Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.status circa aerarium, tributa & vectigalia. er zu erweisen suchet, daß es eine impossible Sache sey, allein sie sindalle zu schanden worden, welche auf dergleichen rationes Pseudo-Theo- logicas gefallen. Denn wir haben gefunden, daß der König von Franckreich Meere mit einander consociiret, und andere Flüsse zusam- men geleitet. Der Czaar aber hat sie alle übertroffen, welcher zuwege gebracht, daß man aus der Ost-See bis nach Astracan und bis an die Caspische See kommen kan, davon man Nachricht finden kan in seinem Leben, welches in Franckreich ediret worden. Der Conring, Forstner, und andere, so ihnen Beyfall gegeben, hätten gleich dadurch können über- führet werden, wenn sie die alten Vereinigungen gesehen. Wir wissen ja, daß die Issel und der Rhein zusammen geleitet worden, und findet man dergleichen mehr in denen Niederlanden. Es ist zu verwundern, daß, da Conring ein Ost-Frießländer, und also denen Niederlanden sehr nahe gewesen, solches nicht regardiret. Die Wahrheit zu sagen, so ist die Vereinigung sehr nöthig, und wenn es nicht geschiehet, so hat das Land kein commercium, so hilfft auch die peuplirung nicht. Wer will commercia anlegen, sagt Iean de Witt, muß erst machen, daß die Leute unter einander handeln, und aus andern Landen dasjenige zuführen, was sie nicht haben, das kan aber nicht besser geschehen, als durch Canäle. Gleichwie ich mein praedium, welches kein Wasser hat, melioriren, per servitatem aquaeductus, die ich mir bey dem Nachbar zu wege bringe, welcher viel Wasser hat. Also kan durch die Canäle einem Lande auch viel Nutzen geschaffet werden, daß man alles leichter haben kan. Wir sehen es nur hier in Halle, ratione des Holtzes. Wir haben da kein Holtz, das wird unten herauf gebracht, nebst andern Sachen mehr; Also ist kein dubium, daß es eine avantage vor dem Herrn, und desselben revenüen sehr vermehren kan, wenn er Canäle macht. Von Halle aus kan man zu Wasser bis America kommen. Es hat ein Lothringer dem Kayser einen Vorschlag gethan, wie der March-Fluß in die Donau könne geleitet werden, und die Donau in die Oder, so daß man von der Donau in die Ost-See kommen könnte. Er hat auch dem Kayser gezeiget, was vor impedimenta dabey sind. Carolus Magnus hat ja wol- len die Donau und den Rhein lassen zusammen leiten; Die Ursach, warum er nicht reussirt, weil er keine tüchtige Leute gehabt. Sonst aber ist kein dubium, daß es angehen könne; Wenn es gleich viel Geld ko- stet, bringet es doch alles wieder ein; aber wenn man Flüsse zusammen leitet, ist die andere Frage, ob der Herr solche hernach verpachten soll, daß kein Mensch darauf fahre, als diejenigen, welche sie gepachtet ha- ben. Die Schleussen hat man verpachtet, ich habe aber mit unterschied- lichen N n 3
ſtatus circa ærarium, tributa & vectigalia. er zu erweiſen ſuchet, daß es eine impoſſible Sache ſey, allein ſie ſindalle zu ſchanden worden, welche auf dergleichen rationes Pſeudo-Theo- logicas gefallen. Denn wir haben gefunden, daß der Koͤnig von Franckreich Meere mit einander conſociiret, und andere Fluͤſſe zuſam- men geleitet. Der Czaar aber hat ſie alle uͤbertroffen, welcher zuwege gebracht, daß man aus der Oſt-See bis nach Aſtracan und bis an die Caſpiſche See kommen kan, davon man Nachricht finden kan in ſeinem Leben, welches in Franckreich ediret worden. Der Conring, Forſtner, und andere, ſo ihnen Beyfall gegeben, haͤtten gleich dadurch koͤnnen uͤber- fuͤhret werden, wenn ſie die alten Vereinigungen geſehen. Wir wiſſen ja, daß die Iſſel und der Rhein zuſammen geleitet worden, und findet man dergleichen mehr in denen Niederlanden. Es iſt zu verwundern, daß, da Conring ein Oſt-Frießlaͤnder, und alſo denen Niederlanden ſehr nahe geweſen, ſolches nicht regardiret. Die Wahrheit zu ſagen, ſo iſt die Vereinigung ſehr noͤthig, und wenn es nicht geſchiehet, ſo hat das Land kein commercium, ſo hilfft auch die peuplirung nicht. Wer will commercia anlegen, ſagt Iean de Witt, muß erſt machen, daß die Leute unter einander handeln, und aus andern Landen dasjenige zufuͤhren, was ſie nicht haben, das kan aber nicht beſſer geſchehen, als durch Canaͤle. Gleichwie ich mein prædium, welches kein Waſſer hat, melioriren, per ſervitatem aquæductus, die ich mir bey dem Nachbar zu wege bringe, welcher viel Waſſer hat. Alſo kan durch die Canaͤle einem Lande auch viel Nutzen geſchaffet werden, daß man alles leichter haben kan. Wir ſehen es nur hier in Halle, ratione des Holtzes. Wir haben da kein Holtz, das wird unten herauf gebracht, nebſt andern Sachen mehr; Alſo iſt kein dubium, daß es eine avantage vor dem Herrn, und deſſelben revenüen ſehr vermehren kan, wenn er Canaͤle macht. Von Halle aus kan man zu Waſſer bis America kommen. Es hat ein Lothringer dem Kayſer einen Vorſchlag gethan, wie der March-Fluß in die Donau koͤnne geleitet werden, und die Donau in die Oder, ſo daß man von der Donau in die Oſt-See kommen koͤnnte. Er hat auch dem Kayſer gezeiget, was vor impedimenta dabey ſind. Carolus Magnus hat ja wol- len die Donau und den Rhein laſſen zuſammen leiten; Die Urſach, warum er nicht reuſſirt, weil er keine tuͤchtige Leute gehabt. Sonſt aber iſt kein dubium, daß es angehen koͤnne; Wenn es gleich viel Geld ko- ſtet, bringet es doch alles wieder ein; aber wenn man Fluͤſſe zuſammen leitet, iſt die andere Frage, ob der Herr ſolche hernach verpachten ſoll, daß kein Menſch darauf fahre, als diejenigen, welche ſie gepachtet ha- ben. Die Schleuſſen hat man verpachtet, ich habe aber mit unterſchied- lichen N n 3
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ſtatus circa ærarium, tributa & vectigalia.
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alle zu ſchanden worden, welche auf dergleichen rationes Pſeudo-Theo-
logicas gefallen. Denn wir haben gefunden, daß der Koͤnig von
Franckreich Meere mit einander conſociiret, und andere Fluͤſſe zuſam-
men geleitet. Der Czaar aber hat ſie alle uͤbertroffen, welcher zuwege
gebracht, daß man aus der Oſt-See bis nach Aſtracan und bis an die
Caſpiſche See kommen kan, davon man Nachricht finden kan in ſeinem
Leben, welches in Franckreich ediret worden. Der Conring, Forſtner,
und andere, ſo ihnen Beyfall gegeben, haͤtten gleich dadurch koͤnnen uͤber-
fuͤhret werden, wenn ſie die alten Vereinigungen geſehen. Wir wiſſen
ja, daß die Iſſel und der Rhein zuſammen geleitet worden, und findet
man dergleichen mehr in denen Niederlanden. Es iſt zu verwundern,
daß, da Conring ein Oſt-Frießlaͤnder, und alſo denen Niederlanden ſehr
nahe geweſen, ſolches nicht regardiret. Die Wahrheit zu ſagen, ſo iſt
die Vereinigung ſehr noͤthig, und wenn es nicht geſchiehet, ſo hat das
Land kein commercium, ſo hilfft auch die peuplirung nicht. Wer will
commercia anlegen, ſagt Iean de Witt, muß erſt machen, daß die Leute
unter einander handeln, und aus andern Landen dasjenige zufuͤhren, was
ſie nicht haben, das kan aber nicht beſſer geſchehen, als durch Canaͤle.
Gleichwie ich mein prædium, welches kein Waſſer hat, melioriren, per
ſervitatem aquæductus, die ich mir bey dem Nachbar zu wege bringe,
welcher viel Waſſer hat. Alſo kan durch die Canaͤle einem Lande auch
viel Nutzen geſchaffet werden, daß man alles leichter haben kan. Wir
ſehen es nur hier in Halle, ratione des Holtzes. Wir haben da kein
Holtz, das wird unten herauf gebracht, nebſt andern Sachen mehr;
Alſo iſt kein dubium, daß es eine avantage vor dem Herrn, und deſſelben
revenüen ſehr vermehren kan, wenn er Canaͤle macht. Von Halle aus
kan man zu Waſſer bis America kommen. Es hat ein Lothringer dem
Kayſer einen Vorſchlag gethan, wie der March-Fluß in die Donau
koͤnne geleitet werden, und die Donau in die Oder, ſo daß man von
der Donau in die Oſt-See kommen koͤnnte. Er hat auch dem Kayſer
gezeiget, was vor impedimenta dabey ſind. Carolus Magnus hat ja wol-
len die Donau und den Rhein laſſen zuſammen leiten; Die Urſach,
warum er nicht reuſſirt, weil er keine tuͤchtige Leute gehabt. Sonſt aber
iſt kein dubium, daß es angehen koͤnne; Wenn es gleich viel Geld ko-
ſtet, bringet es doch alles wieder ein; aber wenn man Fluͤſſe zuſammen
leitet, iſt die andere Frage, ob der Herr ſolche hernach verpachten ſoll,
daß kein Menſch darauf fahre, als diejenigen, welche ſie gepachtet ha-
ben. Die Schleuſſen hat man verpachtet, ich habe aber mit unterſchied-
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