Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.status circa aerarium, tributa & vectigalia. aber so ist sie auf alles gesetzt. Wenn ein Handwercks-Mann willKupffer, Meßing verarbeiten, so muß er solches erst kauffen, und hernach muß er auch eine ziemliche accise davon geben; Die Handwercks-Leu- te aber haben viel Kinder, viel Gesellen, wo wollen sie da auskommen? Dicis: Er kan es wieder auf die Waare schlagen? Allein, da finden sich keine Leute, die ihm abkauffen. Gesetzt, die Schuster müssen auf das Leder viel accise geben, sie schlagen es wieder auf die Schuhe, kommen sie auf einen Jahrmarckt, so kaufft ihnen niemand ab. Da finden sich andere, welche können wohlfeiler geben, die verkauffen alsdenn ihre Sa- chen. Etwas favorables also hat wohl dieses systema, und darff man es nicht gäntzlich wegwerffen, aber auf denrees und materialien darff man nichts legen, sonst würden die commercia gestöhret. Das com- mercium, wenn es soll Vortheil bringen, muß davon dependiren, daß die Waaren ausgeführet und anderwärts verkauffet werden; Wo kön- nen aber dieselben verkaufft werden, wenn sie so theuer sind? Im com- mercio kömmt es darauf an, wer am wohlfeilsten giebt, der verkaufft am ersten; Daher haben die Holländer die Engeländer ruiniret, weil sie alles wohlfeiler geben konnten, als andere. Die Frantzosen sind ruini- ret worden, weil sie alles theuer geben. Sonst hat man so viele Fran- tzösische Hüthe heraus gebracht, jetzo aber machet man sie bey uns eben so gut, und kan man sie wohlfeiler geben, daher kriegt man keine Fran- tzösische Hüthe mehr zu sehen, als wenn etwa einer nach Franckreich ge- teiset, und einen mit heraus gebracht. Wenn man die force von allen Reichen ansiehet, so bestehet sie in dem commercio, in manufacturen; Also muß man auch darauf sehen, daß solche nicht gestöhret werden. In Franckreich hat man auch die accise eingeführet und ob zwar die Fran- tzosen ein Loch erfunden, daß sie Waaren in America und Africa ver- kauffen können, so sagt doch Vauban, sie hätten einen grossen Stoß dar- über bekommen, weil die Sachen theuer worden. Ich habe observiret, daß, weil die Wolle hier wohlfeiler ist, und man die Tücher wohlfeiler fabriciren kan, so werden dadurch viele andere ruiniret, weil sie die Tü- cher nicht um solchen Preiß geben können; Also kan man sich leicht ein- bilden, daß ein Land am florisantesten, wenn es alles am wohlfeilsten geben kan. Die Holländer klagen überall, daß ihre Handlung abnäh- me, weil sie an andern Orten jetzo eben die Sachen fabriciren, und solche wohlfeiler geben, sie aber wollen bey ihrem alten Preise bleiben. Der Italiänische Handel ist eben dadurch zu Grunde gegangen. Wenn man fragt, warum der Venetianer ihr commercium zu Grunde gegangen, so ist die Ursache, daß andere auch einen Weg nach Ost-Indien gesunden, und Q q 2
ſtatus circa ærarium, tributa & vectigalia. aber ſo iſt ſie auf alles geſetzt. Wenn ein Handwercks-Mann willKupffer, Meßing verarbeiten, ſo muß er ſolches erſt kauffen, und hernach muß er auch eine ziemliche acciſe davon geben; Die Handwercks-Leu- te aber haben viel Kinder, viel Geſellen, wo wollen ſie da auskommen? Dicis: Er kan es wieder auf die Waare ſchlagen? Allein, da finden ſich keine Leute, die ihm abkauffen. Geſetzt, die Schuſter muͤſſen auf das Leder viel acciſe geben, ſie ſchlagen es wieder auf die Schuhe, kommen ſie auf einen Jahrmarckt, ſo kaufft ihnen niemand ab. Da finden ſich andere, welche koͤnnen wohlfeiler geben, die verkauffen alsdenn ihre Sa- chen. Etwas favorables alſo hat wohl dieſes ſyſtema, und darff man es nicht gaͤntzlich wegwerffen, aber auf denrées und materialien darff man nichts legen, ſonſt wuͤrden die commercia geſtoͤhret. Das com- mercium, wenn es ſoll Vortheil bringen, muß davon dependiren, daß die Waaren ausgefuͤhret und anderwaͤrts verkauffet werden; Wo koͤn- nen aber dieſelben verkaufft werden, wenn ſie ſo theuer ſind? Im com- mercio koͤmmt es darauf an, wer am wohlfeilſten giebt, der verkaufft am erſten; Daher haben die Hollaͤnder die Engelaͤnder ruiniret, weil ſie alles wohlfeiler geben konnten, als andere. Die Frantzoſen ſind ruini- ret worden, weil ſie alles theuer geben. Sonſt hat man ſo viele Fran- tzoͤſiſche Huͤthe heraus gebracht, jetzo aber machet man ſie bey uns eben ſo gut, und kan man ſie wohlfeiler geben, daher kriegt man keine Fran- tzoͤſiſche Huͤthe mehr zu ſehen, als wenn etwa einer nach Franckreich ge- teiſet, und einen mit heraus gebracht. Wenn man die force von allen Reichen anſiehet, ſo beſtehet ſie in dem commercio, in manufacturen; Alſo muß man auch darauf ſehen, daß ſolche nicht geſtoͤhret werden. In Franckreich hat man auch die acciſe eingefuͤhret und ob zwar die Fran- tzoſen ein Loch erfunden, daß ſie Waaren in America und Africa ver- kauffen koͤnnen, ſo ſagt doch Vauban, ſie haͤtten einen groſſen Stoß dar- uͤber bekommen, weil die Sachen theuer worden. Ich habe obſerviret, daß, weil die Wolle hier wohlfeiler iſt, und man die Tuͤcher wohlfeiler fabriciren kan, ſo werden dadurch viele andere ruiniret, weil ſie die Tuͤ- cher nicht um ſolchen Preiß geben koͤnnen; Alſo kan man ſich leicht ein- bilden, daß ein Land am floriſanteſten, wenn es alles am wohlfeilſten geben kan. Die Hollaͤnder klagen uͤberall, daß ihre Handlung abnaͤh- me, weil ſie an andern Orten jetzo eben die Sachen fabriciren, und ſolche wohlfeiler geben, ſie aber wollen bey ihrem alten Preiſe bleiben. Der Italiaͤniſche Handel iſt eben dadurch zu Grunde gegangen. Wenn man fragt, warum der Venetianer ihr commercium zu Grunde gegangen, ſo iſt die Urſache, daß andere auch einen Weg nach Oſt-Indien geſunden, und Q q 2
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ſtatus circa ærarium, tributa & vectigalia.
aber ſo iſt ſie auf alles geſetzt. Wenn ein Handwercks-Mann will
Kupffer, Meßing verarbeiten, ſo muß er ſolches erſt kauffen, und hernach
muß er auch eine ziemliche acciſe davon geben; Die Handwercks-Leu-
te aber haben viel Kinder, viel Geſellen, wo wollen ſie da auskommen?
Dicis: Er kan es wieder auf die Waare ſchlagen? Allein, da finden ſich
keine Leute, die ihm abkauffen. Geſetzt, die Schuſter muͤſſen auf das
Leder viel acciſe geben, ſie ſchlagen es wieder auf die Schuhe, kommen
ſie auf einen Jahrmarckt, ſo kaufft ihnen niemand ab. Da finden ſich
andere, welche koͤnnen wohlfeiler geben, die verkauffen alsdenn ihre Sa-
chen. Etwas favorables alſo hat wohl dieſes ſyſtema, und darff man
es nicht gaͤntzlich wegwerffen, aber auf denrées und materialien darff
man nichts legen, ſonſt wuͤrden die commercia geſtoͤhret. Das com-
mercium, wenn es ſoll Vortheil bringen, muß davon dependiren, daß
die Waaren ausgefuͤhret und anderwaͤrts verkauffet werden; Wo koͤn-
nen aber dieſelben verkaufft werden, wenn ſie ſo theuer ſind? Im com-
mercio koͤmmt es darauf an, wer am wohlfeilſten giebt, der verkaufft
am erſten; Daher haben die Hollaͤnder die Engelaͤnder ruiniret, weil ſie
alles wohlfeiler geben konnten, als andere. Die Frantzoſen ſind ruini-
ret worden, weil ſie alles theuer geben. Sonſt hat man ſo viele Fran-
tzoͤſiſche Huͤthe heraus gebracht, jetzo aber machet man ſie bey uns eben
ſo gut, und kan man ſie wohlfeiler geben, daher kriegt man keine Fran-
tzoͤſiſche Huͤthe mehr zu ſehen, als wenn etwa einer nach Franckreich ge-
teiſet, und einen mit heraus gebracht. Wenn man die force von allen
Reichen anſiehet, ſo beſtehet ſie in dem commercio, in manufacturen;
Alſo muß man auch darauf ſehen, daß ſolche nicht geſtoͤhret werden. In
Franckreich hat man auch die acciſe eingefuͤhret und ob zwar die Fran-
tzoſen ein Loch erfunden, daß ſie Waaren in America und Africa ver-
kauffen koͤnnen, ſo ſagt doch Vauban, ſie haͤtten einen groſſen Stoß dar-
uͤber bekommen, weil die Sachen theuer worden. Ich habe obſerviret,
daß, weil die Wolle hier wohlfeiler iſt, und man die Tuͤcher wohlfeiler
fabriciren kan, ſo werden dadurch viele andere ruiniret, weil ſie die Tuͤ-
cher nicht um ſolchen Preiß geben koͤnnen; Alſo kan man ſich leicht ein-
bilden, daß ein Land am floriſanteſten, wenn es alles am wohlfeilſten
geben kan. Die Hollaͤnder klagen uͤberall, daß ihre Handlung abnaͤh-
me, weil ſie an andern Orten jetzo eben die Sachen fabriciren, und ſolche
wohlfeiler geben, ſie aber wollen bey ihrem alten Preiſe bleiben. Der
Italiaͤniſche Handel iſt eben dadurch zu Grunde gegangen. Wenn man
fragt, warum der Venetianer ihr commercium zu Grunde gegangen, ſo
iſt die Urſache, daß andere auch einen Weg nach Oſt-Indien geſunden,
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