Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.Cap. V. De prudentia um seine Gesundheit bringen, der abusus könnte also wohl einmahl ver-ursachen, daß man es so machte, wie in Moscau; aber in Teutschland ist nicht una respublica, da würde es viele difficultäten setzen, wegen der jurium, der noblesse und der Städte. Wenn also die monopolia so eingerichtet, daß sie denen Unterthanen nichts nehmen, so können sie gar wohl angehen, welches auch Lyncker erkannt hat. In Pohlen hat der König das monopolium vom Saltz. Der Vauban hat auch dem Kö- nige in Franckreich gerathen, solches an sich zu ziehen, wodurch er ver- meiden könnte, daß kein fremdes Saltz eingeführet würde. Vauban war ein ehrlicher Mann, deßwegen sagte er, weil in Franckreich viele Per- sonen wären, denen es zugehöre, so solle er denenselben geben, was es jetzo werth, damit sich keiner beklagen könnte; dadurch würde er diese avantage haben, daß, da diejenigen, welche Saltz-Güter haben, nur Faullentzer sind, weil sie ihre reditus gewiß haben, so würden sie nun müssen was anfangen mit ihren capitalien, und das Geld rouillirte, der König habe alsdenn einen Saltz-Fond, welchen er recht nutzen und ein- richten könnte, wie er wollte, und es so machen, daß die Leute es wohl- feil bekämen; Denn das Saltz praeserviret uns vor der Fäulung, und ist es ein grosses Unglück, wenn das Saltz theuer, da werden die Leute kranck. Die Teutschen haben vor diesen auch etwas gehabt, e. g. den Zwang-Wein, den man auch Bann-Wein genennet, da man dem Herrn seinen Wein muß zu erst abkauffen. Bey vielen Stifftern hat man dieses, als in Worms, Speyer etc. Wenn der Bischoff Wein aufthut, so muß der erst alle seyn, wenn andere ihren verkauffen wol- len. Sie haben auch Zwang-Mühlen gehabt, dergleichen auch noch viele Edelleute und Principes haben. Im Lüneburgischen findet man der- gleichen, auch in Hessen. Natur durch die Kunst kön- ne zu statten kommen? §. 6. Den sechsten Paragraphum hätte der Autor hier weglassen er
Cap. V. De prudentia um ſeine Geſundheit bringen, der abuſus koͤnnte alſo wohl einmahl ver-urſachen, daß man es ſo machte, wie in Moſcau; aber in Teutſchland iſt nicht una respublica, da wuͤrde es viele difficultaͤten ſetzen, wegen der jurium, der nobleſſe und der Staͤdte. Wenn alſo die monopolia ſo eingerichtet, daß ſie denen Unterthanen nichts nehmen, ſo koͤnnen ſie gar wohl angehen, welches auch Lyncker erkannt hat. In Pohlen hat der Koͤnig das monopolium vom Saltz. Der Vauban hat auch dem Koͤ- nige in Franckreich gerathen, ſolches an ſich zu ziehen, wodurch er ver- meiden koͤnnte, daß kein fremdes Saltz eingefuͤhret wuͤrde. Vauban war ein ehrlicher Mann, deßwegen ſagte er, weil in Franckreich viele Per- ſonen waͤren, denen es zugehoͤre, ſo ſolle er denenſelben geben, was es jetzo werth, damit ſich keiner beklagen koͤnnte; dadurch wuͤrde er dieſe avantage haben, daß, da diejenigen, welche Saltz-Guͤter haben, nur Faullentzer ſind, weil ſie ihre reditus gewiß haben, ſo wuͤrden ſie nun muͤſſen was anfangen mit ihren capitalien, und das Geld rouillirte, der Koͤnig habe alsdenn einen Saltz-Fond, welchen er recht nutzen und ein- richten koͤnnte, wie er wollte, und es ſo machen, daß die Leute es wohl- feil bekaͤmen; Denn das Saltz præſerviret uns vor der Faͤulung, und iſt es ein groſſes Ungluͤck, wenn das Saltz theuer, da werden die Leute kranck. Die Teutſchen haben vor dieſen auch etwas gehabt, e. g. den Zwang-Wein, den man auch Bann-Wein genennet, da man dem Herrn ſeinen Wein muß zu erſt abkauffen. Bey vielen Stifftern hat man dieſes, als in Worms, Speyer ꝛc. Wenn der Biſchoff Wein aufthut, ſo muß der erſt alle ſeyn, wenn andere ihren verkauffen wol- len. Sie haben auch Zwang-Muͤhlen gehabt, dergleichen auch noch viele Edelleute und Principes haben. Im Luͤneburgiſchen findet man der- gleichen, auch in Heſſen. Natur durch die Kunſt koͤn- ne zu ſtatten kommen? §. 6. Den ſechſten Paragraphum haͤtte der Autor hier weglaſſen er
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0304" n="284"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Cap.</hi></hi> V. De prudentia</hi></fw><lb/> um ſeine Geſundheit bringen, der <hi rendition="#aq">abuſus</hi> koͤnnte alſo wohl einmahl ver-<lb/> urſachen, daß man es ſo machte, wie in Moſcau; aber in Teutſchland<lb/> iſt nicht <hi rendition="#aq">una respublica,</hi> da wuͤrde es viele <hi rendition="#aq">difficult</hi>aͤten ſetzen, wegen der<lb/><hi rendition="#aq">jurium,</hi> der <hi rendition="#aq">nobleſſe</hi> und der Staͤdte. Wenn alſo die <hi rendition="#aq">monopolia</hi> ſo<lb/> eingerichtet, daß ſie denen Unterthanen nichts nehmen, ſo koͤnnen ſie gar<lb/> wohl angehen, welches auch <hi rendition="#aq">Lyncker</hi> erkannt hat. In Pohlen hat der<lb/> Koͤnig das <hi rendition="#aq">monopolium</hi> vom Saltz. Der <hi rendition="#aq">Vauban</hi> hat auch dem Koͤ-<lb/> nige in Franckreich gerathen, ſolches an ſich zu ziehen, wodurch er ver-<lb/> meiden koͤnnte, daß kein fremdes Saltz eingefuͤhret wuͤrde. <hi rendition="#aq">Vauban</hi> war<lb/> ein ehrlicher Mann, deßwegen ſagte er, weil in Franckreich viele Per-<lb/> ſonen waͤren, denen es zugehoͤre, ſo ſolle er denenſelben geben, was es<lb/> jetzo werth, damit ſich keiner beklagen koͤnnte; dadurch wuͤrde er dieſe<lb/><hi rendition="#aq">avantage</hi> haben, daß, da diejenigen, welche Saltz-Guͤter haben, nur<lb/> Faullentzer ſind, weil ſie ihre <hi rendition="#aq">reditus</hi> gewiß haben, ſo wuͤrden ſie nun<lb/> muͤſſen was anfangen mit ihren <hi rendition="#aq">capitali</hi>en, und das Geld <hi rendition="#aq">rouilli</hi>rte, der<lb/> Koͤnig habe alsdenn einen Saltz-Fond, welchen er recht nutzen und ein-<lb/> richten koͤnnte, wie er wollte, und es ſo machen, daß die Leute es wohl-<lb/> feil bekaͤmen; Denn das Saltz <hi rendition="#aq">præſervi</hi>ret uns vor der Faͤulung, und<lb/> iſt es ein groſſes Ungluͤck, wenn das Saltz theuer, da werden die Leute<lb/> kranck. Die Teutſchen haben vor dieſen auch etwas gehabt, <hi rendition="#aq">e. g.</hi> den<lb/> Zwang-Wein, den man auch Bann-Wein genennet, da man dem<lb/> Herrn ſeinen Wein muß zu erſt abkauffen. Bey vielen Stifftern hat<lb/> man dieſes, als in Worms, Speyer ꝛc. Wenn der Biſchoff Wein<lb/> aufthut, ſo muß der erſt alle ſeyn, wenn andere ihren verkauffen wol-<lb/> len. Sie haben auch Zwang-Muͤhlen gehabt, dergleichen auch noch<lb/> viele Edelleute und <hi rendition="#aq">Principes</hi> haben. Im Luͤneburgiſchen findet man der-<lb/> gleichen, auch in Heſſen.</p><lb/> <note place="left">Wie man der<lb/> Natur durch<lb/> die Kunſt koͤn-<lb/> ne zu ſtatten<lb/> kommen?</note> <p>§. 6. Den ſechſten <hi rendition="#aq">Paragraphum</hi> haͤtte der <hi rendition="#aq">Autor</hi> hier weglaſſen<lb/> koͤnnen, und bey einer andern Gelegenheit ſollen beybringen, etwa bey<lb/> der folgenden <hi rendition="#aq">Section,</hi> da <hi rendition="#aq">de mercatura</hi> gehandelt wird, doch thut es zur<lb/> Sache nichts, und iſt <hi rendition="#aq">in effectu</hi> einerley, <hi rendition="#aq">ſive hoc loco, ſive alio tracte-<lb/> tur,</hi> daher iſt zu mercken: Es hat zwar die Natur, wie man dencken<lb/> ſollte, einer jeden Sache ihre Grentzen geſetzet, und alſo haben viele ge-<lb/> meynet: <hi rendition="#aq">Arte fieri non poſſe, ut unus fluvius derivetur in alterum.<lb/> Conring in Diſſertatione de ærario</hi> iſt auch dieſer Meynung, und da der<lb/> Churfuͤrſt <hi rendition="#aq">Friedrich Wilhelm</hi> die Havel und die Spree zuſammen ge-<lb/> leitet, ſo hat er <hi rendition="#aq">publiquement</hi> geſchrieben: Er wuͤrde nicht <hi rendition="#aq">reuſſi</hi>ren.<lb/><hi rendition="#aq">Forſtnerus in notis ad Tacitum</hi> hat auch dergleichen mehr wunderliche<lb/> als <hi rendition="#aq">Theologi</hi>ſche <hi rendition="#aq">rationes</hi> angefuͤhret, auch <hi rendition="#aq">dicta</hi> aus der Bibel, wodurch<lb/> <fw place="bottom" type="catch">er</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [284/0304]
Cap. V. De prudentia
um ſeine Geſundheit bringen, der abuſus koͤnnte alſo wohl einmahl ver-
urſachen, daß man es ſo machte, wie in Moſcau; aber in Teutſchland
iſt nicht una respublica, da wuͤrde es viele difficultaͤten ſetzen, wegen der
jurium, der nobleſſe und der Staͤdte. Wenn alſo die monopolia ſo
eingerichtet, daß ſie denen Unterthanen nichts nehmen, ſo koͤnnen ſie gar
wohl angehen, welches auch Lyncker erkannt hat. In Pohlen hat der
Koͤnig das monopolium vom Saltz. Der Vauban hat auch dem Koͤ-
nige in Franckreich gerathen, ſolches an ſich zu ziehen, wodurch er ver-
meiden koͤnnte, daß kein fremdes Saltz eingefuͤhret wuͤrde. Vauban war
ein ehrlicher Mann, deßwegen ſagte er, weil in Franckreich viele Per-
ſonen waͤren, denen es zugehoͤre, ſo ſolle er denenſelben geben, was es
jetzo werth, damit ſich keiner beklagen koͤnnte; dadurch wuͤrde er dieſe
avantage haben, daß, da diejenigen, welche Saltz-Guͤter haben, nur
Faullentzer ſind, weil ſie ihre reditus gewiß haben, ſo wuͤrden ſie nun
muͤſſen was anfangen mit ihren capitalien, und das Geld rouillirte, der
Koͤnig habe alsdenn einen Saltz-Fond, welchen er recht nutzen und ein-
richten koͤnnte, wie er wollte, und es ſo machen, daß die Leute es wohl-
feil bekaͤmen; Denn das Saltz præſerviret uns vor der Faͤulung, und
iſt es ein groſſes Ungluͤck, wenn das Saltz theuer, da werden die Leute
kranck. Die Teutſchen haben vor dieſen auch etwas gehabt, e. g. den
Zwang-Wein, den man auch Bann-Wein genennet, da man dem
Herrn ſeinen Wein muß zu erſt abkauffen. Bey vielen Stifftern hat
man dieſes, als in Worms, Speyer ꝛc. Wenn der Biſchoff Wein
aufthut, ſo muß der erſt alle ſeyn, wenn andere ihren verkauffen wol-
len. Sie haben auch Zwang-Muͤhlen gehabt, dergleichen auch noch
viele Edelleute und Principes haben. Im Luͤneburgiſchen findet man der-
gleichen, auch in Heſſen.
§. 6. Den ſechſten Paragraphum haͤtte der Autor hier weglaſſen
koͤnnen, und bey einer andern Gelegenheit ſollen beybringen, etwa bey
der folgenden Section, da de mercatura gehandelt wird, doch thut es zur
Sache nichts, und iſt in effectu einerley, ſive hoc loco, ſive alio tracte-
tur, daher iſt zu mercken: Es hat zwar die Natur, wie man dencken
ſollte, einer jeden Sache ihre Grentzen geſetzet, und alſo haben viele ge-
meynet: Arte fieri non poſſe, ut unus fluvius derivetur in alterum.
Conring in Diſſertatione de ærario iſt auch dieſer Meynung, und da der
Churfuͤrſt Friedrich Wilhelm die Havel und die Spree zuſammen ge-
leitet, ſo hat er publiquement geſchrieben: Er wuͤrde nicht reuſſiren.
Forſtnerus in notis ad Tacitum hat auch dergleichen mehr wunderliche
als Theologiſche rationes angefuͤhret, auch dicta aus der Bibel, wodurch
er
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |