droit de demander la restitution d'Antigoa etc. sagen die französischen Commissarien gegen Grosbritannien in angez. Memoires T. I. P. 1. p. 316.
*] Man vergleiche Io. Henr. Feltz diss. Excerpta controversiarum illustr. de rebus pro derelictis habitis, Argent. 1708. Sam. Fr. Willenberg diss. de rebus pro derelictis habi- tis in Exercit. Sabath. T. II. n. 14. Dan. Fr. Hoheisel diss. de sundamentis in doctrina de praescr. et derelictione gentium tacita, Hal. 1723. Io. van Alphen diss. de rebus pro derelictis habitis, Traj. 1733. 4.
§. 38. Vermuthliche Verlassung eines Landes.
Niemand kann in der Regel wider Willen gezwun- gen werden, sein Eigenthum aufzugeben, und es ist eine offenbare Beleidigung der Eigenthumsrechte, wenn ein Volk auf solche Art von dem Besitz eines Landes verdrängt wird a]. Jedoch sind verschiedene Völker- rechtslehrer der Meinung, daß wenigstens ein nachher erfolgtes Aufgeben [derelictio superveniens] zu ver- muthen sey, wenn der vorige Eigenthümer den unrecht- mässigen Erwerber viele Jahre im ruhigen und ungestör- ten Besitz läßt b]. Sie nehmen eine solche vermuthliche Auflassung [derelictio praesumta] des Eigenthums als den Grund der Erwerbung durch die sogenannte Ver- iährung an c]. Da aber in diesem Falle die, wenn auch nur stilschweigende, Einwilligung des vorigen Be- sitzers nöthig ist, wenn der neue ein rechtmässiges Ei- genthum erlangen soll, die ursprünglichen Erwerbsar- ten hingegen weiter nichts, als die Besitzergreifung er- fodern; so gehört der Erwerb durch langwierigen Be-
sitz
Von dem Eigenthum und Gebiete der Voͤlker
droit de demander la reſtitution d’Antigoa etc. ſagen die franzoͤſiſchen Commiſſarien gegen Grosbritannien in angez. Memoires T. I. P. 1. p. 316.
*] Man vergleiche Io. Henr. Feltz diſſ. Excerpta controverſiarum illuſtr. de rebus pro derelictis habitis, Argent. 1708. Sam. Fr. Willenberg diſſ. de rebus pro derelictis habi- tis in Exercit. Sabath. T. II. n. 14. Dan. Fr. Hoheiſel diſſ. de ſundamentis in doctrina de praeſcr. et derelictione gentium tacita, Hal. 1723. Io. van Alphen diſſ. de rebus pro derelictis habitis, Traj. 1733. 4.
§. 38. Vermuthliche Verlaſſung eines Landes.
Niemand kann in der Regel wider Willen gezwun- gen werden, ſein Eigenthum aufzugeben, und es iſt eine offenbare Beleidigung der Eigenthumsrechte, wenn ein Volk auf ſolche Art von dem Beſitz eines Landes verdraͤngt wird a]. Jedoch ſind verſchiedene Voͤlker- rechtslehrer der Meinung, daß wenigſtens ein nachher erfolgtes Aufgeben [derelictio ſuperveniens] zu ver- muthen ſey, wenn der vorige Eigenthuͤmer den unrecht- maͤſſigen Erwerber viele Jahre im ruhigen und ungeſtoͤr- ten Beſitz laͤßt b]. Sie nehmen eine ſolche vermuthliche Auflaſſung [derelictio praeſumta] des Eigenthums als den Grund der Erwerbung durch die ſogenannte Ver- iaͤhrung an c]. Da aber in dieſem Falle die, wenn auch nur ſtilſchweigende, Einwilligung des vorigen Be- ſitzers noͤthig iſt, wenn der neue ein rechtmaͤſſiges Ei- genthum erlangen ſoll, die urſpruͤnglichen Erwerbsar- ten hingegen weiter nichts, als die Beſitzergreifung er- fodern; ſo gehoͤrt der Erwerb durch langwierigen Be-
ſitz
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Von dem Eigenthum und Gebiete der Voͤlker
d]
droit de demander la reſtitution d’Antigoa etc. ſagen
die franzoͤſiſchen Commiſſarien gegen Grosbritannien in
angez. Memoires T. I. P. 1. p. 316.
*] Man vergleiche
Io. Henr. Feltz diſſ. Excerpta controverſiarum illuſtr.
de rebus pro derelictis habitis, Argent. 1708.
Sam. Fr. Willenberg diſſ. de rebus pro derelictis habi-
tis in Exercit. Sabath. T. II. n. 14.
Dan. Fr. Hoheiſel diſſ. de ſundamentis in doctrina de
praeſcr. et derelictione gentium tacita, Hal. 1723.
Io. van Alphen diſſ. de rebus pro derelictis habitis,
Traj. 1733. 4.
§. 38.
Vermuthliche Verlaſſung eines Landes.
Niemand kann in der Regel wider Willen gezwun-
gen werden, ſein Eigenthum aufzugeben, und es iſt
eine offenbare Beleidigung der Eigenthumsrechte, wenn
ein Volk auf ſolche Art von dem Beſitz eines Landes
verdraͤngt wird a]. Jedoch ſind verſchiedene Voͤlker-
rechtslehrer der Meinung, daß wenigſtens ein nachher
erfolgtes Aufgeben [derelictio ſuperveniens] zu ver-
muthen ſey, wenn der vorige Eigenthuͤmer den unrecht-
maͤſſigen Erwerber viele Jahre im ruhigen und ungeſtoͤr-
ten Beſitz laͤßt b]. Sie nehmen eine ſolche vermuthliche
Auflaſſung [derelictio praeſumta] des Eigenthums
als den Grund der Erwerbung durch die ſogenannte Ver-
iaͤhrung an c]. Da aber in dieſem Falle die, wenn
auch nur ſtilſchweigende, Einwilligung des vorigen Be-
ſitzers noͤthig iſt, wenn der neue ein rechtmaͤſſiges Ei-
genthum erlangen ſoll, die urſpruͤnglichen Erwerbsar-
ten hingegen weiter nichts, als die Beſitzergreifung er-
fodern; ſo gehoͤrt der Erwerb durch langwierigen Be-
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Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht02_1792/84>, abgerufen am 17.02.2025.
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