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Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.

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Cap. V. De prudentia
hat auch keinen Wein, es sey denn, daß er etwa in denen Mittägigen
Ländern sich sollte befleißigen Wein zu pflantzen. Man hat gegen Astra-
can
an der VVolga einige specimina wollen ablegen, es ist aber nicht an-
gegangen, und meynen einige, daß es gar nicht practicable, aber ich glau-
be, daß, wenn man eine Charte nimmt, und ziehet von den Orten, wo
Wein wächset, eine Linie nach des Czaars seinen Landen, so sollte wohl
angehen an denselbigen Oertern Wein zu pflantzen. Die importanda
sind also vel necessaria, welche man nicht entbehren kan, vel non necessa-
ria,
daher kan man keine bessere Regel machen, als diese: Die impor-
tanda necessaria,
welche man nicht entbehren kan, soll man entweder gar
nicht mit einem Zoll belegen, oder wenigstens nur mit einem leidlichen.
Denn machet man denen Leuten die nothwendigen Dinge sauer, mur-
murant;
Es ist nichts abgeschmackters, als wenn man an denen Or-
then, wo kein Saltz ist, einen grossen impost auf das Saltz setzet, wo
es ist, da kan man noch eher einen grossen impost darauf legen, weil es
doch wohlfeil bleibet; Aber, wo man es erst von andern Orthen herhoh-
let, und noch einen grossen impost geben soll, das kan nicht angehen.
Thut man es, so suchen die Leute dieses necessarium zu menagiren, wer-
den ungesund, und weiß man offt, daß eine Pestilentz davon entstan-
den: Denn das Saltz praeservirt uns vor der putrefaction; Die Pesti-
lentz aber ist nichts anders als eine putrefaction, so geschwind um sich
greiffet, welches schon ein alter Medicus, Franc. Valleriola observiret.
Wenn man nur gleich eine Gabellam giebt, so machet es doch zusam-
men viel aus. Daher habe ich allezeit improbiret, wenn ich gesehen
habe, daß man gesuchet die necessaria zu belästigen. Ich habe in mei-
nem Vaterlande wahrgenommen, woselbst vor diesen die Meßing-Ma-
nufactu
ren am stärcksten floriret, welches daher kommt, weil man von
dem Meßing, so nach Nürnberg gebracht wird, was weniges nimmt;
Vor den gantzen Centner Kupffer giebt man etwa sechs Pfennige, und
von dem Galmey geben sie gar nichts, weil solcher ohnedem erst von
Lüttich muß hergebracht werden, und viel kostet. Sie haben auch noch
den Vorzug vor allen fabricanten, theils, weil sie die Drechsler haben,
so alles in der Geschwindigkeit können machen, theils auch, weil sie es
wohlfeiler geben können. Der König in Preussen hat auch Meßing-
Manufacturen angelegt, und sind sie gut reussirt; Aber, wenn nicht ver-
bothen wäre, kein fremd Meßing ins Land zu führen, würde der Abgang
nicht groß seyn, weil die Nürnberger alles wohlfeiler geben können.
Auf die exportanda kan man auch einen Zoll legen, aber was weniges,
wenn es solche exportanda, die ich selbst nicht brauche, welche mir so zu

sa-

Cap. V. De prudentia
hat auch keinen Wein, es ſey denn, daß er etwa in denen Mittaͤgigen
Laͤndern ſich ſollte befleißigen Wein zu pflantzen. Man hat gegen Aſtra-
can
an der VVolga einige ſpecimina wollen ablegen, es iſt aber nicht an-
gegangen, und meynen einige, daß es gar nicht practicable, aber ich glau-
be, daß, wenn man eine Charte nimmt, und ziehet von den Orten, wo
Wein waͤchſet, eine Linie nach des Czaars ſeinen Landen, ſo ſollte wohl
angehen an denſelbigen Oertern Wein zu pflantzen. Die importanda
ſind alſo vel neceſſaria, welche man nicht entbehren kan, vel non neceſſa-
ria,
daher kan man keine beſſere Regel machen, als dieſe: Die impor-
tanda neceſſaria,
welche man nicht entbehren kan, ſoll man entweder gar
nicht mit einem Zoll belegen, oder wenigſtens nur mit einem leidlichen.
Denn machet man denen Leuten die nothwendigen Dinge ſauer, mur-
murant;
Es iſt nichts abgeſchmackters, als wenn man an denen Or-
then, wo kein Saltz iſt, einen groſſen impoſt auf das Saltz ſetzet, wo
es iſt, da kan man noch eher einen groſſen impoſt darauf legen, weil es
doch wohlfeil bleibet; Aber, wo man es erſt von andern Orthen herhoh-
let, und noch einen groſſen impoſt geben ſoll, das kan nicht angehen.
Thut man es, ſo ſuchen die Leute dieſes neceſſarium zu menagiren, wer-
den ungeſund, und weiß man offt, daß eine Peſtilentz davon entſtan-
den: Denn das Saltz præſervirt uns vor der putrefaction; Die Peſti-
lentz aber iſt nichts anders als eine putrefaction, ſo geſchwind um ſich
greiffet, welches ſchon ein alter Medicus, Franc. Valleriola obſerviret.
Wenn man nur gleich eine Gabellam giebt, ſo machet es doch zuſam-
men viel aus. Daher habe ich allezeit improbiret, wenn ich geſehen
habe, daß man geſuchet die neceſſaria zu belaͤſtigen. Ich habe in mei-
nem Vaterlande wahrgenommen, woſelbſt vor dieſen die Meßing-Ma-
nufactu
ren am ſtaͤrckſten floriret, welches daher kommt, weil man von
dem Meßing, ſo nach Nuͤrnberg gebracht wird, was weniges nimmt;
Vor den gantzen Centner Kupffer giebt man etwa ſechs Pfennige, und
von dem Galmey geben ſie gar nichts, weil ſolcher ohnedem erſt von
Luͤttich muß hergebracht werden, und viel koſtet. Sie haben auch noch
den Vorzug vor allen fabricanten, theils, weil ſie die Drechsler haben,
ſo alles in der Geſchwindigkeit koͤnnen machen, theils auch, weil ſie es
wohlfeiler geben koͤnnen. Der Koͤnig in Preuſſen hat auch Meßing-
Manufacturen angelegt, und ſind ſie gut reuſſirt; Aber, wenn nicht ver-
bothen waͤre, kein fremd Meßing ins Land zu fuͤhren, wuͤrde der Abgang
nicht groß ſeyn, weil die Nuͤrnberger alles wohlfeiler geben koͤnnen.
Auf die exportanda kan man auch einen Zoll legen, aber was weniges,
wenn es ſolche exportanda, die ich ſelbſt nicht brauche, welche mir ſo zu

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[312/0332] Cap. V. De prudentia hat auch keinen Wein, es ſey denn, daß er etwa in denen Mittaͤgigen Laͤndern ſich ſollte befleißigen Wein zu pflantzen. Man hat gegen Aſtra- can an der VVolga einige ſpecimina wollen ablegen, es iſt aber nicht an- gegangen, und meynen einige, daß es gar nicht practicable, aber ich glau- be, daß, wenn man eine Charte nimmt, und ziehet von den Orten, wo Wein waͤchſet, eine Linie nach des Czaars ſeinen Landen, ſo ſollte wohl angehen an denſelbigen Oertern Wein zu pflantzen. Die importanda ſind alſo vel neceſſaria, welche man nicht entbehren kan, vel non neceſſa- ria, daher kan man keine beſſere Regel machen, als dieſe: Die impor- tanda neceſſaria, welche man nicht entbehren kan, ſoll man entweder gar nicht mit einem Zoll belegen, oder wenigſtens nur mit einem leidlichen. Denn machet man denen Leuten die nothwendigen Dinge ſauer, mur- murant; Es iſt nichts abgeſchmackters, als wenn man an denen Or- then, wo kein Saltz iſt, einen groſſen impoſt auf das Saltz ſetzet, wo es iſt, da kan man noch eher einen groſſen impoſt darauf legen, weil es doch wohlfeil bleibet; Aber, wo man es erſt von andern Orthen herhoh- let, und noch einen groſſen impoſt geben ſoll, das kan nicht angehen. Thut man es, ſo ſuchen die Leute dieſes neceſſarium zu menagiren, wer- den ungeſund, und weiß man offt, daß eine Peſtilentz davon entſtan- den: Denn das Saltz præſervirt uns vor der putrefaction; Die Peſti- lentz aber iſt nichts anders als eine putrefaction, ſo geſchwind um ſich greiffet, welches ſchon ein alter Medicus, Franc. Valleriola obſerviret. Wenn man nur gleich eine Gabellam giebt, ſo machet es doch zuſam- men viel aus. Daher habe ich allezeit improbiret, wenn ich geſehen habe, daß man geſuchet die neceſſaria zu belaͤſtigen. Ich habe in mei- nem Vaterlande wahrgenommen, woſelbſt vor dieſen die Meßing-Ma- nufacturen am ſtaͤrckſten floriret, welches daher kommt, weil man von dem Meßing, ſo nach Nuͤrnberg gebracht wird, was weniges nimmt; Vor den gantzen Centner Kupffer giebt man etwa ſechs Pfennige, und von dem Galmey geben ſie gar nichts, weil ſolcher ohnedem erſt von Luͤttich muß hergebracht werden, und viel koſtet. Sie haben auch noch den Vorzug vor allen fabricanten, theils, weil ſie die Drechsler haben, ſo alles in der Geſchwindigkeit koͤnnen machen, theils auch, weil ſie es wohlfeiler geben koͤnnen. Der Koͤnig in Preuſſen hat auch Meßing- Manufacturen angelegt, und ſind ſie gut reuſſirt; Aber, wenn nicht ver- bothen waͤre, kein fremd Meßing ins Land zu fuͤhren, wuͤrde der Abgang nicht groß ſeyn, weil die Nuͤrnberger alles wohlfeiler geben koͤnnen. Auf die exportanda kan man auch einen Zoll legen, aber was weniges, wenn es ſolche exportanda, die ich ſelbſt nicht brauche, welche mir ſo zu ſa-

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Zitationshilfe: Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gundling_discours_1733/332>, abgerufen am 24.11.2024.