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Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792.

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Von Antritt und Endigung der Regierung.
erkennung verweigert haben d]; und daß diese erst in
der Folge zuweilen durch Krieg, in den darauf gefolg-
ten Friedensschlüssen bewürkt werden müssen e]. Wenn
diese nicht erfolgen will, pflegt der andere Theil sich
aller diensamen Mittel, als Anfangs Vorstellungen,
Negociationen, Drohungen und am Ende gar Gewalt
zu bedienen f]. Auch haben schon dritte dabey inter-
essirte Nazionen sich bemüht, die Anerkennung zu er-
halten g], oder von andern verlangt, daß sie einen
gewissen Regenten nicht erkennen möchten h].

a] In Patrimonialreichen erkennt man, nach Neyrons
Meinung, iedoch ohne Bedenken den Regenten, welcher
sich im Besitz befindet, ohne zu untersuchen, wie er auf
den Thron gekommen. Neyron principes du droit
d. g. C. III. Art.
6. §. 94.
b] de Martens precis L. III. c. 2. §. 59.
c] s. oben 2. Kap. §. 5. u. 12.
d] Mosers Grundsätze in Frz. S. 100. Dessen Beitr.
in Frz. 1. Th. S. 256. u. 329. erste Grundlehren
S. 37. Dies ist unter andern bey den teutschen Kai-
ser- und Königswahlen öfters vorgekommen. Den römi-
schen König Ferdinand III. wolte Frankreich nicht erken-
nen, weil der gefangene Kurfürst von Trier und der ge-
ächtete Kurfürst von der Pfalz bey der Wahl ausgeschlos-
sen gewesen. Eben so wolte es Kaiser Karl VI. nicht
erkennen, weil die in der Acht befindlichen Kurfürsten
von Köln und Baiern an der Wahl keinen Theil genom-
men hatten. Auch Franz I. wolte von dieser Krone
nicht erkant werden, weil sie mit dessen Gemalin im
Krieg war. Spanien- und Sicilien wolten ihn gleich-
fals nicht erkennen etc. Mosers ausw. Staatsr. S. 8.
u. 40. Dessen Beiträge in Frz. 1. Th. S. 330.
341. ff.
e] So genehmigte unter andern Frankreich im Utrechter
Frieden mit Savoyen 1713. Art. 5. die spanische Ab-
Günth. Völk. R. 2. B. E e

Von Antritt und Endigung der Regierung.
erkennung verweigert haben d]; und daß dieſe erſt in
der Folge zuweilen durch Krieg, in den darauf gefolg-
ten Friedensſchluͤſſen bewuͤrkt werden muͤſſen e]. Wenn
dieſe nicht erfolgen will, pflegt der andere Theil ſich
aller dienſamen Mittel, als Anfangs Vorſtellungen,
Negociationen, Drohungen und am Ende gar Gewalt
zu bedienen f]. Auch haben ſchon dritte dabey inter-
eſſirte Nazionen ſich bemuͤht, die Anerkennung zu er-
halten g], oder von andern verlangt, daß ſie einen
gewiſſen Regenten nicht erkennen moͤchten h].

a] In Patrimonialreichen erkennt man, nach Neyrons
Meinung, iedoch ohne Bedenken den Regenten, welcher
ſich im Beſitz befindet, ohne zu unterſuchen, wie er auf
den Thron gekommen. Neyron principes du droit
d. g. C. III. Art.
6. §. 94.
b] de Martens précis L. III. c. 2. §. 59.
c] ſ. oben 2. Kap. §. 5. u. 12.
d] Moſers Grundſaͤtze in Frz. S. 100. Deſſen Beitr.
in Frz. 1. Th. S. 256. u. 329. erſte Grundlehren
S. 37. Dies iſt unter andern bey den teutſchen Kai-
ſer- und Koͤnigswahlen oͤfters vorgekommen. Den roͤmi-
ſchen Koͤnig Ferdinand III. wolte Frankreich nicht erken-
nen, weil der gefangene Kurfuͤrſt von Trier und der ge-
aͤchtete Kurfuͤrſt von der Pfalz bey der Wahl ausgeſchloſ-
ſen geweſen. Eben ſo wolte es Kaiſer Karl VI. nicht
erkennen, weil die in der Acht befindlichen Kurfuͤrſten
von Koͤln und Baiern an der Wahl keinen Theil genom-
men hatten. Auch Franz I. wolte von dieſer Krone
nicht erkant werden, weil ſie mit deſſen Gemalin im
Krieg war. Spanien- und Sicilien wolten ihn gleich-
fals nicht erkennen ꝛc. Moſers ausw. Staatsr. S. 8.
u. 40. Deſſen Beitraͤge in Frz. 1. Th. S. 330.
341. ff.
e] So genehmigte unter andern Frankreich im Utrechter
Frieden mit Savoyen 1713. Art. 5. die ſpaniſche Ab-
Guͤnth. Voͤlk. R. 2. B. E e
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[433/0447] Von Antritt und Endigung der Regierung. erkennung verweigert haben d]; und daß dieſe erſt in der Folge zuweilen durch Krieg, in den darauf gefolg- ten Friedensſchluͤſſen bewuͤrkt werden muͤſſen e]. Wenn dieſe nicht erfolgen will, pflegt der andere Theil ſich aller dienſamen Mittel, als Anfangs Vorſtellungen, Negociationen, Drohungen und am Ende gar Gewalt zu bedienen f]. Auch haben ſchon dritte dabey inter- eſſirte Nazionen ſich bemuͤht, die Anerkennung zu er- halten g], oder von andern verlangt, daß ſie einen gewiſſen Regenten nicht erkennen moͤchten h]. a] In Patrimonialreichen erkennt man, nach Neyrons Meinung, iedoch ohne Bedenken den Regenten, welcher ſich im Beſitz befindet, ohne zu unterſuchen, wie er auf den Thron gekommen. Neyron principes du droit d. g. C. III. Art. 6. §. 94. b] de Martens précis L. III. c. 2. §. 59. c] ſ. oben 2. Kap. §. 5. u. 12. d] Moſers Grundſaͤtze in Frz. S. 100. Deſſen Beitr. in Frz. 1. Th. S. 256. u. 329. erſte Grundlehren S. 37. Dies iſt unter andern bey den teutſchen Kai- ſer- und Koͤnigswahlen oͤfters vorgekommen. Den roͤmi- ſchen Koͤnig Ferdinand III. wolte Frankreich nicht erken- nen, weil der gefangene Kurfuͤrſt von Trier und der ge- aͤchtete Kurfuͤrſt von der Pfalz bey der Wahl ausgeſchloſ- ſen geweſen. Eben ſo wolte es Kaiſer Karl VI. nicht erkennen, weil die in der Acht befindlichen Kurfuͤrſten von Koͤln und Baiern an der Wahl keinen Theil genom- men hatten. Auch Franz I. wolte von dieſer Krone nicht erkant werden, weil ſie mit deſſen Gemalin im Krieg war. Spanien- und Sicilien wolten ihn gleich- fals nicht erkennen ꝛc. Moſers ausw. Staatsr. S. 8. u. 40. Deſſen Beitraͤge in Frz. 1. Th. S. 330. 341. ff. e] So genehmigte unter andern Frankreich im Utrechter Frieden mit Savoyen 1713. Art. 5. die ſpaniſche Ab- tretung Guͤnth. Voͤlk. R. 2. B. E e

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Zitationshilfe: Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792, S. 433. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht02_1792/447>, abgerufen am 22.11.2024.