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Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792.

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Vom gemeinsch. u. geteilten, unvolkommenen
durch die beständige Gewonheit mehrerer Jahrhunderte
genehmigt worden ist. Der ietzige König von Sicilien
Ferdinand IV. hat es selbst zu beobachten durch Sr.
Eminenz den Kardinal Dominicus Orseici, der zu diesem
Ende besonders deputirt worden, versprochen, welcher
im Namen des besagten Königs Ferdinand volkomnes
Homagium, Unterwürfigkeit und Vasallenpflicht gegen
Clemens XIII. heiligen Andenks leistete und unter andern
auf das Gewissen seines Herrn schwor, er wolle iähr-
lich alle Bedingungen, die in den Briefen der Päpste
glückseligen Andenkens, Julius II. Leo X. und anderer
römischer Päpste und besonders Clemens XII. bey Ge-
legenheit der Belehnung und Investitur besagter Reiche
und Länder enthalten sind, so wie auch alle umständlich
darinn angeführte Clauseln erfüllen und sich zu keiner
Zeit derselben weigern, so wie er denn auch würklich
allem in den vorigen Jahren volkommen Gnüge geleistet
hat. Da nun im gegenwärtigen Jahre besagter König
Ferdinand die erwähnten Pflichtleistungen gänzlich unter-
lassen hat; so protestire ich als Generalfiscal Päpstl.
Heiligkeit und der apostolischen Kammer fest und feier-
lich gegen diese Unterlassung etc. -- Von Seiten Nea-
pels wurde eine Gegenprotestation eingelegt. [Nieder-
Elb. Magazin
August 1788. S. 914. u. 979.]
Auch erließ der Papst unterm 9. Jul. 1788. ein Breve
an den König von Neapel mit der Aeusserung: daß wir
eine Handlung hergestelt wünschen, die durch den Besitz
so vieler Jahrhunderte geheiligt, durch die heiligsten
Bande garantirt, von den Vorfahren verlangt und mit
einem Eide bestätigt und von Ew. Maj. selbst durch die
ruhige Beobachtung während einer Reihe von Jahren
anerkant worden ist. A. a. O. October 1788. S. 1139.
Dagegen führte der König von Neapel in dem Ant-
wortschreiben vom 20. Jul. an: Man weiß aus der
Geschichte, wie der heilige Stuhl damit [mit der Lehns-

Vom gemeinſch. u. geteilten, unvolkommenen
durch die beſtaͤndige Gewonheit mehrerer Jahrhunderte
genehmigt worden iſt. Der ietzige Koͤnig von Sicilien
Ferdinand IV. hat es ſelbſt zu beobachten durch Sr.
Eminenz den Kardinal Dominicus Orſeici, der zu dieſem
Ende beſonders deputirt worden, verſprochen, welcher
im Namen des beſagten Koͤnigs Ferdinand volkomnes
Homagium, Unterwuͤrfigkeit und Vaſallenpflicht gegen
Clemens XIII. heiligen Andenks leiſtete und unter andern
auf das Gewiſſen ſeines Herrn ſchwor, er wolle iaͤhr-
lich alle Bedingungen, die in den Briefen der Paͤpſte
gluͤckſeligen Andenkens, Julius II. Leo X. und anderer
roͤmiſcher Paͤpſte und beſonders Clemens XII. bey Ge-
legenheit der Belehnung und Inveſtitur beſagter Reiche
und Laͤnder enthalten ſind, ſo wie auch alle umſtaͤndlich
darinn angefuͤhrte Clauſeln erfuͤllen und ſich zu keiner
Zeit derſelben weigern, ſo wie er denn auch wuͤrklich
allem in den vorigen Jahren volkommen Gnuͤge geleiſtet
hat. Da nun im gegenwaͤrtigen Jahre beſagter Koͤnig
Ferdinand die erwaͤhnten Pflichtleiſtungen gaͤnzlich unter-
laſſen hat; ſo proteſtire ich als Generalfiſcal Paͤpſtl.
Heiligkeit und der apoſtoliſchen Kammer feſt und feier-
lich gegen dieſe Unterlaſſung ꝛc. — Von Seiten Nea-
pels wurde eine Gegenproteſtation eingelegt. [Nieder-
Elb. Magazin
Auguſt 1788. S. 914. u. 979.]
Auch erließ der Papſt unterm 9. Jul. 1788. ein Breve
an den Koͤnig von Neapel mit der Aeuſſerung: daß wir
eine Handlung hergeſtelt wuͤnſchen, die durch den Beſitz
ſo vieler Jahrhunderte geheiligt, durch die heiligſten
Bande garantirt, von den Vorfahren verlangt und mit
einem Eide beſtaͤtigt und von Ew. Maj. ſelbſt durch die
ruhige Beobachtung waͤhrend einer Reihe von Jahren
anerkant worden iſt. A. a. O. October 1788. S. 1139.
Dagegen fuͤhrte der Koͤnig von Neapel in dem Ant-
wortſchreiben vom 20. Jul. an: Man weiß aus der
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[164/0178] Vom gemeinſch. u. geteilten, unvolkommenen f] durch die beſtaͤndige Gewonheit mehrerer Jahrhunderte genehmigt worden iſt. Der ietzige Koͤnig von Sicilien Ferdinand IV. hat es ſelbſt zu beobachten durch Sr. Eminenz den Kardinal Dominicus Orſeici, der zu dieſem Ende beſonders deputirt worden, verſprochen, welcher im Namen des beſagten Koͤnigs Ferdinand volkomnes Homagium, Unterwuͤrfigkeit und Vaſallenpflicht gegen Clemens XIII. heiligen Andenks leiſtete und unter andern auf das Gewiſſen ſeines Herrn ſchwor, er wolle iaͤhr- lich alle Bedingungen, die in den Briefen der Paͤpſte gluͤckſeligen Andenkens, Julius II. Leo X. und anderer roͤmiſcher Paͤpſte und beſonders Clemens XII. bey Ge- legenheit der Belehnung und Inveſtitur beſagter Reiche und Laͤnder enthalten ſind, ſo wie auch alle umſtaͤndlich darinn angefuͤhrte Clauſeln erfuͤllen und ſich zu keiner Zeit derſelben weigern, ſo wie er denn auch wuͤrklich allem in den vorigen Jahren volkommen Gnuͤge geleiſtet hat. Da nun im gegenwaͤrtigen Jahre beſagter Koͤnig Ferdinand die erwaͤhnten Pflichtleiſtungen gaͤnzlich unter- laſſen hat; ſo proteſtire ich als Generalfiſcal Paͤpſtl. Heiligkeit und der apoſtoliſchen Kammer feſt und feier- lich gegen dieſe Unterlaſſung ꝛc. — Von Seiten Nea- pels wurde eine Gegenproteſtation eingelegt. [Nieder- Elb. Magazin Auguſt 1788. S. 914. u. 979.] Auch erließ der Papſt unterm 9. Jul. 1788. ein Breve an den Koͤnig von Neapel mit der Aeuſſerung: daß wir eine Handlung hergeſtelt wuͤnſchen, die durch den Beſitz ſo vieler Jahrhunderte geheiligt, durch die heiligſten Bande garantirt, von den Vorfahren verlangt und mit einem Eide beſtaͤtigt und von Ew. Maj. ſelbſt durch die ruhige Beobachtung waͤhrend einer Reihe von Jahren anerkant worden iſt. A. a. O. October 1788. S. 1139. Dagegen fuͤhrte der Koͤnig von Neapel in dem Ant- wortſchreiben vom 20. Jul. an: Man weiß aus der Geſchichte, wie der heilige Stuhl damit [mit der Lehns- gerech-

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Zitationshilfe: Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht02_1792/178>, abgerufen am 15.05.2024.