Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.status circa Magistros & Magistratus inferiores. ein jeder lesen, weil viel herrliche Dinge darinnen enthalten sind. Riche-lieu hat auch studia gehabt, und ein Buch geschrieben, worinnen er den Cardinal Perron defendiret. Er hat ein Gesicht gehabt wie ein Füchs- gen. Einmahl war Richelieu kranck, und verdrießlich, zu wel- cher Zeit eben der Cardinal la Vellette, und der Hertzog Bernhard die Armee commandirten. Vallette schriebe an den König, (welchen Brief man in denen Memoires de Richelieu, darinnen lauter Staats-Briefe sind, findet,) die Armee wäre so und so postiret, ob er schlagen sollte? Der König schrieb ihm zurücke, Mons. mon Cousin, wenn ihr meynet, daß ihr schlagen könnet, so schlaget. Dergleichen Antwort hätte auch ein Bauer geben können. Woraus man sehen kan, daß Louis XIII. kei- nen Verstand gehabt. Er war ein rechter Sclav von seinem Premier- Ministre. Alles was in der Chambre war, war in Diensten des Riche- lieu, das kan man auch daraus sehen: Dem Sieur de Pontis hatte der König versprochen, so bald eine Charge aufgieng, sollte er sie ha- ben; wie nun eine Charge aufgieng, meldete er sich beym Köni- ge, der versprach ihm auch dazu zu verhelffen, da er aber aus dem Cabinet kam, sagte er: ich habe gemeynet, ihm zu helffen, aber die suf- fragia sind ungleich ausgefallen. Dieses hat der Nitter Pontis ad De- decus Louis XIII. in seinen Memoire aufgezeichnet. Denn wenn ich ein König bin, so können ja die suffragia nicht anders ausfallen, als ich will. Wenn er sich an den Richelieu addressiret, würde er eher reussiret ha- ben, welches er nachgehends gethan, und ist er avancirt. Die adjutores magnorum operum, vicarii reges lauffen auch offt Gefahr, sonderlich bey solchen Herren, die Melancholico-Sanguinei, oder Sanguineo-Melancho- lici. So ein Herr, der einen Premier-Ministre hat, wirfft alle Gnade auf einmahl auf ihn. Und wenn auch der Premier-Ministre es so ein- richtet, daß er sich nicht zu viel heraus nimmt, sondern machet, daß man immer die Marionette noch siehet, so darff nur einer einmahl kommen, und sagen: sie sind nicht König, so wird er jaloux, und wirfft ihn über den Hauffen. Wenn der Richelieu nicht gestorben, würde er ohn- fehlbar noch gefallen seyn: denn der König hat ihn schon einmahl wollen stürtzen, weil man ihn weiß gemacht, Richelieu sey sehr reich, weß- wegen der König sehr jaloux worden. Richelieu wurde kranck, und da ihn der König besuchte, so sagte Richelieu: Er wüste wohl, daß dem Kö- nig viel weiß gemachet worden, von seinem Reichthum, damit er aber sähe, daß ihn nichts daran gelegen, so wollte er ihm hiermit alle sein Vermögen schencken, ließ auch alle Juwelen hohlen, und gab sie dem König. Richelieu recuperirte seine Gesundheit, und der König wurde da- H h
ſtatus circa Magiſtros & Magiſtratus inferiores. ein jeder leſen, weil viel herrliche Dinge darinnen enthalten ſind. Riche-lieu hat auch ſtudia gehabt, und ein Buch geſchrieben, worinnen er den Cardinal Perron defendiret. Er hat ein Geſicht gehabt wie ein Fuͤchs- gen. Einmahl war Richelieu kranck, und verdrießlich, zu wel- cher Zeit eben der Cardinal la Vellette, und der Hertzog Bernhard die Armée commandirten. Vallette ſchriebe an den Koͤnig, (welchen Brief man in denen Memoires de Richelieu, darinnen lauter Staats-Briefe ſind, findet,) die Armée waͤre ſo und ſo poſtiret, ob er ſchlagen ſollte? Der Koͤnig ſchrieb ihm zuruͤcke, Monſ. mon Couſin, wenn ihr meynet, daß ihr ſchlagen koͤnnet, ſo ſchlaget. Dergleichen Antwort haͤtte auch ein Bauer geben koͤnnen. Woraus man ſehen kan, daß Louis XIII. kei- nen Verſtand gehabt. Er war ein rechter Sclav von ſeinem Premier- Miniſtre. Alles was in der Chambre war, war in Dienſten des Riche- lieu, das kan man auch daraus ſehen: Dem Sieur de Pontis hatte der Koͤnig verſprochen, ſo bald eine Charge aufgieng, ſollte er ſie ha- ben; wie nun eine Charge aufgieng, meldete er ſich beym Koͤni- ge, der verſprach ihm auch dazu zu verhelffen, da er aber aus dem Cabinet kam, ſagte er: ich habe gemeynet, ihm zu helffen, aber die ſuf- fragia ſind ungleich ausgefallen. Dieſes hat der Nitter Pontis ad De- decus Louis XIII. in ſeinen Memoire aufgezeichnet. Denn wenn ich ein Koͤnig bin, ſo koͤnnen ja die ſuffragia nicht anders ausfallen, als ich will. Wenn er ſich an den Richelieu addreſſiret, wuͤrde er eher reuſſiret ha- ben, welches er nachgehends gethan, und iſt er avancirt. Die adjutores magnorum operum, vicarii reges lauffen auch offt Gefahr, ſonderlich bey ſolchen Herren, die Melancholico-Sanguinei, oder Sanguineo-Melancho- lici. So ein Herr, der einen Premier-Miniſtre hat, wirfft alle Gnade auf einmahl auf ihn. Und wenn auch der Premier-Miniſtre es ſo ein- richtet, daß er ſich nicht zu viel heraus nimmt, ſondern machet, daß man immer die Marionette noch ſiehet, ſo darff nur einer einmahl kommen, und ſagen: ſie ſind nicht Koͤnig, ſo wird er jaloux, und wirfft ihn uͤber den Hauffen. Wenn der Richelieu nicht geſtorben, wuͤrde er ohn- fehlbar noch gefallen ſeyn: denn der Koͤnig hat ihn ſchon einmahl wollen ſtuͤrtzen, weil man ihn weiß gemacht, Richelieu ſey ſehr reich, weß- wegen der Koͤnig ſehr jaloux worden. Richelieu wurde kranck, und da ihn der Koͤnig beſuchte, ſo ſagte Richelieu: Er wuͤſte wohl, daß dem Koͤ- nig viel weiß gemachet worden, von ſeinem Reichthum, damit er aber ſaͤhe, daß ihn nichts daran gelegen, ſo wollte er ihm hiermit alle ſein Vermoͤgen ſchencken, ließ auch alle Juwelen hohlen, und gab ſie dem Koͤnig. Richelieu recuperirte ſeine Geſundheit, und der Koͤnig wurde da- H h
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ein jeder leſen, weil viel herrliche Dinge darinnen enthalten ſind. Riche-
lieu hat auch ſtudia gehabt, und ein Buch geſchrieben, worinnen er den
Cardinal Perron defendiret. Er hat ein Geſicht gehabt wie ein Fuͤchs-
gen. Einmahl war Richelieu kranck, und verdrießlich, zu wel-
cher Zeit eben der Cardinal la Vellette, und der Hertzog Bernhard die
Armée commandirten. Vallette ſchriebe an den Koͤnig, (welchen Brief
man in denen Memoires de Richelieu, darinnen lauter Staats-Briefe
ſind, findet,) die Armée waͤre ſo und ſo poſtiret, ob er ſchlagen ſollte?
Der Koͤnig ſchrieb ihm zuruͤcke, Monſ. mon Couſin, wenn ihr meynet,
daß ihr ſchlagen koͤnnet, ſo ſchlaget. Dergleichen Antwort haͤtte auch
ein Bauer geben koͤnnen. Woraus man ſehen kan, daß Louis XIII. kei-
nen Verſtand gehabt. Er war ein rechter Sclav von ſeinem Premier-
Miniſtre. Alles was in der Chambre war, war in Dienſten des Riche-
lieu, das kan man auch daraus ſehen: Dem Sieur de Pontis hatte
der Koͤnig verſprochen, ſo bald eine Charge aufgieng, ſollte er ſie ha-
ben; wie nun eine Charge aufgieng, meldete er ſich beym Koͤni-
ge, der verſprach ihm auch dazu zu verhelffen, da er aber aus dem
Cabinet kam, ſagte er: ich habe gemeynet, ihm zu helffen, aber die ſuf-
fragia ſind ungleich ausgefallen. Dieſes hat der Nitter Pontis ad De-
decus Louis XIII. in ſeinen Memoire aufgezeichnet. Denn wenn ich ein
Koͤnig bin, ſo koͤnnen ja die ſuffragia nicht anders ausfallen, als ich will.
Wenn er ſich an den Richelieu addreſſiret, wuͤrde er eher reuſſiret ha-
ben, welches er nachgehends gethan, und iſt er avancirt. Die adjutores
magnorum operum, vicarii reges lauffen auch offt Gefahr, ſonderlich bey
ſolchen Herren, die Melancholico-Sanguinei, oder Sanguineo-Melancho-
lici. So ein Herr, der einen Premier-Miniſtre hat, wirfft alle Gnade
auf einmahl auf ihn. Und wenn auch der Premier-Miniſtre es ſo ein-
richtet, daß er ſich nicht zu viel heraus nimmt, ſondern machet, daß man
immer die Marionette noch ſiehet, ſo darff nur einer einmahl kommen,
und ſagen: ſie ſind nicht Koͤnig, ſo wird er jaloux, und wirfft ihn uͤber
den Hauffen. Wenn der Richelieu nicht geſtorben, wuͤrde er ohn-
fehlbar noch gefallen ſeyn: denn der Koͤnig hat ihn ſchon einmahl
wollen ſtuͤrtzen, weil man ihn weiß gemacht, Richelieu ſey ſehr reich, weß-
wegen der Koͤnig ſehr jaloux worden. Richelieu wurde kranck, und da
ihn der Koͤnig beſuchte, ſo ſagte Richelieu: Er wuͤſte wohl, daß dem Koͤ-
nig viel weiß gemachet worden, von ſeinem Reichthum, damit er aber
ſaͤhe, daß ihn nichts daran gelegen, ſo wollte er ihm hiermit alle ſein
Vermoͤgen ſchencken, ließ auch alle Juwelen hohlen, und gab ſie dem
Koͤnig. Richelieu recuperirte ſeine Geſundheit, und der Koͤnig wurde
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