Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792.und eingeschränkten Eigenthum der Lande. lichen Stuhle, zwischen beiden Theilen neuerlich ent-standenen Streitigkeiten bemerkt zu werden, indem der König von Neapel nicht eben die Lehnbarkeit selbst abläug- net, sondern sich nur weigert, die deshalb bisher ge- wönlich gewesene Entrichtung des Zelters und der 7000 Ducaten, wie der Papst verlangt, als einen Tribut ab- zutragen, sondern sie als ein freiwilliges Geschenk und Almosen für die päpstliche Kammer angesehn wissen will. Diese Ceremonie war bisher, bey eingetretenen Irrungen zwischen beiden Höfen, verschiedentlich ausgesetzt, aber nicht für immer verweigert worden [Mosers Versuch 5. Th. S. 176. ff.]. In der Protestation, welche der päpftliche Fiscal gegen die dermalige Verweigerung 1788. eingelegt hat, heißt es: "Unter den Rechten des heiligen Stuhls und der apostolischen Kammer ist keines, welches klärer und sicherer erwiesen wäre, als das Recht von dem Könige von Sicilien iährlich am Tage vor dem Feste der heiligen Apostel Peter und Paul, oder auch an diesem Feste selbst, mit den gewönlichen Feierlichkeiten und Formalitäten die Bezahlung eines Tributs von 7000 goldenen Ducaten an die Kammer, und die Uebergabe eines weissen anständig geschmückten Pferdes zur Anerkennung der höchsten, wahren und un- mittelbaren Oberherrschaft zu fodern, welche der aposto- lische Stuhl über das Königreich Sicilien und das ganze Land ienseits des Leuchtthurms bis an die Grenzen des Kirchenstaats besitzt. Dies Recht ward besonders zur Zeit der sehr bekanten Belehnung festgesetzt, die Papst Julius II. heiligsten Andenkens, und seine andern Vor- fahren und Nachfolger ertheilten, und ward im Jahre 1734. auf Anhalten Philips V. Königs von Spanien und Karls, Infanten von Spanien bestätiget, der es auch noch nachmals durch sein zu Portici bey Neapolis den 9. April 1739. datirtes Schreiben an Clemens XII. heiligen Andenkens, ratificirte; welches Recht denn auch L 2
und eingeſchraͤnkten Eigenthum der Lande. lichen Stuhle, zwiſchen beiden Theilen neuerlich ent-ſtandenen Streitigkeiten bemerkt zu werden, indem der Koͤnig von Neapel nicht eben die Lehnbarkeit ſelbſt ablaͤug- net, ſondern ſich nur weigert, die deshalb bisher ge- woͤnlich geweſene Entrichtung des Zelters und der 7000 Ducaten, wie der Papſt verlangt, als einen Tribut ab- zutragen, ſondern ſie als ein freiwilliges Geſchenk und Almoſen fuͤr die paͤpſtliche Kammer angeſehn wiſſen will. Dieſe Ceremonie war bisher, bey eingetretenen Irrungen zwiſchen beiden Hoͤfen, verſchiedentlich ausgeſetzt, aber nicht fuͤr immer verweigert worden [Moſers Verſuch 5. Th. S. 176. ff.]. In der Proteſtation, welche der paͤpftliche Fiſcal gegen die dermalige Verweigerung 1788. eingelegt hat, heißt es: „Unter den Rechten des heiligen Stuhls und der apoſtoliſchen Kammer iſt keines, welches klaͤrer und ſicherer erwieſen waͤre, als das Recht von dem Koͤnige von Sicilien iaͤhrlich am Tage vor dem Feſte der heiligen Apoſtel Peter und Paul, oder auch an dieſem Feſte ſelbſt, mit den gewoͤnlichen Feierlichkeiten und Formalitaͤten die Bezahlung eines Tributs von 7000 goldenen Ducaten an die Kammer, und die Uebergabe eines weiſſen anſtaͤndig geſchmuͤckten Pferdes zur Anerkennung der hoͤchſten, wahren und un- mittelbaren Oberherrſchaft zu fodern, welche der apoſto- liſche Stuhl uͤber das Koͤnigreich Sicilien und das ganze Land ienſeits des Leuchtthurms bis an die Grenzen des Kirchenſtaats beſitzt. Dies Recht ward beſonders zur Zeit der ſehr bekanten Belehnung feſtgeſetzt, die Papſt Julius II. heiligſten Andenkens, und ſeine andern Vor- fahren und Nachfolger ertheilten, und ward im Jahre 1734. auf Anhalten Philips V. Koͤnigs von Spanien und Karls, Infanten von Spanien beſtaͤtiget, der es auch noch nachmals durch ſein zu Portici bey Neapolis den 9. April 1739. datirtes Schreiben an Clemens XII. heiligen Andenkens, ratificirte; welches Recht denn auch L 2
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und eingeſchraͤnkten Eigenthum der Lande.
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lichen Stuhle, zwiſchen beiden Theilen neuerlich ent-
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Koͤnig von Neapel nicht eben die Lehnbarkeit ſelbſt ablaͤug-
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woͤnlich geweſene Entrichtung des Zelters und der 7000
Ducaten, wie der Papſt verlangt, als einen Tribut ab-
zutragen, ſondern ſie als ein freiwilliges Geſchenk und
Almoſen fuͤr die paͤpſtliche Kammer angeſehn wiſſen will.
Dieſe Ceremonie war bisher, bey eingetretenen Irrungen
zwiſchen beiden Hoͤfen, verſchiedentlich ausgeſetzt, aber
nicht fuͤr immer verweigert worden [Moſers Verſuch
5. Th. S. 176. ff.]. In der Proteſtation, welche
der paͤpftliche Fiſcal gegen die dermalige Verweigerung
1788. eingelegt hat, heißt es: „Unter den Rechten
des heiligen Stuhls und der apoſtoliſchen Kammer iſt
keines, welches klaͤrer und ſicherer erwieſen waͤre, als
das Recht von dem Koͤnige von Sicilien iaͤhrlich am
Tage vor dem Feſte der heiligen Apoſtel Peter und Paul,
oder auch an dieſem Feſte ſelbſt, mit den gewoͤnlichen
Feierlichkeiten und Formalitaͤten die Bezahlung eines
Tributs von 7000 goldenen Ducaten an die Kammer,
und die Uebergabe eines weiſſen anſtaͤndig geſchmuͤckten
Pferdes zur Anerkennung der hoͤchſten, wahren und un-
mittelbaren Oberherrſchaft zu fodern, welche der apoſto-
liſche Stuhl uͤber das Koͤnigreich Sicilien und das ganze
Land ienſeits des Leuchtthurms bis an die Grenzen des
Kirchenſtaats beſitzt. Dies Recht ward beſonders zur
Zeit der ſehr bekanten Belehnung feſtgeſetzt, die Papſt
Julius II. heiligſten Andenkens, und ſeine andern Vor-
fahren und Nachfolger ertheilten, und ward im Jahre
1734. auf Anhalten Philips V. Koͤnigs von Spanien
und Karls, Infanten von Spanien beſtaͤtiget, der es
auch noch nachmals durch ſein zu Portici bey Neapolis
den 9. April 1739. datirtes Schreiben an Clemens XII.
heiligen Andenkens, ratificirte; welches Recht denn auch
durch
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