition="#aq">de re&#x017F;ter dans la po&#x017F;&#x017F;e&#x017F;&#x017F;ion de la fortre&#x017F;&#x017F;e de Choczim &#x2014;<lb/>
comme <hi rendition="#i">d&#x2019;vn depot neutre</hi> au&#x017F;&#x017F;i longtems et jusqu&#x2019;à<lb/>
ce que la paix &#x017F;era conclue entre la Ru&#x017F;&#x017F;ie et la<lb/>
Porte. <hi rendition="#i">de Martens</hi> Recueil des traités T. III.<lb/>
p.</hi> 171. M. vergl. den Definitivfrieden v. 4. Aug.<lb/>
1791. Art. 5. im Polit. Journ. Septbr. 1791.<lb/>
S. 946.</note>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 7.<lb/><hi rendition="#g">Seqve&#x017F;tration</hi>.</head><lb/>
            <p>Eine mit der vorigen verwandte Be&#x017F;itzart ohne Ei-<lb/>
genthum i&#x017F;t die <hi rendition="#fr">Scqve&#x017F;tration</hi>, wenn ein zwi&#x017F;chen<lb/>
mehrern im Streite befangenes Land einem dritten bis<lb/>
zu Austrag der Sache, mit Einwilligung der Theil-<lb/>
haber <hi rendition="#aq"><hi rendition="#sup">a</hi></hi>], in Be&#x017F;itz gegeben wird. Auch hiervon kom-<lb/>
men Bei&#x017F;piele in der europa&#x0364;i&#x017F;chen Staatenge&#x017F;chichte vor.<lb/>
Als man in den Streitigkeiten zwi&#x017F;chen Polen und<lb/>
Kurbrandenburg wegen Elbingen verlangte, daß vor<lb/>
Angehung der Tractaten, die&#x017F;e Stadt zufo&#x0364;rder&#x017F;t re&#x017F;ti-<lb/>
tuirt werden &#x017F;olte, wolte Kurbrandenburg &#x017F;ich die&#x017F;es<lb/>
nicht gefallen la&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;ondern allenfals die Stadt den<lb/>
Mediatorn als ein Seqve&#x017F;trum ein&#x017F;tweilen einra&#x0364;u-<lb/>
men <hi rendition="#aq"><hi rendition="#sup">b</hi></hi>]. Dem Ko&#x0364;nig von Preu&#x017F;&#x017F;en wurde 1713. von<lb/>
den nordi&#x017F;chen Alliirten das von Schweden eroberte<lb/>
Stettin in Seqve&#x017F;tration gegeben <hi rendition="#aq"><hi rendition="#sup">c</hi></hi>].</p><lb/>
            <note place="end" n="a]">Ein in den bu&#x0364;rgerlichen Ge&#x017F;etzen vorkommendes &#x017F;ogenan-<lb/>
tes <hi rendition="#aq">&#x017F;eque&#x017F;trum nece&#x017F;&#x017F;arium,</hi> findet untern Vo&#x0364;lkern ei-<lb/>
gentlich nicht Statt, da &#x017F;ie hier keinen ho&#x0364;hern Richter<lb/>
u&#x0364;ber &#x017F;ich erkennen. Gleichwohl wurde unter den Con-<lb/>
trahenten u&#x0364;ber die &#x017F;pani&#x017F;che Erbfolge 1698. fe&#x017F;tge&#x017F;etzt:<lb/><hi rendition="#aq">que &#x017F;i l&#x2019;Empereur, le roi des Romains ou l&#x2019;Electeur<lb/>
de Bavière refu&#x017F;ent d&#x2019;y entrer, les deux Seigneurs<lb/>
Rois et les Seigneurs Etats Généraux empêcheront</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">le</hi></fw><lb/></note>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[157/0171] und eingeſchraͤnkten Eigenthum der Lande. c] de reſter dans la poſſeſſion de la fortreſſe de Choczim — comme d’vn depot neutre auſſi longtems et jusqu’à ce que la paix ſera conclue entre la Ruſſie et la Porte. de Martens Recueil des traités T. III. p. 171. M. vergl. den Definitivfrieden v. 4. Aug. 1791. Art. 5. im Polit. Journ. Septbr. 1791. S. 946. §. 7. Seqveſtration. Eine mit der vorigen verwandte Beſitzart ohne Ei- genthum iſt die Scqveſtration, wenn ein zwiſchen mehrern im Streite befangenes Land einem dritten bis zu Austrag der Sache, mit Einwilligung der Theil- haber a], in Beſitz gegeben wird. Auch hiervon kom- men Beiſpiele in der europaͤiſchen Staatengeſchichte vor. Als man in den Streitigkeiten zwiſchen Polen und Kurbrandenburg wegen Elbingen verlangte, daß vor Angehung der Tractaten, dieſe Stadt zufoͤrderſt reſti- tuirt werden ſolte, wolte Kurbrandenburg ſich dieſes nicht gefallen laſſen, ſondern allenfals die Stadt den Mediatorn als ein Seqveſtrum einſtweilen einraͤu- men b]. Dem Koͤnig von Preuſſen wurde 1713. von den nordiſchen Alliirten das von Schweden eroberte Stettin in Seqveſtration gegeben c]. a] Ein in den buͤrgerlichen Geſetzen vorkommendes ſogenan- tes ſequeſtrum neceſſarium, findet untern Voͤlkern ei- gentlich nicht Statt, da ſie hier keinen hoͤhern Richter uͤber ſich erkennen. Gleichwohl wurde unter den Con- trahenten uͤber die ſpaniſche Erbfolge 1698. feſtgeſetzt: que ſi l’Empereur, le roi des Romains ou l’Electeur de Bavière refuſent d’y entrer, les deux Seigneurs Rois et les Seigneurs Etats Généraux empêcheront le

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht02_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht02_1792/171
Zitationshilfe: Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht02_1792/171>, abgerufen am 24.11.2024.