Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.De prudentia status oeconomici. rey etc. Bey jedem hat er besondere Bücher angeführet. Im letztenCapitel hat er auch unterschiedene miscellanea. Man darff hier nur sonderlich die Bücher lesen, welche die Teutschen und Frantzosen geschrie- ben: Denn die Frantzosen haben treffliche Sachen entdeckt. Der Herr von Rohr hat auch das Römische Wesen nicht negligiret. Die Römer haben auch scriptores rei rusticae, als den Columellam, und Varronem, von welchen man wenig gute editiones hat. Denn die Gelehrten ha- ben diese Sachen nicht verstanden. Scaliger hat sie edirt, welche edition aber sehr rar. Bey dem Columella sind sonderlich viel curieuse Sachen zu finden. Man muß aber nicht dencken, daß die Römer alles zum Nutzen angeleget, denn sie waren reiche Leute, der luxus war bey ihnen, und haben sie also vieles gethan, zu ihren plaisir. De Villicatio- ne Romanorum hat Thom. Crenius einen artigen tractat geschrieben, da er gewiesen, was die Römer vor Liebhaber von der re rustica gewesen. Die vornehmsten Römer wohnten auf dem Lande, und waren tribus rusticae weit splendidiores, als urbanae. Jo. VVeizius hat auch eine arti- ge diatribam de Laudibus Vitae rusticae Romanorum geschrieben in schönen Latein. Des Heresbachii Buch de re rustica ist hier auch wohl zu ge- brauchen. Es ist der gesunden Vernunfft gemäß, daß man auf rem familiarem sonderlich sehen muß: Denn vor diesem hat man mit hundert Thalern so viel ausrichten können, als heut zu Tage kaum mit tausend Thalern, daher muß man die Dinge wohl überlegen, damit man nicht herunter kommt. Wenn auch nur einmahl ein Prof. oeconomie etabli- tet wäre, so würde es hernach gehen, wie mit dem Prof. Iuris Nat. & Gent. dergleichen man auch vor diesem nicht gehabt. Da aber einmahl der Carl Ludewig, den Puffendorff dazu machte, so ist man hernach auf anderen Universitäten bald nachgesolget. Wir wundern uns, daß die Frantzosen bessere Früchte haben, als wir, aber wir könnten es eben so zu wege bringen, wenn wir solchen Fleiß gebrauchen wollten; Wir se- hen ja, daß die Leipziger eine bessere Garten-Cultur haben, als andere. Hier brauchet man den Puff, und meynet, es sey das Wasser Schuld daran, daß die Biere nicht könnten besser gebrauet werden; Wir sehen aber daß der Manheimer viel besser, und doch eben von dem Wasser gebrauet ist. Vor diesem hat man hier kein Obst gehabt, als kleine Birn, nach- gehends aber hat man auch ander Obst sich angeschafft. Lucullus hat die Kirschen aus klein Asien nach Italien gebracht. Die mala persica kommen aus Persien, und könnte man zeigen, wie viele Früchte sonst in Europa nicht gewesen, die Aepffel de Sina sind aus China kommen, und jetzo hat man gantze Wälder davon in Portugall. In Franckreich wa- ren T 3
De prudentia ſtatus œconomici. rey ꝛc. Bey jedem hat er beſondere Buͤcher angefuͤhret. Im letztenCapitel hat er auch unterſchiedene miſcellanea. Man darff hier nur ſonderlich die Buͤcher leſen, welche die Teutſchen und Frantzoſen geſchrie- ben: Denn die Frantzoſen haben treffliche Sachen entdeckt. Der Herr von Rohr hat auch das Roͤmiſche Weſen nicht negligiret. Die Roͤmer haben auch ſcriptores rei ruſticæ, als den Columellam, und Varronem, von welchen man wenig gute editiones hat. Denn die Gelehrten ha- ben dieſe Sachen nicht verſtanden. Scaliger hat ſie edirt, welche edition aber ſehr rar. Bey dem Columella ſind ſonderlich viel curieuſe Sachen zu finden. Man muß aber nicht dencken, daß die Roͤmer alles zum Nutzen angeleget, denn ſie waren reiche Leute, der luxus war bey ihnen, und haben ſie alſo vieles gethan, zu ihren plaiſir. De Villicatio- ne Romanorum hat Thom. Crenius einen artigen tractat geſchrieben, da er gewieſen, was die Roͤmer vor Liebhaber von der re ruſtica geweſen. Die vornehmſten Roͤmer wohnten auf dem Lande, und waren tribus ruſticæ weit ſplendidiores, als urbanæ. Jo. VVeizius hat auch eine arti- ge diatribam de Laudibus Vitæ ruſticæ Romanorum geſchrieben in ſchoͤnen Latein. Des Heresbachii Buch de re ruſtica iſt hier auch wohl zu ge- brauchen. Es iſt der geſunden Vernunfft gemaͤß, daß man auf rem familiarem ſonderlich ſehen muß: Denn vor dieſem hat man mit hundert Thalern ſo viel ausrichten koͤnnen, als heut zu Tage kaum mit tauſend Thalern, daher muß man die Dinge wohl uͤberlegen, damit man nicht herunter kommt. Wenn auch nur einmahl ein Prof. œconomie etabli- tet waͤre, ſo wuͤrde es hernach gehen, wie mit dem Prof. Iuris Nat. & Gent. dergleichen man auch vor dieſem nicht gehabt. Da aber einmahl der Carl Ludewig, den Puffendorff dazu machte, ſo iſt man hernach auf anderen Univerſitaͤten bald nachgeſolget. Wir wundern uns, daß die Frantzoſen beſſere Fruͤchte haben, als wir, aber wir koͤnnten es eben ſo zu wege bringen, wenn wir ſolchen Fleiß gebrauchen wollten; Wir ſe- hen ja, daß die Leipziger eine beſſere Garten-Cultur haben, als andere. Hier brauchet man den Puff, und meynet, es ſey das Waſſer Schuld daran, daß die Biere nicht koͤnnten beſſer gebrauet werden; Wir ſehen aber daß der Manheimer viel beſſer, und doch eben von dem Waſſer gebrauet iſt. Vor dieſem hat man hier kein Obſt gehabt, als kleine Birn, nach- gehends aber hat man auch ander Obſt ſich angeſchafft. Lucullus hat die Kirſchen aus klein Aſien nach Italien gebracht. Die mala perſica kommen aus Perſien, und koͤnnte man zeigen, wie viele Fruͤchte ſonſt in Europa nicht geweſen, die Aepffel de Sina ſind aus China kommen, und jetzo hat man gantze Waͤlder davon in Portugall. In Franckreich wa- ren T 3
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rey ꝛc. Bey jedem hat er beſondere Buͤcher angefuͤhret. Im letzten
Capitel hat er auch unterſchiedene miſcellanea. Man darff hier nur
ſonderlich die Buͤcher leſen, welche die Teutſchen und Frantzoſen geſchrie-
ben: Denn die Frantzoſen haben treffliche Sachen entdeckt. Der Herr
von Rohr hat auch das Roͤmiſche Weſen nicht negligiret. Die Roͤmer
haben auch ſcriptores rei ruſticæ, als den Columellam, und Varronem,
von welchen man wenig gute editiones hat. Denn die Gelehrten ha-
ben dieſe Sachen nicht verſtanden. Scaliger hat ſie edirt, welche
edition aber ſehr rar. Bey dem Columella ſind ſonderlich viel curieuſe
Sachen zu finden. Man muß aber nicht dencken, daß die Roͤmer alles
zum Nutzen angeleget, denn ſie waren reiche Leute, der luxus war bey
ihnen, und haben ſie alſo vieles gethan, zu ihren plaiſir. De Villicatio-
ne Romanorum hat Thom. Crenius einen artigen tractat geſchrieben, da
er gewieſen, was die Roͤmer vor Liebhaber von der re ruſtica geweſen.
Die vornehmſten Roͤmer wohnten auf dem Lande, und waren tribus
ruſticæ weit ſplendidiores, als urbanæ. Jo. VVeizius hat auch eine arti-
ge diatribam de Laudibus Vitæ ruſticæ Romanorum geſchrieben in ſchoͤnen
Latein. Des Heresbachii Buch de re ruſtica iſt hier auch wohl zu ge-
brauchen. Es iſt der geſunden Vernunfft gemaͤß, daß man auf rem
familiarem ſonderlich ſehen muß: Denn vor dieſem hat man mit hundert
Thalern ſo viel ausrichten koͤnnen, als heut zu Tage kaum mit tauſend
Thalern, daher muß man die Dinge wohl uͤberlegen, damit man nicht
herunter kommt. Wenn auch nur einmahl ein Prof. œconomie etabli-
tet waͤre, ſo wuͤrde es hernach gehen, wie mit dem Prof. Iuris Nat. &
Gent. dergleichen man auch vor dieſem nicht gehabt. Da aber einmahl
der Carl Ludewig, den Puffendorff dazu machte, ſo iſt man hernach auf
anderen Univerſitaͤten bald nachgeſolget. Wir wundern uns, daß die
Frantzoſen beſſere Fruͤchte haben, als wir, aber wir koͤnnten es eben ſo
zu wege bringen, wenn wir ſolchen Fleiß gebrauchen wollten; Wir ſe-
hen ja, daß die Leipziger eine beſſere Garten-Cultur haben, als andere.
Hier brauchet man den Puff, und meynet, es ſey das Waſſer Schuld
daran, daß die Biere nicht koͤnnten beſſer gebrauet werden; Wir ſehen aber
daß der Manheimer viel beſſer, und doch eben von dem Waſſer gebrauet
iſt. Vor dieſem hat man hier kein Obſt gehabt, als kleine Birn, nach-
gehends aber hat man auch ander Obſt ſich angeſchafft. Lucullus hat
die Kirſchen aus klein Aſien nach Italien gebracht. Die mala perſica
kommen aus Perſien, und koͤnnte man zeigen, wie viele Fruͤchte ſonſt in
Europa nicht geweſen, die Aepffel de Sina ſind aus China kommen, und
jetzo hat man gantze Waͤlder davon in Portugall. In Franckreich wa-
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