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Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792.

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Von d. Rechten der Nazionen gegen einander
Ueberzeugung des Unrechts, oder aus andern Grün-
den e] dazu bewogen werden; denn es kann auch das
Volk zu weit gehn und die Unterstützung der Oberher-
schaft rathsamer seyn. Deshalb darf man die auswär-
tigen Nazionen noch nicht als Richter dieser Irrungen
ansehn, indem sie die beiderseitigen Gründe an ihren
Ort gestelt seyn lassen f]. Daß übrigens die Anerken-
nung der völligen Unabhängigkeit, wo es darauf abge-
sehn ist, von Rechtswegen nicht eher erfolgen solle, als
bis die vorige Oberherschaft sie genehmigt, habe ich
schon im ersten Theile erinnert. Gegen die Uebernahme
einer blossen Vermittelung läßt sich noch weniger ein-
wenden, zumal wenn sie auf Ersuchen beider Theile
geschieht.

a] Wolff I. G. c. 2. §. 258. Schrodt Syst. I. G. P. I.
c. 2. §. 13. seqq.

Alb. Gentilis diss. de potestate principis absoluta et
de vi civium in regem semper iniusta. Lond.

1605.
b] Grotius L. II. c. 25. §. 8. Er sagt, wenn man
auch dem Volke wegen seiner Verbindlichkeit gegen die
Oberherschaft kein Widerspruchsrecht zugestehn könte, so
hinderte diese doch andere Nazionen nicht, sich seiner Be-
drückungen anzunehmen, so wie der Vormund den Mün-
del zu vertheidigen befugt sey. Vergl. Grotius L. I.
c.
4.
c] De violatione pacti regii quando queritur, opus non
est vt per modum sollemnis iudicii, a populo forte
constituti de eadem cognoscatur id quod recte fieri
non potest. Sed sufficit publica per iustas-querelas
accusatio, sufficit illa, quae in ipsis rerum monumen-
tis latet facti aut agnitio aut probatio, sufficit deni-
que sententiae, quam iudicium mentis eorum, qui
oppressionem patiuntur, efformat solennis pronuncia-
tio, vt obsequium male imperanti renuncietur. Io.

Von d. Rechten der Nazionen gegen einander
Ueberzeugung des Unrechts, oder aus andern Gruͤn-
den e] dazu bewogen werden; denn es kann auch das
Volk zu weit gehn und die Unterſtuͤtzung der Oberher-
ſchaft rathſamer ſeyn. Deshalb darf man die auswaͤr-
tigen Nazionen noch nicht als Richter dieſer Irrungen
anſehn, indem ſie die beiderſeitigen Gruͤnde an ihren
Ort geſtelt ſeyn laſſen f]. Daß uͤbrigens die Anerken-
nung der voͤlligen Unabhaͤngigkeit, wo es darauf abge-
ſehn iſt, von Rechtswegen nicht eher erfolgen ſolle, als
bis die vorige Oberherſchaft ſie genehmigt, habe ich
ſchon im erſten Theile erinnert. Gegen die Uebernahme
einer bloſſen Vermittelung laͤßt ſich noch weniger ein-
wenden, zumal wenn ſie auf Erſuchen beider Theile
geſchieht.

a] Wolff I. G. c. 2. §. 258. Schrodt Syſt. I. G. P. I.
c. 2. §. 13. ſeqq.

Alb. Gentilis diſſ. de poteſtate principis abſoluta et
de vi civium in regem ſemper iniuſta. Lond.

1605.
b] Grotius L. II. c. 25. §. 8. Er ſagt, wenn man
auch dem Volke wegen ſeiner Verbindlichkeit gegen die
Oberherſchaft kein Widerſpruchsrecht zugeſtehn koͤnte, ſo
hinderte dieſe doch andere Nazionen nicht, ſich ſeiner Be-
druͤckungen anzunehmen, ſo wie der Vormund den Muͤn-
del zu vertheidigen befugt ſey. Vergl. Grotius L. I.
c.
4.
c] De violatione pacti regii quando queritur, opus non
eſt vt per modum ſollemnis iudicii, a populo forte
conſtituti de eadem cognoſcatur id quod recte fieri
non poteſt. Sed ſufficit publica per iuſtas-querelas
accuſatio, ſufficit illa, quae in ipſis rerum monumen-
tis latet facti aut agnitio aut probatio, ſufficit deni-
que ſententiae, quam iudicium mentis eorum, qui
oppreſſionem patiuntur, efformat ſolennis pronuncia-
tio, vt obſequium male imperanti renuncietur. Io.

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[288/0302] Von d. Rechten der Nazionen gegen einander Ueberzeugung des Unrechts, oder aus andern Gruͤn- den e] dazu bewogen werden; denn es kann auch das Volk zu weit gehn und die Unterſtuͤtzung der Oberher- ſchaft rathſamer ſeyn. Deshalb darf man die auswaͤr- tigen Nazionen noch nicht als Richter dieſer Irrungen anſehn, indem ſie die beiderſeitigen Gruͤnde an ihren Ort geſtelt ſeyn laſſen f]. Daß uͤbrigens die Anerken- nung der voͤlligen Unabhaͤngigkeit, wo es darauf abge- ſehn iſt, von Rechtswegen nicht eher erfolgen ſolle, als bis die vorige Oberherſchaft ſie genehmigt, habe ich ſchon im erſten Theile erinnert. Gegen die Uebernahme einer bloſſen Vermittelung laͤßt ſich noch weniger ein- wenden, zumal wenn ſie auf Erſuchen beider Theile geſchieht. a] Wolff I. G. c. 2. §. 258. Schrodt Syſt. I. G. P. I. c. 2. §. 13. ſeqq. Alb. Gentilis diſſ. de poteſtate principis abſoluta et de vi civium in regem ſemper iniuſta. Lond. 1605. b] Grotius L. II. c. 25. §. 8. Er ſagt, wenn man auch dem Volke wegen ſeiner Verbindlichkeit gegen die Oberherſchaft kein Widerſpruchsrecht zugeſtehn koͤnte, ſo hinderte dieſe doch andere Nazionen nicht, ſich ſeiner Be- druͤckungen anzunehmen, ſo wie der Vormund den Muͤn- del zu vertheidigen befugt ſey. Vergl. Grotius L. I. c. 4. c] De violatione pacti regii quando queritur, opus non eſt vt per modum ſollemnis iudicii, a populo forte conſtituti de eadem cognoſcatur id quod recte fieri non poteſt. Sed ſufficit publica per iuſtas-querelas accuſatio, ſufficit illa, quae in ipſis rerum monumen- tis latet facti aut agnitio aut probatio, ſufficit deni- que ſententiae, quam iudicium mentis eorum, qui oppreſſionem patiuntur, efformat ſolennis pronuncia- tio, vt obſequium male imperanti renuncietur. Io. Phil.

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Zitationshilfe: Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht02_1792/302>, abgerufen am 24.11.2024.