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Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.

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status circa aerarium, tributa & vectigalia.
sagen a charge. Hergegen, was ich selbst brauchen kan, und nöthig
habe, darauf kan ich einen grossen Zoll legen. Also ist absurd, wenn ich
schöne manufacturen habe, die Sachen sollen an fremde Oerter verkaufft
werden, und ich lege einen grossen Zoll darauf. Wenn die Engelän-
der ihre Tücher verkauffen wollen, müssen sie keinen grossen Zoll darauf
legen; Davenatius, welcher von dem Englischen commercio ein grosses
Buch, so in sechzehen Bänden bestehet, geschrieben in Englischer Spra-
che, welches meritirte, daß man einen extract daraus machte, hat obser-
vi
ret, daß die Engeländer einen kleinen Zoll auf die Tücher gelegt, da-
mit sie nur brav ausgeführet würden. Gleichwie es ein Fehler, wenn
man auf die exportanda non necessaria einen grossen Zoll setzet. Vor
etlichen Jahren kam in S. ein Windfänger, welcher sagte, man solle
auf das Saltz einen grossen impost legen. Er raisonnirte aber in ab-
stracto,
und sahe nicht, daß es nicht practicable. Darinnen hat er
recht, daß es dem Herrn viel einträgt, aber die Unterthanen werden rui-
ni
ret. Wir haben hier kein Holtz, da ist es eine grosse imposten, wenn
man einen grossen impost aufs Holtz legete. Man muß alle suchen zu
soulagiren. Vormahls hohlte man viel Korn von Magdeburg, als
man aber sechs Thaler auf den Wispel setzte, blieben die Kaufleute weg.
Man setzte es nachgehends wieder herunter, aber sie sind nicht wieder ge-
kommen. Es war ein kleiner Fehler, der aber grossen Schaden ge-
than. Der Kauffmann ist gar kein Mann wie andere Leute, er gehet
dem profit nach, und wenn derselbe auch nur vier Groschen ausmachet,
so gehet er doch weg, und ist er wie der Fuhrmann, welcher gerne etwas
umfähret, daß er nicht mit vielen imposten belästiget und aufgehalten
wird. Was bisher von denen importandis und exportandis gesagt
worden, das concernirt auch eine jede civitatem en particulier. Aber bey
denen Zöllen muß mehr regardiret werden, wo grosse Handels-Städte
sind, wie Livorno im Florentinischen, Amsterdam, Londen. Hier bin
ich der Meynung, welche Cosmus von Medices gehabt, welcher Ursach
ist, daß der Hafen Livorno so florirt. Der Hafen hat so schon vorher
florirt, weil sie das commercium nach Africa hatten, und sind Kaufleute
daselbst gewesen, so etliche Millionen im Vermögen gehabt. Unter
Cosmo aber hat man gemeynet, er würde über den Hafen gehen, wel-
ches aber nicht geschehen. Cosmus hat dieses gethan, daß er einen klei-
nen impost auf die importanda und exportanda gelegt, da hat er ein
grosses commercium hingezogen; Derjenige, so einen grossen Zoll
nimmt, ist wie ein geitziger Wirth, welcher alles auf einmahl gewinnen
will, und viel Wasser unter das Bier giesset, bedenckt aber nicht, daß

dieje-
R r

ſtatus circa ærarium, tributa & vectigalia.
ſagen a charge. Hergegen, was ich ſelbſt brauchen kan, und noͤthig
habe, darauf kan ich einen groſſen Zoll legen. Alſo iſt abſurd, wenn ich
ſchoͤne manufacturen habe, die Sachen ſollen an fremde Oerter verkaufft
werden, und ich lege einen groſſen Zoll darauf. Wenn die Engelaͤn-
der ihre Tuͤcher verkauffen wollen, muͤſſen ſie keinen groſſen Zoll darauf
legen; Davenatius, welcher von dem Engliſchen commercio ein groſſes
Buch, ſo in ſechzehen Baͤnden beſtehet, geſchrieben in Engliſcher Spra-
che, welches meritirte, daß man einen extract daraus machte, hat obſer-
vi
ret, daß die Engelaͤnder einen kleinen Zoll auf die Tuͤcher gelegt, da-
mit ſie nur brav ausgefuͤhret wuͤrden. Gleichwie es ein Fehler, wenn
man auf die exportanda non neceſſaria einen groſſen Zoll ſetzet. Vor
etlichen Jahren kam in S. ein Windfaͤnger, welcher ſagte, man ſolle
auf das Saltz einen groſſen impoſt legen. Er raiſonnirte aber in ab-
ſtracto,
und ſahe nicht, daß es nicht practicable. Darinnen hat er
recht, daß es dem Herrn viel eintraͤgt, aber die Unterthanen werden rui-
ni
ret. Wir haben hier kein Holtz, da iſt es eine groſſe impoſten, wenn
man einen groſſen impoſt aufs Holtz legete. Man muß alle ſuchen zu
ſoulagiren. Vormahls hohlte man viel Korn von Magdeburg, als
man aber ſechs Thaler auf den Wiſpel ſetzte, blieben die Kaufleute weg.
Man ſetzte es nachgehends wieder herunter, aber ſie ſind nicht wieder ge-
kommen. Es war ein kleiner Fehler, der aber groſſen Schaden ge-
than. Der Kauffmann iſt gar kein Mann wie andere Leute, er gehet
dem profit nach, und wenn derſelbe auch nur vier Groſchen ausmachet,
ſo gehet er doch weg, und iſt er wie der Fuhrmann, welcher gerne etwas
umfaͤhret, daß er nicht mit vielen impoſten belaͤſtiget und aufgehalten
wird. Was bisher von denen importandis und exportandis geſagt
worden, das concernirt auch eine jede civitatem en particulier. Aber bey
denen Zoͤllen muß mehr regardiret werden, wo groſſe Handels-Staͤdte
ſind, wie Livorno im Florentiniſchen, Amſterdam, Londen. Hier bin
ich der Meynung, welche Coſmus von Medices gehabt, welcher Urſach
iſt, daß der Hafen Livorno ſo florirt. Der Hafen hat ſo ſchon vorher
florirt, weil ſie das commercium nach Africa hatten, und ſind Kaufleute
daſelbſt geweſen, ſo etliche Millionen im Vermoͤgen gehabt. Unter
Coſmo aber hat man gemeynet, er wuͤrde uͤber den Hafen gehen, wel-
ches aber nicht geſchehen. Coſmus hat dieſes gethan, daß er einen klei-
nen impoſt auf die importanda und exportanda gelegt, da hat er ein
groſſes commercium hingezogen; Derjenige, ſo einen groſſen Zoll
nimmt, iſt wie ein geitziger Wirth, welcher alles auf einmahl gewinnen
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[313/0333] ſtatus circa ærarium, tributa & vectigalia. ſagen a charge. Hergegen, was ich ſelbſt brauchen kan, und noͤthig habe, darauf kan ich einen groſſen Zoll legen. Alſo iſt abſurd, wenn ich ſchoͤne manufacturen habe, die Sachen ſollen an fremde Oerter verkaufft werden, und ich lege einen groſſen Zoll darauf. Wenn die Engelaͤn- der ihre Tuͤcher verkauffen wollen, muͤſſen ſie keinen groſſen Zoll darauf legen; Davenatius, welcher von dem Engliſchen commercio ein groſſes Buch, ſo in ſechzehen Baͤnden beſtehet, geſchrieben in Engliſcher Spra- che, welches meritirte, daß man einen extract daraus machte, hat obſer- viret, daß die Engelaͤnder einen kleinen Zoll auf die Tuͤcher gelegt, da- mit ſie nur brav ausgefuͤhret wuͤrden. Gleichwie es ein Fehler, wenn man auf die exportanda non neceſſaria einen groſſen Zoll ſetzet. Vor etlichen Jahren kam in S. ein Windfaͤnger, welcher ſagte, man ſolle auf das Saltz einen groſſen impoſt legen. Er raiſonnirte aber in ab- ſtracto, und ſahe nicht, daß es nicht practicable. Darinnen hat er recht, daß es dem Herrn viel eintraͤgt, aber die Unterthanen werden rui- niret. Wir haben hier kein Holtz, da iſt es eine groſſe impoſten, wenn man einen groſſen impoſt aufs Holtz legete. Man muß alle ſuchen zu ſoulagiren. Vormahls hohlte man viel Korn von Magdeburg, als man aber ſechs Thaler auf den Wiſpel ſetzte, blieben die Kaufleute weg. Man ſetzte es nachgehends wieder herunter, aber ſie ſind nicht wieder ge- kommen. Es war ein kleiner Fehler, der aber groſſen Schaden ge- than. Der Kauffmann iſt gar kein Mann wie andere Leute, er gehet dem profit nach, und wenn derſelbe auch nur vier Groſchen ausmachet, ſo gehet er doch weg, und iſt er wie der Fuhrmann, welcher gerne etwas umfaͤhret, daß er nicht mit vielen impoſten belaͤſtiget und aufgehalten wird. Was bisher von denen importandis und exportandis geſagt worden, das concernirt auch eine jede civitatem en particulier. Aber bey denen Zoͤllen muß mehr regardiret werden, wo groſſe Handels-Staͤdte ſind, wie Livorno im Florentiniſchen, Amſterdam, Londen. Hier bin ich der Meynung, welche Coſmus von Medices gehabt, welcher Urſach iſt, daß der Hafen Livorno ſo florirt. Der Hafen hat ſo ſchon vorher florirt, weil ſie das commercium nach Africa hatten, und ſind Kaufleute daſelbſt geweſen, ſo etliche Millionen im Vermoͤgen gehabt. Unter Coſmo aber hat man gemeynet, er wuͤrde uͤber den Hafen gehen, wel- ches aber nicht geſchehen. Coſmus hat dieſes gethan, daß er einen klei- nen impoſt auf die importanda und exportanda gelegt, da hat er ein groſſes commercium hingezogen; Derjenige, ſo einen groſſen Zoll nimmt, iſt wie ein geitziger Wirth, welcher alles auf einmahl gewinnen will, und viel Waſſer unter das Bier gieſſet, bedenckt aber nicht, daß dieje- R r

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Zitationshilfe: Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gundling_discours_1733/333>, abgerufen am 24.11.2024.