Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.Cap. V. De prudentia supponiret, daß ein Herr sein Land, sein Volck kenne, alsdenn kan ersehen, quod sit conservandum, und wie er seinen Unterthanen das abun- dans könne wegnehmen. Was nun bey der Unterthanen Vermögen und bey dem Landes-Vermögen in acht zu nehmen, hat auch bey dem aerario und domanio statt. Daher siehet man, warum der Autor hier redet von denen modis aerarium conservandi. Es ist freylich wahr, daß der Herr seine revenüen nicht bloß hat ex agro, fundo. Ein Bauer siehet nur darauf, wie viel er Wispel Korn, Weitzen und Gersten be- kommt, item wie viel Kälber, Schaafe etc. So ist es aber nicht mit denen regalibus, der grösseste Theil bestehet in juribus. Drum erinnert man, daß ein grosser Herr, wenn er disput hat ratione terrarum, die terras alle zurück geben kan, wenn er nur superioritatem territorialem be- hält. Die jura sind freylich incorporalia, invisibile quidpiam; drum sind eben grosse Herren so betrogen worden, daß man sie ihnen entzogen. Wenn man den Coccejum in jure publico lieset, so fragt er: Ob die Könige in Teutschland keine domainen weggegeben? Er antwortet: Ja, in feudum hätten sie solche gegeben, und das dominium directum darü- ber behalten. Lud. Cantarellus Faber de origine feudorum sagt aber gar wohl, das dominium directum sey eine chimaere. Was hilfft es mir, wenn ich das dominium directum über Asia, Africa und Europa habe, und habe nicht einen Kreutzer davon einzunehmen. Die Gelehr- ten haben dergleichen erdacht, und gesagt: der Herr behalte doch das dominium supremum. Wenn die Lehn empfangen worden, hat man auch eine grosse submission bezeugt, wie es noch ist. Da haben die Kayser gemeynet, sie hätten etwas, und haben doch das utile weggeben. Cantarellus Faber sagt: Hugo Capetus, der unrechtmäßiger Weise auf den Thron gestiegen, habe eben so seine domania weggegeben, weil er vor sich ein reicher Herr gewesen, aber er sagt: da wäre auch Franck- reich arm gewesen, und in keine consideration gekommen, bis alles re- duciret worden, welches unter dem Ludovico XI. geschehen. Vor die- sem ist also Franckreich eher in einem schlechten Zustande gewesen, als Teutschland. Man hat gesagt: Es habe nicht viel zu bedeuten, ob es der Kayser oder ein anderer exercire. Ja, wenn es nur auf die jurisdi- ction ankäme, daß man einmahl einen läßt hencken, daran liegt nicht viel. Aber alle jura wegzunehmen, und nichts zu lassen, ist zu viel, drum sagt der Autor: Es wäre prudentiae regula, daß man die bona oder jura, ad aerarium spectantia nicht sollte tomere veralieniren. Ist alienatio geschehen, so legt man reductions-Cammern an, aber mit Maaß. Carl Gustav in Schweden hat es recht gemacht, welcher zu- gleich
Cap. V. De prudentia ſupponiret, daß ein Herr ſein Land, ſein Volck kenne, alsdenn kan erſehen, quod ſit conſervandum, und wie er ſeinen Unterthanen das abun- dans koͤnne wegnehmen. Was nun bey der Unterthanen Vermoͤgen und bey dem Landes-Vermoͤgen in acht zu nehmen, hat auch bey dem ærario und domanio ſtatt. Daher ſiehet man, warum der Autor hier redet von denen modis ærarium conſervandi. Es iſt freylich wahr, daß der Herr ſeine revenüen nicht bloß hat ex agro, fundo. Ein Bauer ſiehet nur darauf, wie viel er Wiſpel Korn, Weitzen und Gerſten be- kommt, item wie viel Kaͤlber, Schaafe ꝛc. So iſt es aber nicht mit denen regalibus, der groͤſſeſte Theil beſtehet in juribus. Drum erinnert man, daß ein groſſer Herr, wenn er diſput hat ratione terrarum, die terras alle zuruͤck geben kan, wenn er nur ſuperioritatem territorialem be- haͤlt. Die jura ſind freylich incorporalia, inviſibile quidpiam; drum ſind eben groſſe Herren ſo betrogen worden, daß man ſie ihnen entzogen. Wenn man den Coccejum in jure publico lieſet, ſo fragt er: Ob die Koͤnige in Teutſchland keine domainen weggegeben? Er antwortet: Ja, in feudum haͤtten ſie ſolche gegeben, und das dominium directum daruͤ- ber behalten. Lud. Cantarellus Faber de origine feudorum ſagt aber gar wohl, das dominium directum ſey eine chimære. Was hilfft es mir, wenn ich das dominium directum uͤber Aſia, Africa und Europa habe, und habe nicht einen Kreutzer davon einzunehmen. Die Gelehr- ten haben dergleichen erdacht, und geſagt: der Herr behalte doch das dominium ſupremum. Wenn die Lehn empfangen worden, hat man auch eine groſſe ſubmiſſion bezeugt, wie es noch iſt. Da haben die Kayſer gemeynet, ſie haͤtten etwas, und haben doch das utile weggeben. Cantarellus Faber ſagt: Hugo Capetus, der unrechtmaͤßiger Weiſe auf den Thron geſtiegen, habe eben ſo ſeine domania weggegeben, weil er vor ſich ein reicher Herr geweſen, aber er ſagt: da waͤre auch Franck- reich arm geweſen, und in keine conſideration gekommen, bis alles re- duciret worden, welches unter dem Ludovico XI. geſchehen. Vor die- ſem iſt alſo Franckreich eher in einem ſchlechten Zuſtande geweſen, als Teutſchland. Man hat geſagt: Es habe nicht viel zu bedeuten, ob es der Kayſer oder ein anderer exercire. Ja, wenn es nur auf die jurisdi- ction ankaͤme, daß man einmahl einen laͤßt hencken, daran liegt nicht viel. Aber alle jura wegzunehmen, und nichts zu laſſen, iſt zu viel, drum ſagt der Autor: Es waͤre prudentiæ regula, daß man die bona oder jura, ad ærarium ſpectantia nicht ſollte tomere veralieniren. Iſt alienatio geſchehen, ſo legt man reductions-Cammern an, aber mit Maaß. Carl Guſtav in Schweden hat es recht gemacht, welcher zu- gleich
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Cap. V. De prudentia
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dans koͤnne wegnehmen. Was nun bey der Unterthanen Vermoͤgen
und bey dem Landes-Vermoͤgen in acht zu nehmen, hat auch bey dem
ærario und domanio ſtatt. Daher ſiehet man, warum der Autor hier
redet von denen modis ærarium conſervandi. Es iſt freylich wahr, daß
der Herr ſeine revenüen nicht bloß hat ex agro, fundo. Ein Bauer
ſiehet nur darauf, wie viel er Wiſpel Korn, Weitzen und Gerſten be-
kommt, item wie viel Kaͤlber, Schaafe ꝛc. So iſt es aber nicht mit
denen regalibus, der groͤſſeſte Theil beſtehet in juribus. Drum erinnert
man, daß ein groſſer Herr, wenn er diſput hat ratione terrarum, die
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haͤlt. Die jura ſind freylich incorporalia, inviſibile quidpiam; drum ſind
eben groſſe Herren ſo betrogen worden, daß man ſie ihnen entzogen.
Wenn man den Coccejum in jure publico lieſet, ſo fragt er: Ob die
Koͤnige in Teutſchland keine domainen weggegeben? Er antwortet: Ja,
in feudum haͤtten ſie ſolche gegeben, und das dominium directum daruͤ-
ber behalten. Lud. Cantarellus Faber de origine feudorum ſagt aber
gar wohl, das dominium directum ſey eine chimære. Was hilfft es
mir, wenn ich das dominium directum uͤber Aſia, Africa und Europa
habe, und habe nicht einen Kreutzer davon einzunehmen. Die Gelehr-
ten haben dergleichen erdacht, und geſagt: der Herr behalte doch das
dominium ſupremum. Wenn die Lehn empfangen worden, hat man
auch eine groſſe ſubmiſſion bezeugt, wie es noch iſt. Da haben die
Kayſer gemeynet, ſie haͤtten etwas, und haben doch das utile weggeben.
Cantarellus Faber ſagt: Hugo Capetus, der unrechtmaͤßiger Weiſe auf
den Thron geſtiegen, habe eben ſo ſeine domania weggegeben, weil er
vor ſich ein reicher Herr geweſen, aber er ſagt: da waͤre auch Franck-
reich arm geweſen, und in keine conſideration gekommen, bis alles re-
duciret worden, welches unter dem Ludovico XI. geſchehen. Vor die-
ſem iſt alſo Franckreich eher in einem ſchlechten Zuſtande geweſen, als
Teutſchland. Man hat geſagt: Es habe nicht viel zu bedeuten, ob es
der Kayſer oder ein anderer exercire. Ja, wenn es nur auf die jurisdi-
ction ankaͤme, daß man einmahl einen laͤßt hencken, daran liegt nicht
viel. Aber alle jura wegzunehmen, und nichts zu laſſen, iſt zu viel,
drum ſagt der Autor: Es waͤre prudentiæ regula, daß man die bona
oder jura, ad ærarium ſpectantia nicht ſollte tomere veralieniren. Iſt
alienatio geſchehen, ſo legt man reductions-Cammern an, aber mit
Maaß. Carl Guſtav in Schweden hat es recht gemacht, welcher zu-
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